Ein Wechsel aus Sonnenschein und Regen, dazu Temperaturen um die 10 Grad: Seit mehreren Wochen ist vom Winter hierzulande wenig zu erkennen, es ist kurzum zu mild für die Jahreszeit. Das sorgt in den Skigebieten für erste Sorgenfalten, lädt doch das Wetter in den Semesterferien aktuell kaum zum Skifahren ein.
West-Wetterlage bringt milde Luft nach Salzburg
Ausschlaggebend für die derzeit anhaltend milden Temperaturen ist eine West-Wetterlage, wie Meteorologe Alexander Ohms von Geosphere Austria im Gespräch mit SALZBURG24 am Mittwoch erklärt: „Vom Atlantik her strömt milde und feuchte Luft zu uns. Das ist an sich nicht untypisch, österreichweit werden im Winter immer wieder mal 20 Grad erreicht. Heuer haben wir aber sehr häufig diese West-Wetterlage.“ Schon seit Mitte Dezember sei es mit kurzen Unterbrechungen überdurchschnittlich mild.
Welche Rolle der Klimawandel spielt
Einen Zusammenhang mit dem Klimawandel sieht der Meteorloge hier nur bedingt. „Die Modelle zum Klimawandel gehen eher davon aus, dass stationäre Wetterlagen vorherrschen. Heuer sehen wir einfach nur eine Häufung der West-Wetterlagen“, so Ohms weiter. Anders stellte sich die Situation hingegen im Winter im Jahr 2019 dar, als eine gänzlich andere Wetterlage für Rekord-Schneemengen in Salzburg sorgte.
Was sich allerdings bedingt durch den Klimawandel verändert hat, ist die Temperatur des Atlantiks. „Der Atlantik ist heute wärmer als noch vor 30 oder 40 Jahren. Damit strömt auch mildere Luft zu uns“, weiß der Meteorologe. Im vergangenen Jahr wurden in den Weltmeeren Rekord-Temperaturen gemessen.
Kommt der Golfstrom zum Erliegen?
Bestimmend für das Klima in Europa ist der Golfstrom, einem Strömungssystem, das am Kontinent maßgeblich für die milden Temperaturen verantwortlich ist. Dass dabei bedingt durch den Klimawandel Kipppunkte früher erreicht werden – wie das eine aktuelle Studie eines niederländischen Forschungsteams nahelegt – glaubt Ohms hingegen nicht. „Das ist nur eine Studie dazu, weitere muss man abwarten. Dass sich der Golfstrom abschwächt, ist an sich nichts Neues.“
Weitreichende Auswirkungen für Europa
Das Erliegen des Golfstroms sei bislang für Ende dieses Jahrhunderts bzw. das beginnende 22. Jahrhundert berechnet worden. Eine Annäherung an einen Kipppunkt würde jedenfalls weitreichende Auswirkungen nicht nur für Europa mit sich bringen. „Gerade die Regionen nördlich des Mittelmeeres wären betroffen, sehr strenge Winter und heiße Sommer wären die Folge. Im Winter könne es dabei passieren, dass Häfen in Großbritannien oder Skandinavien zufrieren. Das würde – abgesehen von den Auswirkungen auf die Landwirtschaft – große wirtschaftliche Einschnitte mit sich bringen.“
Kipppunkte genau festzulegen, sei schwierig – auch bei der angeführten Studie. „Aber jedes zehntel Grad hilft, globale Kipppunkte des Klimas zu vermeiden.“ Damit hänge viel von der Politik ab, der derzeitige Blick auf die globalen Klimamaßnahmen sei allerdings eher pessimistisch. „In den nächsten Jahrzehnten ist aber noch viel möglich“, gibt sich Ohms optimistisch.
Temperaturen in Salzburg sinken wieder
Und wie geht es mit dem Wetter in Salzburg weiter? „Es ist zu mild für die Jahreszeit. In der nächsten Woche, gerade zum Wochenende hin, sinken aber die Temperaturen wieder. Auch die Schneefallgrenze sinkt auf etwa 1.000 Meter. Zwei Wochen Winter mit anhaltendem Frost sind aber nicht mehr in Sicht“, gibt der Meteorloge einen Ausblick. Auf den Bergen werden allerdings für März und April die größten Schneemengen erwartet, Fans des Wintersports kommen dann also eher auf ihre Kosten als im Jänner und Februar.
(Quelle: salzburg24)