Im Nationalpark Hohe Tauern begannen alle sechs Bartgeier-Paare mit der Brut, Anfang März erblickten nun vier Jungvögel das Licht der Welt, berichtet das Greifvogelmonitoring am Dienstag in einer Aussendung. Erstmals seitdem im Jahr 1986 im Rauriser Krumltal in Salzburg mit der Wiederansiedlung der vom Aussterben bedrohten Vögel begonnen wurde, haben alle sechs Bartgeier-Paare im Nationalparkgebiet mit der Brut begonnen.
"Bartgeier legen zwei Eier, ausgebrütet wird aber nur eines von beiden. Das zweite Ei ist eine Rückversicherung, sollte das erste Ei nicht befruchtet sein", sagte Matthias Lehnert, Projektleiter des Greifvogelmonitoring im Nationalpark Hohe Tauern, zur APA. In den vergangenen Jahren seien jedes Jahr meist zwei Vögel zur Welt gekommen, nun könnten es bis zu fünf werden. "Bartgeier werden mit sechs bis sieben Jahren geschlechtsreif, bis zum ersten erfolgreichen Brüten dauert es meist noch einige Jahre mehr." Die Paare bleiben in der Regel ein Leben lang zusammen - es gibt aber auch Fälle von Partnerwechsel.
Erfolgreiche Bartgeier-Brut im Krumltal
Die ersten zwei kritischen Wochen nach dem Schlüpfen, wo sich zeigt, ob die Eltern den Nachwuchs auch wirklich eigenständig versorgen können, sind vorüber und man könne nun die vier Freilandbruten bestätigen. Einen derartigen Bruterfolg habe es im größten Schutzgebiet der Alpen bisher noch nie gegeben.
Zu den erfolgreichen Paaren gehören das Bartgeier-Paar am Katschberg, welches inzwischen seinen zehnten Jungvogel aufzieht sowie das Krumltaler Paar, das bereits zum neunten Mal erfolgreich gebrütet hat. Das über 35 Jahre alte Bartgeier-Weibchen aus dem Krumltal in Rauris (Pinzgau) ist der älteste Brutvogel der Alpen und gilt somit als die „Grande Dame der Bartgeier“.
Freude auch in Osttirol und Kärnten
Neben den erfahrenen Bartgeier-Paaren haben erfreulicherweise auch zwei Paare zum ersten Mal erfolgreich gebrütet. Aus dem Dorfertal bei Prägraten konnte erstmals ein Jungvogel gemeldet werden - der allererste Bruterfolg im Osttiroler Nationalparkanteil seit 100 Jahren. Horstkontrollen ergaben, dass sich die beiden jungen Eltern erfolgreich um ihren Nachwuchs kümmern.
Auch im Fleißtal bei Heiligenblut (Kärnten) gab es allen Grund zur Freude, da Bartgeier-Weibchen Ambo und ihr Partner Fortuna zum ersten Mal für Nachwuchs gesorgt haben. Somit kann sich in allen drei Nationalparkteilen über Bartgeier-Nachwuchs gefreut werden.
Da das „Mallnitzer Paar“ (Kärnten) erst im Februar mit der Brut begonnen hat, können zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Aussagen über einen möglichen Bruterfolg getätigt werden.
So viele Bartgeier leben in Österreich
Durch das jährlich durchgeführte Horstmonitoring wurde festgestellt, dass es bei den Bartgeiern im Osttiroler Gschlößtal leider erneut zu einem Abbruch der Brut gekommen ist. Über die Gründe für den Abbruch können derzeit nur Vermutungen angestellt werden. Lehnert vermutet, dass die Vögel während der Brutzeit durch Eiskletterer gestört worden sind. "Die Wasserfälle zum Eisklettern sind während der Brut der Vögel gesperrt. Aber das Verbot dürfte immer wieder einmal ignoriert werden."
Derzeit leben in Österreich schätzungsweise 30 bis 35 Bartgeier, im Alpenraum sollen es laut Experten 300 bis 325 Tiere sein. Bartgeier erreichen eine Flügelspannweite von 235 bis 285 Zentimetern und ein Gewicht von fünf bis sieben Kilogramm. Sie ernähren sich von Aas und Knochen und sind im Flug an langen und schmalen Flügeln und einem keilförmigen Schwanz zu erkennen. Typisch ist ein schwarzer Federbart, der über den Schnabel hängt und der den Greifvögeln ihren Namen gibt.
(Quelle: salzburg24)