Tausende offene Stellen

Drei Gründe für den Arbeitskräftemangel in Salzburg

Veröffentlicht: 28. April 2022 12:51 Uhr
Im Bundesland Salzburg liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 3,3 Prozent, was einer Vollbeschäftigung gleichkommt. Dennoch suchen viele Branchen händeringend nach Arbeitskräften. Wie kann das sein? Laut AMS gibt es dafür drei Hauptgründe.
Oliver Klamminger

Die erfreuliche Nachricht für Salzburg: Die Arbeitslosenquote sinkt kontinuierlich. Aktuell liegt sie bei 3,3 Prozent. „Da sprechen wir schon von einer Vollbeschäftigung“, wie Salzburgs AMS-Sprecher Martin Tschandl im Gespräch mit SALZBURG24 am Donnerstag erklärt. Dennoch haben wir ein großes Thema am Salzburger Arbeitsmarkt. Es gibt zu viele offene Stellen, manche Betriebe können ihr Geschäft aus Mangel an Mitarbeitern nicht aufrecht halten.

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"Das ist ein Problem, dem wir uns stellen müssen. Mehr Fachkräfte, mehr Lehrlinge. Die Politik ist hier auf vielen Ebenen gefordert, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen, die Rahmenbedingungen zu optimieren", kommentierte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) die Situation.

 

Über 11.400 freie Stellen in Salzburg

Laut den aktuellen Zahlen vom März gibt es im Bundesland 11.461 offene Stellen. Am Montag wird dazu die nächste Erhebung veröffentlicht. Am stärksten vom Personalmangel betroffen sind die sogenannten „Arbeitsplatzüberlasser“, also Personalvermittler. In diesem Bereich sind laut AMS 2.525 Stellen frei. „Diese Jobs sind natürlich wackelig und die meisten wollen lieber eine Fixanstellung. Darum werden sie als erstes verlassen“, erklärt Tschandl.

1.926 Arbeitsplätze wären in der Gastronomie und Hotellerie zu haben gewesen. Dabei handle es sich nicht nur um abgewanderte Fachkräfte, sondern auch um Hilfskräfte, die seit der Pandemie größtenteils ausgeblieben sind.

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Die Top-Drei komplettiert der Einzelhandel. Hier standen in Salzburg Ende März aufgrund der großen Fluktuation in der Branche 1.311 Arbeitsplätze frei. Die Reihung dieser „Stockerl-Plätze“ sei seit Monaten unverändert.

Arbeitermangel einfach erklärt

Grob könne man die Thematik der fehlenden Arbeitskräfte auf drei Punkte zusammenfassen.

  • Wandel in der Demografie
  • Aufschwung der Wirtschaft
  • Ausländische Arbeitskräfte fehlen

Demografischer Wandel

Da unsere Gesellschaft immer älter wird, fehlen junge Menschen, die Stellen nachbesetzen. Ein Lehrling hat in Salzburg im Schnitt die Wahl zwischen 6,2 verschiedenen Ausbildungsplätzen. Da man an dieser Entwicklung nicht wirklich etwas ändern kann, müsse man sich am Arbeitsmarkt den Umständen anpassen. Dazu käme, dass sich auch die Einstellung zur Arbeit über die Jahre geändert habe. Stichwort: Work-Life-Balance.

„Wirtschaft brummt“

„Die Wirtschaft brummt, es geht ihr momentan gut“, weiß der AMS-Sprecher. Weil viele Betriebe in den letzten Monaten ausgebaut haben, würden sie nun logischerweise mehr Arbeitskräfte suchen, um den wirtschaftlichen Aufschwung fortzuführen. Dieser könnte aber eben aus dem angesprochenen Mangel wieder ausbleiben. Ein Teufelskreis.

Ausländische Kräfte bleiben zuhause

Seit der Corona-Pandemie bleiben viele dringend benötigte Arbeitskräfte aus dem Ausland aus. Gründe dafür waren Einreisekontrollen und fehlende Impfungen. Das führte dazu, dass sich viele um eine Beschäftigung in ihren eigenen Ländern gekümmert hätten und nun nicht mehr nach Österreich kommen. Die Reform der Rot-Weiß-Rot-Card könnte hier für Entspannung sorgen.

 

"Wer innovativ ist, hat die Nase vorne"

Aktuelle Themen wie die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine würden die Ausgangslage sehr volatil machen, alles könne sich schnell ändern. Aber Tschandl ist sich sicher: „Die Situation ist bewältigbar!“ Dafür brauche es aber neue Ansätze und Zugänge. „Wenn ich als Betrieb mehr Frauen benötige, muss ich eine Kinderbetreuung anbieten“, schlägt er vor. Auch flexible Arbeitszeiten seien keine Seltenheit mehr. Nicht jeder könne oder wolle 40 Stunden pro Woche arbeiten. Neue Modelle seien gefragt. „Wer innovativ ist, hat die Nase vorne“.

Klarerweise spielt die Entlohnung bei vielen eine große Rolle. Wer über dem Kollektiv bezahlt, würde sich leichter tun, um qualifizierte Angestellte zu finden. In Salzburg gebe es viele Beispiele, die es vorgemacht hätten.

AMS setzt auf Ausbildungen

Seitens des AMS setze man schon länger auf die Ausbildung von Fachkräften, die Lehre mit Matura und die Aktion „Sprungbrett“, die Langzeitarbeitslose wieder ins Berufsleben holen soll. „Der Arbeitsmarkt reagiert, allerdings nicht so schnell“, weiß Tschandl. Die Corona-Pandemie habe die Lage am Arbeitsmarkt in den letzten beiden Jahren einfach zu sehr durcheinandergewirbelt. „Aber wir sehen, dass Menschen mit Erfahrung und Qualifikation schneller in Betriebe einsteigen“.

So suchen momentan Betriebe nach qualifizierten Arbeitskräften und Arbeitnehmer:innen innovative und flexible Betriebe, die gute Löhne zahlen.

(Quelle: salzburg24)

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