Es wird sicherlich kein „Sommer wie damals“, aber weit weg sei man im Pinzgau heuer wohl nicht. Zumindest, wenn man den Einschätzungen der lokalen Touristiker glaubt. Die Aufhebung der meisten Corona-Maßnahmen in Österreich und das Ende der Reiserestriktionen in anderen Ländern könnten die Urlauber:innen zurück nach Kaprun, Zell am See und Co locken.
Bereits gute Buchungslage in Zell am See
„Ganz normal wird es sicherlich noch nicht, aber ich glaube, wir kommen fast an das Niveau vor der Corona-Krise“, gibt sich der Vorstand der Schmittenbahn, Erich Egger, im Gespräch mit SALZBURG24 optimistisch. Die Buchungslage im Mai sei schon sehr gut gewesen. Abstriche wird man in Salzburg jedoch wohl aufgrund des Krieges in der Ukraine machen müssen. „Der Amerikaner schaut auf die Karte und sieht, wie nah Österreich am Kriegsgebiet liegt“, befürchtet der Zeller Einbußen am US-Markt.
Auch russische Urlauber:innen werden laut Eggers Prognose wohl keine Rolle mehr spielen. Der Faktor Corona könnte zudem den asiatischen Markt aus dem Spiel nehmen.
Das Comeback der Araber:innen
Dafür darf man in der Region um Kaprun und Zell am See wieder verstärkt auf Besucher:innen aus dem arabischen Raum hoffen. Auch weil Salzburg mittlerweile von drei Destinationen (Dubai, Jeddah und Riad) aus via Direktflug erreichbar ist. Die Araber:innen kommen traditionell seit Jahren ins Salzburger Innergebirg, um dort das zu bestaunen, was sie selbst nicht haben: Berge, Seen und Schnee. „Dabei schalten wir seit über zehn Jahren gar keine Werbung mehr im arabischen Raum“, wundert sich Kapruns Bürgermeister Manfred Gaßner (SPÖ) gegenüber S24. Der Markt sei ein Selbstläufer.
Über zwei Jahre hielt sie nun aber die Corona-Pandemie fern. Und damit auch den Umsatz, den sie sonst bringen. „Viele sind schon da, aber es ist unklar, ob das Niveau wie vor Corona erreicht werden kann“, so Schmittenbahn-Vorstand Egger.
Österreicher:innen haben Pinzgauer Berge entdeckt
Doch die Corona-Pandemie brachte auch eine andere Entwicklung. Viele Österreicher:innen entdeckten wieder die Urlaubsregionen im eigenen Land und machten „Urlaub wie damals“ – am Land bzw. in den Bergen. Dieser Trend und das große Interesse der Deutschen bescherten den Salzburger Tourismusbetrieben in der Krise teilweise sogar sehr gute Nächtigungszahlen.
"Wir brauchen Tourismus ganz dringend"
Was passiert, wenn es den Österreicher:innen und Deutschen im Pinzgau so gut gefallen hat, dass sie 2022 wiederkommen möchten? Wenn sie in den kleinen Touristenzentren auf die internationalen Rückkehrer treffen, werden Orte wie Zell am See oder Kaprun dann aus allen Nähten platzen? Nein, glaubt Erich Egger: „Es wird überschaubar und nicht zu überfüllt sein. Denn viele hatten jetzt zwei Jahre lang keinen Urlaub am Meer und wollen sicher wieder nach Italien, Griechenland oder in die Türkei.“ Jene Österreicher:innen, die dadurch ausbleiben, würden von den internationalen Gästen kompensiert werden. Eine Win-win-Situation, hofft man im Pinzgau. „Wir brauchen den Tourismus ganz dringend, sind davon abhängig. Daher freuen wir uns über alle nationalen und internationalen Gäste“, so Kapruns Bürgermeister, Gaßner.
Mit Personalnot in die Urlaubssaison
Diese Gäste wollen dann aber auch verpflegt werden. Schließlich genießt Österreich immer noch den guten Ruf als perfekter Gastgeber. Zahlreiche Betriebe haben in der zwangsbedingten Corona-Pause auch gehörig investiert, um den Urlauber:innen noch mehr bieten zu können. Wo es allerdings seit geraumer Zeit Engpässe gibt, ist die Personalsituation.
Gastronomie und Hotellerie klagen, dass sie nur sehr schwer Mitarbeiter:innen finden. „Das ist zunehmend ein Hemmnis für weitere die Entwicklung“, befürchtet Egger. „In Summe sind sehr viele weg und hinterlassen dramatische Lücken im Personalbereich. Die Regierung muss diese Probleme lösen“. Kurzfristig werden die Gastronom:innen das Problem jedoch irgendwie selbst lösen müssen.
Jeder Ruhetag tut weh
Bleibt Servicepersonal aus, bleibt oft nur der Kompromiss, mehr Ruhetage einzulegen. Bitterer Beigeschmack inklusive. „Jeder Ruhetag tut weh. Das holt den Tourismus richtig runter. Wir leben ja vom Umsatz“, klagt der 62-Jährige. Er selbst war erst kürzlich in der Türkei und war überrascht, wie viele junge Arbeiter:innen verfügbar wären. „In der Türkei steht die Alterspyramide richtig, bei uns verkehrt“, spricht Egger den demografischen Wandel in Österreich an. Es komme zu wenig Gastro-Nachwuchs nach.
Dem gegenüber stehen die zahlreichen Urlauber:innen, die heuer auf jeden Fall im Pinzgau anzutreffen sein werden. Ob es das Personal auch zur Genüge sein wird, ist allerdings noch fraglich.
(Quelle: salzburg24)