Förderstopp

Land Salzburg streicht Psychotherapie für geflüchtete Menschen

Das Land Salzburg streicht dem Verein Hiketides, der traumatisierten Menschen nach ihrer Flucht nach Österreich psychologisch und psychotherapeutisch unterstützt, die Förderung. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 13. August 2025 14:41 Uhr
Das Land Salzburg streicht die Psychotherapie von traumatisierten, geflüchteten Menschen. Landeshauptfrau-Stellvertreterin Marlene Svazek argumentiert diesen Schritt mit "Fairness gegenüber dem Steuerzahler". Der Vorstand des Vereins Hiketides, der die Psychotherapie übernommen hat, warnt vor gravierenden Langzeitfolgen.

Das Land Salzburg streicht dem Verein Hiketides, der traumatisierten Menschen nach ihrer Flucht nach Österreich psychologisch und psychotherapeutisch unterstützt, die Förderung. Konkret geht es um 34.000 Euro, die ab 2026 nicht mehr fließen werden. Der stellvertretende Vereinsobmann, der Salzburger Psychotherapeut Michael Schreckeis, bestätigte der APA am Mittwoch entsprechende Medienberichte und warnte vor den Folgen des Förderstopps.

Verein Hiketides soll Aufgaben ehrenamtlich übernehmen

Man habe durch ein Schreiben der für Asylwesen zuständigen Landeshauptfrau-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) von dem Schritt erfahren. "Wir müssen darum das Dienstverhältnis mit unserer Geschäftsführerin beenden und Räumlichkeiten untervermieten. Die Aufgaben sollen vom Vereinsvorstand überwiegend ehrenamtlich übernommen werden", sagte Schreckeis. Viel gravierender: Im Vorjahr gab es 1.300 Psychotherapiestunden für rund 50 Personen, in Zukunft werde man nur mehr 800 Therapiestunden anbieten können. Dabei sei die Nachfrage ungleich höher: "Es melden sich an die 100 Personen im Jahr an. Es war bisher schon nicht möglich, sie alle zu behandeln."

Abgesehen vom menschlichen Leid - "es sollte jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft Recht auf eine adäquate Behandlung haben" - sei der Schritt weder gesundheitsökonomisch noch bezüglich der Integration klug. "Weil unsere Arbeit deradikalisierend wirkt und Gewalt gegen Frauen und Kinder vorbeugt", betonte Schreckeis.

Schreckeis: Prävention günstiger als Unterbringung in Psychiatrie

Zudem seien die Kosten für ambulante Therapiestunden ungleich günstiger als eine spätere stationäre Unterbringung in der Psychiatrie. "Wir wissen, dass viele Traumen, die nicht bearbeitet und behandelt werden, in der Regel gravierende Langzeitfolgen haben", erklärte der Psychotherapeut. Ziel müsse es sein, dass die Menschen schnell in Berufen wie Pflege oder Gastronomie arbeiten können - und in das Sozialsystem einzahlen.

Auch Gesundheitsministerium streicht Förderungen

Der Verein hatte zuletzt ein Budget von rund 160.000 Euro. Zu den weiteren Geldgebern zählen die Stadt Salzburg, die ÖGK und private Spender. Auch das Gesundheitsministerium unterstützte die Arbeit des Vereins, es wird aber seine Förderungen ebenfalls einstellen.

Svazek: "Keiner Sonderleistungen und Extrabehandlungen"

Landeshauptfrau-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) argumentierte den Förderstopp der APA gegenüber am Mittwoch mit einem klaren Grundsatz: "Für Asylwerber gibt es keine Sonderleistungen und Extrabehandlungen mehr. Das ist auch eine Frage der Fairness und Verantwortung dem Steuerzahler gegenüber." In Zeiten knapper Budgets sollten bei Therapieplätzen zudem die Salzburger Vorrang haben.

KPÖ Plus: "FPÖ torpediert Integrationsprozess"

Umgehende Kritik kam am Mittwoch von der KPÖ Plus. Das gerade entstehende Integrationsleitbild des Landes sei das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben sein werde. "Die FPÖ torpediert den Integrationsprozess, wo immer es geht", kritisierte KPÖ-Sozialsprecher Markus Walter.

(Quelle: apa)

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