Ob und wie man in den kommenden Jahren den Hochwasserschutz im Oberpinzgau ausbauen wird, ist entscheidend darüber, ob das westlichste Gebiet Salzburgs auch weiterhin als Lebensraum für die Bewohner:innen erhalten bleibt. Das stellt Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) bei gestrigen Infoabend in Mittersill zum Hochwasserschutz im Pinzgau fest. Werde man nicht tätig, müsse man diesen Teil des Landes aufgeben, meint er und betont: „Für mich ist die Antwort klar. Und es muss so schnell wie möglich gehen, den Hochwasserschutz zu erweitern.“
60 Millionen Euro Schaden durch Überflutungen
Exakt vor zwei Jahren im Juli 2021 hat die Salzach große Teile des Oberpinzgaus überflutet – wieder einmal. Der Schaden an Infrastruktur, landwirtschaftlichen Flächen sowie Hab und Gut war enorm. „Wir hatten schon rund 60 Millionen Euro in mehr Sicherheit investiert und dachten, es reicht aus“, so Schwaiger. Doch man habe erkennen müssen, dass es noch mehr brauche, um die Region abzusichern.
Geplant ist deshalb, fünf zusätzliche Rückhaltebecken in den Tauerntälern zu schaffen. Kritik gab es daran schon in den vergangenen Jahren von mehreren Naturschutzorganisationen und dem Bundesrechnungshof in Wien.
Land sieht keine Alternativen zu Retentionsbecken im Nationalpark
Im Talboden habe man aber in den vergangenen zwei Jahrzehnten bereits „alles Menschenmögliche gemacht“, entgegnet Schwaiger der Kritik. Die zusätzlichen Retentionsflächen seien als „effektive Zusatzversicherung“ gedacht. Alternativen seien ausführlich geprüft worden, keine habe sich als ebenso wirkungsvoll erwiesen. Der Schutz der Menschen stehe an erster Stelle. „Es geht hier um die Existenz und die Zukunft von Tausenden Familien“, betont er. Man sei sich aber auch bewusst, dass die geplanten Rückhaltebecken „ein gewisser Eingriff“ in die Natur seien. Diesen wolle man aber so klein wie möglich halten. Betroffen seien unterm Strich nur zwei Promille des gesamten Nationalparks Hohe Tauern. „Das ist aus meiner Sicht absolut verkraftbar.“
Eckpunkte zum Hochwasserschutz:
- 45.000 betroffene Einwohner:innen von Krimml bis Zell am See und Bruck
- 13 betroffene Gemeinden
- 1.237 Quadratkilometer Gesamtfläche
- Besiedelbar: 162,8 Quadratkilometer, das sind nur 13 Prozent
- Gesamtvolumen der Retentionsräume im Tal: rund 20 Millionen Kubikmeter
- Potential der Retentionsbereiche in den Tauerntälern: rund sieben Millionen Kubikmeter
- Die Standorte für die Rückhaltebereiche in den Tauerntälern: Krimmler Achental, Obersulzbachtal, Habachtal, Hollersbachtal, Mittersill/Bereich Hintersee und ein kleiner Bereich am Talboden bei Hollersbach
Anfangen will man mit dem Schaffen der Retentionsflächen im Felbertal. Mit den übrigen Tälern sei man dann voraussichtlich 2025 oder 2026 fertig.
Hochwasserschutz im Oberpinzgau wird ausgebaut
Die Bürgermeister:innen im Oberpinzgau zeigen sich von den Zeitplänen erfreut. „Als Bürgermeister und als Obmann des Wasserverbandes weiß ich, dass es den Menschen zwischen Krimml und Bruck gar nicht schnell genug gehen kann“, meint etwa Mittersills Bürgermeister Wolfgang Viertler (parteilos). Man hoffe, dass die geplanten Maßnahmen schnell umgesetzt werden. Jedes Mal, wenn es regnet, habe man Sorge.
Die Retentionsräume am Talboden bleiben auch mit den neuen Flächen im Nationalpark Hohe Tauern auf jeden Fall erhalten, Projektleiter Martin Zopp. Außerdem müssen keine Straßen gebaut werden, die Dämme sollen sich ins Landschaftsbild einfügen. „Wir haben ein Beispiel in Rauris, wo so ein Naturdamm seit 15 Jahren besteht. Man muss genau wissen, wo er ist, um ihn überhaupt als Damm zu erkennen“, so Zopp.
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(Quelle: salzburg24)