Nach der Tötung einer 34-jährigen Deutschen in Maria Alm im Pinzgau am 3. Mai ist der Tatverdächtige in den Niederlanden am Donnerstag festgenommen worden. Gegen den 32-jährigen Ungarn war ein europäischer Haftbefehl erlassen worden. Im Zuge der Ermittlungen sei rekonstruiert worden, dass sich der Mann sofort nach der Tat mit einem Mietwagen nach Deutschland abgesetzt habe und anschließend mit dem Zug nach Utrecht in den Niederlanden gereist sei, informierte das Bundeskriminalamt.
Der Ungar soll am vergangenen Samstag gegen 0.40 Uhr auf einem Parkplatz im Zentrum von Maria Alm seine ehemalige Lebensgefährtin erschossen haben. Die beiden hatten das Treffen vereinbart, bei dem auch persönliche Gegenstände übergeben werden sollten. Eine Bekannte, die vom Auto aus im Rückspiegel die Tat beobachtet hatte, alarmierte sofort die Polizei. Beim Eintreffen der Exekutive war der Verdächtige bereits verschwunden. Zur Flucht dürfte er einen silbergrauen Škoda Octavia mit dem Kennzeichen S-685WV verwendet haben, den er wenige Tage davor angemietet hatte.
Beschuldigter nach fünf Tagen auf der Flucht gefasst
Der Beschuldigte wurde nach fünftägiger Flucht am Donnerstag um 8.50 Uhr beim Verlassen eines Supermarktes in Utrecht festgenommen. Die Festnahme erfolgte durch FAST Niederlande und Sondereinsatzkräfte der niederländischen Polizei in Abstimmung mit den österreichischen Behörden, wie das Bundeskriminalamt am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte. Dieses hatte am 6. die Zielfahndung nach dem Flüchtigen übernommen. Der Tatverdächtige wurde von einer Spezialeinheit observiert und hat sich offenbar nicht gegen die Festnahme gewehrt.
Die Ermittler halten sich mit näheren Auskünften noch zurück. Details werden aus kriminaltaktischen Gründen derzeit nicht bekanntgegeben, sagte ein Sprecher des Bundeskriminalamtes zur APA. Keine Antwort gab es auf die Fragen, ob der Tatverdächtige eine Schuld an der Tötung der Frau bereits eingestanden hat und ob die Tatwaffe sichergestellt worden ist.
In Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Salzburg und internationalen Partnerdienststellen seien die Fahndungsmaßnahmen umgehend intensiviert und koordiniert worden, erläuterte das Bundeskriminalamt. Die Zielfahnder des Bundeskriminalamts aktivierten das europäische ENFAST-Netzwerk (European Network of Fugitive Active Search Teams). „In enger Zusammenarbeit mit den spezialisierten Fahndungseinheiten FAST Ungarn und FAST Niederlande konnte die internationale Fahndung zügig koordiniert und umgesetzt werden", hieß es. Nach Angaben der niederländischen Polizei wird der Verdächtige dem zuständigen Gericht in Amsterdam vorgeführt, dort werde über seine Auslieferung nach Österreich entschieden.
Heimische Polizei kooperiert mit niederländischen Behörden
„Die aktuelle Festnahme zeigt einmal mehr die Effektivität und Schlagkraft der österreichischen Zielfahndung im Bundeskriminalamt. Durch internationale Kontakte und die hochprofessionelle Arbeit werden gesuchte Straftäter im In- und Ausland rasch aus dem Verkehr gezogen“, reagierte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Auch Bundeskriminalamtsdirektor Andreas Holzer zeigte sich erfreut über den schnellen Fahndungserfolg.“ Dieser Fall unterstreicht die herausragende Bedeutung des Zielfahndungsnetzwerks für die internationale Zusammenarbeit in der Verbrechensbekämpfung. Ohne den lückenlosen Informationsaustausch und das hochprofessionelle Zusammenspiel der beteiligten Einheiten wäre eine so rasche Festnahme kaum möglich gewesen. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen im In- und Ausland für ihren engagierten Einsatz“, sagte Holzer.
Ermittlungen zu Bluttat in Maria Alm laufen weiter
Die weiteren Ermittlungen hinsichtlich des Gewaltverbrechens werden durch das Landeskriminalamt Salzburg geführt. „Diese Festnahme trägt wesentlich zu Beruhigung und Sicherheit der Salzburger Bevölkerung bei“, erklärte der Salzburger Landespolizeidirektor Bernhard Rausch. „Ich bedanke mich für die ausgezeichneten Ermittlungen zu diesem Gewaltverbrechen, sowie insbesondere für die Schaffung der Grundlagen zu diesem Fahndungserfolg durch das Landeskriminalamt.“
Am Sonntag wurde gegen den Ungarn ein europäischer Haftbefehl erlassen, die Polizei veröffentlichte auch Fahndungsbilder des Verdächtigen. Nach dem Mann wurde intensiv gesucht. Der Ungar hatte eine Faustfeuerwaffe behördlich registriert, also legal besessen, und diese dürfte auch die Tatwaffe gewesen sein. Ausgestellt wurde die Waffenbesitzkarte erst heuer. Voraussetzung für eine solche Bescheinigung sei unter anderem die Unbescholtenheit.
Bekannt wurde mittlerweile auch, dass das Opfer den mutmaßlichen Täter im Vorjahr wegen gefährlicher Drohung angezeigt hatte. Die 34-jährige Deutsche und der 32-jährige Ungar hatten eine Beziehung, die im Vorjahr auseinanderging. Anfang Dezember erstattete die Frau dann gegen ihren Ex-Freund Anzeige wegen gefährlicher Drohung und Sachbeschädigung, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Florian Weinkamer, am Montag gegenüber der APA entsprechende Medienberichte. Konkret soll sich der Ungar Zutritt in die Wohnung der 34-Jährigen verschafft und dort einen Adventkranz beschädigt haben. Das habe der Beschuldigte bestritten. Darüber hinaus habe er mehrmals versucht, mit der Frau Kontakt aufzunehmen und ihr auch eine Handynachricht geschickt, in der er angekündigte, ihr „das Leben zum Albtraum“ zu machen, sagte Weinkamer. Kurz nach Jahreswechsel stellte die Staatsanwaltschaft aber das Ermittlungsverfahren ein.
„Bei der Handynachricht hat es sich schon nach dem Wortlaut um keine gefährliche Drohung gehandelt, dazu bedarf es einer konkreten Androhung einer Verletzung an Körper, Freiheit, Ehre, Vermögen oder des höchstpersönlichen Lebensbereiches“, erklärte Weinkamer. Und auch die Sachbeschädigung habe man nicht nachweisen können. Daher sei das Verfahren im Jänner eingestellt worden.
(Quelle: apa)