Vereinbart wurde ein Tagsatz pro Flüchtling in der Höhe von 12,50 Euro. Davon werden von Schellhorn alle Steuern, die Heizung, der Strom, alle Kommunalabgaben und die weiteren Fixkosten beglichen. Direkt ausbezahlt an die Flüchtlinge wird ein Essensbetrag in der Höhe von 6,50 Euro: "Das bedeutet, die Flüchtlinge kaufen selbst ein und sind damit in das Ortsgeschehen integriert, denn wir wollen auf jeden Fall einer Isolierung der Flüchtlinge vorgreifen", betonte Schellhorn in einer Stellungnahme gegenüber der APA.
Bürgermeister will gegen Quartier ankämpfen
Das Land bietet zudem über die Volkshochschule einen Deutschkurs an. Zusätzlich geplant ist, dass ein Mitarbeiter von Schellhorn zweimal die Woche ein individuelles Sprach- und Integrationsangebot für die Flüchtlinge zur Verfügung stellt. Ein weiterer Mitarbeiter Schellhorns wird ständig vor Ort sein.
Vehement gegen das Quartier in Badbruck hatte sich in den vergangenen Tagen der Bürgermeister von Bad Gastein gestellt. Gemeindeoberhaupt Gerhard Steinbauer (ÖVP) hatte etwa angedroht, dass man "gegebenenfalls mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln" entschieden gegen die Unterbringung im derzeit leer stehenden Mitarbeiter-Heim ankämpfen werde.
Steinbauer überlegt eine rechtliche Vorgehensweise gegen Schellhorn. "Wir werden eine rechtliche Möglichkeit von Fachleuten überprüfen lassen", sagte er zur APA. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden in Österreich beherberge Bad Gastein schon seit Jahren 60 Flüchtlinge, kritisierte er die Aufteilungspolitik. "Wir wehren uns nicht gegen die Aufnahme von Flüchtlingen", betonte Steinbauer, der sich gerade auf der Rückreise von seinem Urlaub in Italien nach Österreich befand. Der Ort leiste schon seit zehn, zwölf Jahren seinen Beitrag dazu. 500 von 1.800 Gemeinden würden in Österreich Flüchtlinge aufnehmen, Bad Gastein sei eine Gemeinde davon. "Kein einziger Bad Gasteiner regt sich darüber auf."
Was dem Bürgermeister sauer aufstößt: Weder der Pongauer Gastronom Sepp Schellhorn (NEOS) noch die zuständige Salzburger Landesrätin Martina Berthold (Grüne) hätten die Gemeinde über den Plan, eine weitere Unterkunft für Asylwerber zu öffnen, informiert, wie er erklärte. "Das passiert schon zum zweiten Mal, dass Berthold über das Wochenende Fakten schafft. Und Schellhorn sitzt im Nationalrat und nennt sich Volksvertreter, er findet es aber nicht einmal der Mühe wert, sich mit der Gemeinde in Verbindung zu setzen." Schellhorn habe der Gemeinde Bad Gastein das Angebot eines derzeit leer stehenden Mitarbeiterheims über eine Zeitung mitgeteilt, empörte sich der Bürgermeister. "Diese Abgehobenheit ist unerträglich." Da brauche man sich nicht wundern, dass der Bürger von der Politik die Nase voll habe, meinte Steinbauer. "Ich hätte gerne von Berthold eine Aufstellung zu der Frage: Wie viele Salzburger Gemeinden nehmen wie viele Asylwerber auf?"
Schellhorn sieht Flüchtlingsprojekt als Akt der Nächstenliebe
Die zusätzlich 40 Flüchtlinge würden die Flüchtlingsquote im Ort auf 2,38 Prozent anheben, repliziert nun Schellhorn: "Wenn mir ein Bürgermeister einer christlich-sozialen Partei jetzt ernsthaft erklärt, dass das nicht zu bewerkstelligen ist, hat er den Wert der Nächstenliebe nicht verstanden." Für den Standort Bad Gastein sieht Schellhorn in der Unterbringung von Flüchtlingen eine Chance zu zeigen, dass man nicht nur Gastgeberregion für Touristen sei sondern auch Zufluchtsort für Menschen in Not. Dem Vorwurf, ein Geschäft machen zu wollen, tritt Schellhorn vehement entgegen. Sollte am Ende der Hilfsaktion noch ein Gewinn übrig bleiben, werde dieser in voller Höhe an die charitative Einrichtung Vinzenzgemeinschaft St. Stephan VINZI RAST - CORTI HAUS www.vinzirast.at gespendet.
Flüchtlinge auch in Lech am Arlberg
Konsensualer geht es im Nobel-Skiort Lech am Arlberg zu. Der Vorsitzende der Hoteliersvereinigung Gregor Hoch, der jüngst in einem Schreiben seine Mitglieder um die Unterstützung bei der Unterbringung von Flüchtlingen gebeten hatte, geht selbst voran. Er öffnet das Personalhaus seines Hotels Sonnenburg in Lech für Kriegsflüchtlinge. 20 bis 30 Asylwerber sollen dort bis zur Wintersaison unterkommen. Bürgermeister Ludwig Muxel steht diesem Projekt "sehr positiv gegenüber", wie er in den "Vorarlberger Nachrichten" betont.
(APA)
(Quelle: salzburg24)