Bei Debatten um die Zukunft unserer Arbeitswelt geht es aktuell entweder darum, weniger oder mehr zu arbeiten. Oftmals vergessen werden allerdings diejenigen, die seit geraumer Zeit keiner Beschäftigung nachgehen. Als langzeitarbeitslos gelten Menschen, die ein Jahr oder länger ohne Arbeit sind. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von strukturellen Veränderungen (Stichwort Digitalisierung) über die Sprache, gesundheitliche Probleme, psychologische Faktoren bis zum Alter und Pflichten in der Familie.
Soziale Unternehmen in Salzburg
Soziale Unternehmen gibt es in Österreich seit fast 40 Jahren – so auch in Salzburg. Mit diesem gemeinnützigen Instrument sollen Menschen wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Angeboten werden Beratung, Qualifizierung und zeitlich begrenzte Arbeitsverhältnisse zum (Wieder-)Einstieg ins Erwerbsleben. Der Vermittlung erfolgt über das Arbeitsmarktservice (AMS). "Die Zusammenarbeit in Salzburg funktioniert super", betont Christian Moik, Geschäftsführer von Soziale Arbeit gGmbH, am heutigen Tag der Arbeitslosen zu SALZBURG24.
In der Stadt Salzburg sind etwa aktuell fast 40 Menschen bei TAO Maxglan und der Lebensarbeit beschäftigt – mehr als die Hälfte davon sind Langzeitarbeitslose. Von Verkauf und Logistik im Second Hand-Shop über Restauration von Möbeln bis zu Entrümpelungen von Wohnungen sind die Tätigkeitsfelder breit. Die vom AMS geforderte Erlös- und Vermittlungsquote von 40 Prozent werde stets erfüllt, so Moik. Ein funktionierendes Beispiel aus der Praxis sei etwa die Altkleidersammlung, die in der Stadt Salzburg bereits vor 20 Jahren an die Sozialen Unternehmen übertragen wurde.
Forderungen an die Politik
Das Netzwerk Arbeit plus, zudem auch Moik und zehn weitere Trägerorganisationen gehören, hat bereits am Dienstag auf den Ausbau des bestehenden Systems aufmerksam gemacht, damit Soziale Unternehmen handlungsfähig bleiben. Denn die finanzielle Situation dieser Unternehmen sei derzeit oftmals prekär, weil Förderungen in der Regel für ein Jahr vergeben werden, was die Planbarkeit stark einschränke. "Unternehmen müssen jedes Jahr aufs Neue zittern, ob sie die nötigen finanziellen Unterstützungen bekommen", weiß Moik. Schließlich werde eine stabile finanzielle Basis benötigt, um den Aufgaben gerecht zu werden. Eine Forderung an die Politik ist etwa eine langfristige Finanzierung von Sozialen Unternehmen.
Es brauche eine ressortübergreifende Finanzierung zwischen den Ministerien, einen gemeinsamen Topf, in dem neben den beschäftigungspolitischen Effekten auch die gesundheitlichen und ökologischen Vorteile stärker gewichtet werden. "Damit können Soziale Unternehmen neben ihrem arbeitsmarktpolitischen Mehrwert auch ihre sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Kräfte stärker ausspielen, womit sich ihr gesellschaftlicher Nutzen massiv erhöht." Auf ein Jahr befristete Förderzusagen sollen auf drei Jahre ausgedehnt werden. Zudem fordert Moik, dass gemeinnützige Unternehmen auch Rücklagen bilden dürfen, etwa um kurzfristige Reparaturen oder Neuanschaffungen zu beschleunigen. Außerdem sollten Gemeinden bei der bevorzugten Vergabe unterstützt werden.
Risiken durch Langzeitarbeitslosigkeit
Das Credo lautet: Wer in Soziale Unternehmen investiert, der investiert damit in einen zukunftsfitten Arbeitsmarkt, in dem jede:r einen Beitrag leisten kann sowie Eigenverantwortung und soziale Teilhabe gefördert werden. Moik: "Es darf nicht vergessen werden, dass es sich hierbei oftmals um Menschen handelt, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten arbeiten wollen, aber es unter Umständen einfach nicht können."
Die Statistik untermauert die Notwendigkeit: Je länger Personen arbeitslos sind, desto schwieriger wird es für sie, wieder in den Arbeitsmarkt einzutreten. Dies liegt an einer Reihe von Faktoren, darunter Qualifikationsverlust, die Stigmatisierung durch Arbeitgeber und der Verlust beruflicher Netzwerke.
Aktuelle Zahlen zur Arbeitslosigkeit
Kürzlich zeigte sich das AMS wegen der schlechten Entwicklung am heimischen Arbeitsmarkt besorgt. Schließlich befindet sich Österreich seit Jahresende in einer Rezession, was sich freilich am Arbeitsmarkt bemerkbar macht. Die seit Mitte 2023 steigende Arbeitslosigkeit setzt sich bis zuletzt fort – im März 2024 fiel das besonders deutlich aus: Insgesamt 291.468 Menschen waren beim AMS arbeitslos gemeldet, weitere 78.172 Personen nahmen an Schulungen teil.
Besonders betroffen sind AMS-Angaben zufolge die Branchen Bau und Industrie – dementsprechend deutlich ist der Anstieg in den Industriebundesländern und bei Männern. Im Land Salzburg sind fast 11.000 arbeitslos und 1.700 als langzeitbeschäftigungslos gemeldet.
Maßnahmen gegen Arbeitskräftemangel
Anhaltende Arbeitslosigkeit sei nicht nur unmittelbar eine finanzielle und psychische Belastung, sondern auch längerfristig. Schließlich wirke sie sich auch negativ auf das Pensionskonto aus und befeuert somit auch Altersarmut, führt die Volkshilfe aus. Langfristige Arbeitslosigkeit in Familien sei außerdem ein entscheidender Faktor hinsichtlich Kinderarmut: 74 Prozent der Kinder bis 14 Jahren, die in einem von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Haushalt leben, gelten als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet.

Angesichts des akuten Arbeitskräftemangels sei die Politik gefordert, adäquate Maßnahmen zu ergreifen, während gleichzeitig finanzielle Kürzungen in der Arbeitsmarktpolitik drohen. Die Sozialunternehmen im Netzwerk von Arbeit plus betonen ihre Rolle als wichtiger Faktor zur Lösung dieser Probleme. Sie unterstützen die (Re-)Integration von langzeitarbeitslosen Menschen in den Arbeitsmarkt, was nicht nur zur Schaffung von Arbeitsplätzen beiträgt, sondern auch das Sozialsystem entlastet und die Steuereinnahmen erhöht. Nach erfolgreicher Reintegration zeige sich, dass die meisten Menschen heute wieder mitten in der Gesellschaft stehen und ein eigenverantwortliches sowie selbst finanziertes Leben führen. Österreichs Arbeitsmarkt würde genug Platz für alle Menschen bieten, heißt es seitens Arbeit plus. Vielmehr müssten die Menschen demnach mit passenden Maßnahmen unterstützt werden.
(Quelle: salzburg24)