Ein Radargerät hoch über Weißbach bei Lofer (Pinzgau) scannt den Hang gegenüber, eine Lawine löst sich und die Ampel an der Pinzgauer Straße B311 stellt sofort auf "Rot". Noch bevor die Lawine das Tal erreicht, ist die Gefahrenstelle frei. Dieses System wurde vor kurzem installiert, wird nun ein Jahr lang – vorerst noch ohne Ampel – getestet und soll für die Alpine Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm zusätzliche Sicherheit für eine der wichtigsten Zufahrtsrouten in den Pinzgau bringen. Das teilte das Land Salzburg mit.
Steilen Gebirgshänge rahmen die B311 zwischen Weißbach und Saalfelden ein. Dort lauert im Winter erfahrungsgemäß die Lawinengefahr. Daher befinden sich im Bereich Brandlhof mehrere Sprenganlagen, die per Fernzündung Lawinen kontrolliert auslösen und somit die Situation im wahrsten Sinne entschärfen. In Weißbach geht das nicht, deshalb haben die Fachleute des Landes eine international bewährte Lösung adaptiert: das Lawinenradar.
Lawinenradar ersetzt Sprengung
Kurz gesagt ist es im Bereich Weißbach nicht möglich, die Lahnerhorn- und Wieserlawine gezielt zu sprengen, weil dann der Schutzwald leiden würde. Schutzbauten im Tal würden zwar Sinn machen, sind aber im Vergleich zum Nutzen sehr kostenintensiv. Um lange vorsorgliche Straßensperren bei hoher Lawinengefahr zu vermeiden und dennoch für bestmögliche Sicherheit für die wichtige Verkehrsverbindung zu sorgen, kommt das Lawinenradar zum Einsatz.
Lawine aktiviert Ampel auf B311
"Im Grunde genommen scannt die Anlage den Hang gegenüber wetterunabhängig und auch in der Nacht auf Bewegung. Gerät eine Lawine in Bewegung, wird die Ampel an der B311 im Tal sofort auf Rot geschaltet. Der Abschnitt ist autofrei bevor die Schneemassen das Tal erreichen", erklären Gerald Valentin und Josef Hohenwarter von der Lawinenwarnkommission. "In anderen Ländern, unter anderem in Kanada und Norwegen, ist das System aus der Schweiz schon im Einsatz, in Österreich ist es bisher einzigartig", ergänzen die beiden. Und: Die Anlage meldet sich per SMS zum Beispiel bei der Lawinenwarnkommission. Eine Live-Kamera ist ständig auf den Berg gerichtet.
Radar funktioniert bei jedem Wetter
Die Überwachung der Naturgefahren funktioniert in diesem Fall mit Radartechnologie, also mit Radiowellen, die Bewegungen trotz Nebel, Wolken, Regen oder Schneefall erkennen können. Das Radar sendet ständig elektromagnetische Signale aus, die vom gegenüberliegenden Hang reflektiert werden. "Wir nutzen den Dopplereffekt, mit Hilfe dessen wir Lawinen automatisch erkennen", so Gerald Valentin.
Erleichterung für Lawinenwarnkommission
Dass die Arbeit der Lawinenwarnkommission dadurch noch einmal verbessert und mit High-Tech unterstützt wird, davon ist Bürgermeister Josef Hohenwarter (ÖVP) überzeugt. "Ich bin in Weißbach der Vorsitzende der Lawinenwarnkommission und weiß, wie wichtig diese Straßenverbindung ist, in Notfällen und auch sonst. Wenn wir die Sperrzeiten kurz halten können und dennoch für bestmögliche Sicherheit sorgen können, ist uns allen geholfen. Wenn offen bleiben kann, obwohl wir die Gefahr aufgrund zum Beispiel von schlechter Sicht nicht genau beurteilen können." Für Salzburgs Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP) ist diese Innovation eine große Chance, den Spagat zwischen größtmöglicher Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer und möglichst kurz gehaltenen Straßensperren für die wichtige Verbindung zu schaffen.
(Quelle: salzburg24)