Immer weniger Familien können sich in Österreich den Nachhilfeunterricht für ihre Kinder leisten. Das Bundesland Vorarlberg zieht für dieses Jahr jetzt schon eine erschreckende Bilanz zum Thema Nachhilfekosten: Rund 670 Euro pro Schulkind würden Eltern laut Bericht der Vorarlberger AK aktuell ausgeben, 90 Euro mehr als noch im Jahr zuvor. Insgesamt ergibt das auf das Bundesland hochgerechnet 5,2 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr haben die Gesamtkosten 4,4 Millionen Euro betragen. Das ist ein Kostenanstieg von über 18 Prozent.
Die Zahlen für Salzburg sind zwar noch nicht veröffentlicht worden, allerdings ist bereits deutlich, dass die Nachhilfepreise höher geworden sind: Peter Schinwald, Deutschlehrer und Inhaber des Lernzirkels in Salzburg bestätigte im SALZBURG24-Interview die Preiserhöhung aufgrund von Teuerungen in Salzburger Nachhilfe-Instituten. Letztes Jahr beliefen sich die Gesamtkosten für Nachhilfe innerhalb Bundeslands laut AK Salzburg-Bericht auf 7,6 Millionen Euro. Rund ein Drittel der Schüler:innen benötigte Nachhilfe. Das sind rund 24.000 Schüler:innen, die den Gesamtbedarf an Nachhilfe im Land Salzburg bilden. Für viele Familien sei die bezahlte Lernhilfe eine finanzielle Last, die kaum stemmbar ist, denn die kostete in den letztes Jahr pro Kind in Salzburg über 570 Euro. Rund 510 Euro kostete sie noch ein Jahr zuvor.
Wer kann sich Nachhilfe noch leisten?
Die hohen Nachhilfepreise führten laut Salzburger AK-Bericht in Salzburg dazu, dass letztes Jahr rund 16.000 Schüler:innen keine passende bezahlte Nachhilfe in Anspruch nehmen konnten. Auch eine finanzielle Belastung für Eltern kann Schinwald bestätigen: „Ich habe auch schon mitbekommen, dass Familien auf ihren Urlaub verzichtet haben, um ihrem Kind den Nachhilfeunterricht ermöglichen zu können“. Gerade unter den Schüler:innen mache sich eine Kluft bemerkbar, denn diejenigen, die bezahlte Nachhilfe in Anspruch nähmen, stammen meist aus mittelständischen bis wohlhabenden Familien. Je mehr Geld eine Familie zur Verfügung habe, desto eher würde sie außerdem ein Ganzjahrespaket im Nachhilfe-Institut in Anspruch nehmen. Für ärmere Familien sei dies oftmals keine Option.
Laut Schinwald würden vor allem Gymnasiast:innen in allen Altersgruppen das Nachhilfeangebot nutzen. Besonders gefragt sei Nachhilfe in Mathematik, gefolgt von Sprachfächern. „Man kann dann davon ausgehen, dass Eltern von Gymnasiast:innen grundsätzlich wohlhabender sind“, erklärt er. Volksschüler:innen sowie Mittelschüler:innen würden eher eine Minderheit der Betreuten bilden.
Kostenlose Lernhilfen
Oft reicht auch Nachhilfeunterricht allein nicht aus. Parallel dazu wird von einigen Schüler:innen ein externes Angebot in Form von Nachmittagsbetreuung oder Förderunterricht genutzt. Schinwald sieht die sogenannten kostenlosen Lernhilfeangebote an Schulen als Möglichkeit, Lernbetreuungen für Schüler:innen, deren Familien sich keine Nachhilfe leisten könnten, zu schaffen. „Die Ganztagesschulen sind ja jetzt ein wichtiges Thema. Ich sehe darin eine zusätzliche Chance für alle Schüler:innen, die beim Lernen Hilfe brauchen.“ Konkurrenz sei für ihn dabei kein Thema, denn die Nachfrage für bezahlte Nachhilfe würde trotzdem bestehen bleiben. Zusätzliche Mittel für all jene, die sie benötigen, sei für ihn zielführend für den Erfolg der Schüler:innen.
Nachhilfebedarf gedeckt
Je urbaner die Gegend, desto leichter sei der Zugang zur bezahlten Nachhilfe – und dementsprechend größer sei dann die Nachfrage. Vom Land kämen eher selten Nachfragen. Allerdings würden Schüler:innen, die am Land wohnen, aber täglich in die Stadt zur Schule pendeln, das Nachhilfeangebot eher nutzen als diejenigen, die eine Schule am Land besuchen. Schinwald geht davon aus, dass der Nachhilfebedarf in ländlicheren Gegenden eher durch private Nachhilfe bedient werde.
Das Ende in Sicht
Auch innerhalb der Nachhilfe-Institute mache sich das Ende des Schuljahres bemerkbar: Die Matura-Vorbereitungskurse würden jedes Jahr ein großes Thema sein. Bei jüngeren Schüler:innen stünden auch die letzten Schularbeiten an. „Im August geht das dann erfahrungsgemäß direkt weiter mit den Vorbereitungen für Nachprüfungen“, so Schinwald. Grundsätzlich sehe er, abgesehen von der finanziellen Komponente, keine Kluft zwischen Angebot und Nachfrage. Die rechtzeitige Nachfrage bei den jeweiligen Anbietern sei aber entscheidend, so Schinwald.
Wie sehr die Preise in der Nachhilfenlandschaft in Salzburg gestiegen sind, bleibt noch abzuwarten. Aufschluss darüber wird eine Pressekonferenz der AK Salzburg geben. Festzuhalten ist bereits, dass die Teuerungen im Bereich der Lernhilfen für viele Familien eine große finanzielle Herausforderung darstellt und weiter darstellen wird: Für rund 40 Prozent der Salzburger Haushalte soll bezahlte Nachhilfe laut AK Salzburg-Bericht im letzten schon Jahr kaum leistbar gewesen sein.
(Quelle: salzburg24)