Schäden an Gebäuden befürchtet

S-Link: Wie schwierig ist das Bauen im Salzburger Seeton?

Mitten in der Münchner Innenstadt entsteht derzeit eine Station für die zweite S-Bahn-Stammstrecke. Ein direkter Vergleich mit dem S-Link ist aber nicht zulässig, dazu seien etwa die geologischen Voraussetzungen zu unterschiedlich.
Veröffentlicht: 06. November 2024 06:19 Uhr
Viele Menschen befürchten, dass der Bau des unterirdisch verlaufenden S-Links in der Stadt Salzburg für Schäden an den Gebäuden sorgen könnte. Ein Blick nach München zeigt, dass auch in schwierigen Untergründen, wie dem Salzburger Seeton, Bauen auf engem Raum möglich ist. Ein direkter Vergleich ist dennoch nicht zulässig.

Widerstand gegen den S-Link kommt in der Stadt Salzburg auch von Anrainer:innen entlang der geplanten Trasse. Sie fürchten, dass sich durch den Tunnelvortrieb der Boden unter ihren jahrhundertealten Altstadthäusern setzt und die Gebäude irreparable Schäden nehmen. Schuld daran sei der Salzburger Seeton – eine weiche, instabile und leicht verformbare geologische Schicht. Ein Beispiel aus München zeigt aber, dass sich auch in schwierigen Untergründen und auf engem Raum bauen lässt.

Der Salzburger Verkehrsverbund (SVV) hat Anfang der Woche zu einer Baustellenexkursion nach Bayern geladen, um aufzuzeigen, dass auch herausfordernde Bedingungen beherrschbar sind. Ein direkter Vergleich mit dem S-Link ist aber nicht zulässig, dazu seien etwa die geologischen Voraussetzungen zu unterschiedlich. Nicht zuletzt sei auch das Projekt in München um ein Vielfaches größer als in Salzburg.

Neue S-Bahn-Strecke mitten in München

Mitten in der Münchner Innenstadt entsteht unter dem Marienhof unweit der bekannten Frauenkirche derzeit eine Station für die zweite S-Bahn-Stammstrecke in der bayerischen Hauptstadt. Bis auf fast 40 Meter Tiefe wurde mittlerweile eine fußballfeldgroße Fläche ausgehoben und mit zahlreichen Zwischendecken versehen. "Der Untergrund ist gut erkundet, aber in dieser Tiefe war das für uns auch neu", sagte Jörg Müller, der technische Leiter des Projekts, zur APA. Seeton gibt es an seiner Baustelle nicht. Herausfordernd seien weniger die verschiedenen Gesteinsschichten als gleich vier Grundwasserhorizonte, die hohe Drucke auf die 1,5 Meter dicken Schlitzwände aus Beton ausüben, die die Hülle für die zukünftige Station bilden. "Aber das ist technisch beherrschbar", so Müller.

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Die Fundamente der historischen Stadthäuser rund um den Marienplatz werden mit 750 Schlauchwaagen überwacht, die digital abrufbar sind und die auf Veränderungen reagieren. Um Setzungen im Boden zu verhindern, kommen in München sogenannte Injektionsschirme zum Einsatz: Das sind Flächen aus Röhren, die im Abstand von 50 Zentimetern bis zu 100 Meter weit unter die Gebäude getrieben werden. Sollte es in der Bauphase zu Setzungen kommen, wird in die Hohlräume Beton eingepresst, um eine Hebung herbeizuführen.

Deckelbauweise soll auch in Salzburg zum Einsatz kommen

Errichtet wird die Station am Marienhof in Deckelbauweise - so wie sie auf dem ersten Abschnitt des S-Link vom Hauptbahnhof bis zum Schloss Mirabell zum Einsatz kommen soll. "Sobald die Grube verschlossen ist, ist vom Lärm im Untergrund nichts mehr zu hören", so Müller. Parallel gehe auch die Staubbelastung an der Oberfläche zurück. Auch logistisch stellt die Baustelle eine Besonderheit dar: Der Beton wird vor Ort produziert, Zement und Sande werden im Laufe der Woche schrittweise angeliefert, um die Belastung für Anrainer gering zu halten. "Am Freitag wird dann immer betoniert."

Große Akzeptanz für Münchner Öffi-Projekt

Mittlerweile sei die Akzeptanz für das Projekt hoch, betonte Müller, auch wenn es am Anfang Gegenwind gegeben habe. "München braucht dieses Projekt ganz dringend. Wir verzeichnen auf der ersten Stammstrecke rund 850.000 S-Bahn-Fahrgäste am Tag und stoßen an die Grenzen der Kapazität." Schon die erste S-Bahn-Strecke unter der Stadt sei umstritten gewesen. "Heute kann sie sich keiner mehr wegdenken."

Kosten haben sich verdoppelt

Die Kosten für das Gesamtprojekt - sieben der elf Kilometer verlaufen im Tunnel - haben sich mittlerweile allerdings von 3,9 Milliarden Euro auf 7 Milliarden Euro fast verdoppelt. Müller führt das auf einen teilweise geänderten Trassenverlauf und die krisenbedingten Baukostensteigerungen der vergangenen Jahre zurück. "Die Zahlen lassen sich daher nicht mehr vergleichen."

Streckenverlauf in geringerer Tiefe in Salzburg geplant

In Salzburg betonte am Dienstag die Initiative "Altstadt retten", dass die Tunneldecken in der rechten Salzburger Altstadt zum Teil in nur rund 10 Metern Tiefe liegen. Geringere Tiefen seien dabei wesentlich schwieriger zu handhaben. Zudem würden die Fundamente der Häuser anders als in München keine durchgehenden Bodenplatten haben, sondern vielfach aus einem Mischmauerwerk mit Hohlräumen und fehlender Vermörtelung bestehen. Hebungsinjektionen wie in München seien nicht möglich."Die oberen Geschoße würden Verformungen im Boden nicht standhalten", hieß es in einer Aussendung.

Die S-Link-Planungsgesellschaft verwies hingegen in der Vergangenheit stets darauf, dass eine Baustelle im Seeton sehr wohl umsetzbar sei, das hätten umfangreiche Kernbohrungen und Drucksondierungen gezeigt. Zudem seien in jüngerer Zeit etliche Gebäude im Seeton errichtet worden.

(Quelle: apa)

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