Schwierige Rahmenbedingungen

Lage in Salzburgs Baubranche "besser als in Österreich"

Veröffentlicht: 20. Februar 2024 11:01 Uhr
Die Bauwirtschaft steckt aktuell in der Krise – auch in Salzburg – wie der Landesinnungsmeister heute bestätigt. Dennoch sei die Situation im Bundesland besser als in ganz Österreich. Eine Rolle spiele der Tourismus.

„Die Baukrise ist da. Aber die Lage bei uns ist insgesamt besser als in ganz Österreich“, bestätigt Peter Dertnig, Landesinnungsmeister bei der Salzburger Wirtschaftskammer. Am gestrigen Montag forderten WKÖ-Präsident Harald Mahrer und Josef Muchitsch, Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz, ein Entlastungspaket von der Regierung. Dadurch soll die Bauwirtschaft mit 310.000 Beschäftigten in ganz Österreich wieder angekurbelt werden. Es bedürfe in drei Bereichen wesentlicher Änderungen:

  1. Ausbau Wohnbauförderung
  2. Steuerliche Maßnahmen
  3. Erleichterungen bei Finanzierung
     

Wie ist die aktuelle Situation in Salzburg?

Das Finanzierungsproblem mache sich auch in Salzburg bemerkbar, führt Peter Dertnig im SALZBURG24-Gespräch am Dienstag aus. „Beim Wohnbau ist die Situation in ganz Salzburg schlecht.“ Die Auswirkungen würden sich in vollem Ausmaß wohl erst im heurigen Sommer zeigen, vermutet der Experte. Besonders hart treffen könnte es etwa kleine Elektrobetriebe, Dachdecker oder Fliesenleger, da diese speziell beim Wohnbau zum Einsatz kommen würden. Werden keine Wohnbauprojekte gestartet, fehlen diesen Firmen die Aufträge.

Innungsmeister kritisiert Kreditvergabe

Die aktuellen Kreditvergaberichtlinien kritisiert der Landesinnungsmeister scharf. „Ein Arbeitnehmer muss die Chance auf einen Kredit haben.“ WKÖ-Präsident Mahrer und Co sprechen sich für eine Lockerung der KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung), die die Kreditvergabe für den Immobilienkauf einschränkt, aus. Laut den seit den Mitte 2022 verschärften Vergabestandards dürfen Wohnbaukredite für Privatpersonen nicht mehr länger als 35 Jahre laufen, der Eigenmittelanteil muss mindestens 20 Prozent betragen, die Rückzahlungsrate darf maximal 40 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens ausmachen. Im Februar 2023 wurden die Regelungen für die Zwischenfinanzierung etwas gelockert.

"Tourismus überbrückt Manko durch fehlenden Wohnbau"

Dass die Bauwirtschaft in Salzburg derzeit ein wenig besser dastehe als im Österreichvergleich, liege laut dem Landesinnungsmeister vor allem am „wahnsinnig starken Tourismus“. Die Tourismusbetriebe oder Seilbahnen würden wieder Geld in Baumaßnahmen stecken. „Das überbrückt das Manko, was durch den fehlenden Wohnbau entsteht. Außerdem braucht man auch in einem Hotel zum Beispiel einen Fliesenleger und alles andere, wie beim privaten Wohnbau.“

 

Die Baubranche umfasse aber nicht nur den Hochbau, sondern auch den Tiefbau. Und dieser würde in Salzburg regelrecht boomen, merkt der Experte an. „Firmen wie die Strabag oder Porr verkünden, dass es die besten Jahre aller Zeiten sind. Das kommt daher, weil so viel in Straßenbau und Co investiert wird, wie nie.“

Insgesamt müsse das Wohnen aber mehr Wertigkeit haben, sagt Dertnig. „Und es wird nicht gehen, dass alles in die Miete geht.“ Wenn ein Produkt – wie eine Wohnung – teuer sei, spiegle sich das zudem in einer höheren Miete wider. „Wenn ich mein Geld investiere, schmeiße ich mein Geld ja nicht beim Fenster hinaus, sondern man braucht eine Rendite. Ich kann ja auch kein Bier um 2,50 Euro verkaufen, wenn ich der Brauerei drei Euro zahlen muss.“

Baubranche leidet unter Lohnkosten und Inflation

Die Rohstoffpreise würden sich zwar mittlerweile langsam wieder normalisieren. Der Stahlpreis etwa sei derzeit wieder fast auf Vor-Corona-Niveau. Auch beim Holz würden die Preise derzeit wieder zurückgehen. Dadurch werde das Bauen allerdings nicht sofort billiger: „Wenn ich als Baufirma jetzt den Preis nachlasse, habe ich kaum Rendite“, merkt Dertnig an. Hinzu komme, dass der Bau eine sehr „lohnintensive“ Branche sei. „Der Lohn marschiert uns weg. Mir ist bewusst, dass jeder Arbeitnehmer sein Geld braucht. Aber mit der Inflation wird es immer teurer. Außerdem braucht es eine Steuerreform, die auch dem Arbeitnehmer etwas bringt“, so der Landesinnungsmeister abschließend.

(Quelle: salzburg24)

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