"Es handelt sich um eine Technik, wie sie auch für 3D-Filme im Kino verwendet wird", erklärt Professor Gerd Rasp, Vorstand der Uniklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten am Uniklinikum Salzburg, die Funktionsweise des neuen 3D-Mikroskops Arriscope.
Arriscope besticht durch neueste Technik
Herkömmliche OP-Mikroskope gibt es seit den 1950er-Jahren – ihre Funktionsweise ist im Wesentlichen damals wie heute dieselbe: Sie erzeugen ein binokulares Bild, wobei bereits bei der Bild-Teilung in die beiden Optiken Helligkeit verloren geht. Wird dann noch ein Kamerasystem angeschlossen, wie das bei herkömmlichen OP-Mikroskopen in der Regel der Fall ist, leidet die Bildqualität zusätzlich.
"Das Arriscope erzeugt über zwei stereoskopische optische Strahlengänge zwei digitale Bilder und überträgt diese auf zwei Displays, die im Binokular integriert sind", so Rasp. Die Operateurin bzw. der Operateur sieht dadurch ein 3D-Bild ganz ohne zusätzliche Brille. "Die Bildqualität ist sensationell. Haut- und Fleischgewebe sowie Knochenstrukturen werden viel klarer und farblich deutlich unterscheidbarer dargestellt. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet das noch mehr Sicherheit bei den Eingriffen."
Breiteres Lichtspektrum
Außerdem nimmt das digitale 3D-Mikroskop ein breiteres Lichtspektrum als das menschliche Auge auf – etwa im Infrarot-Bereich. Die Bilder können dann im integrierten Forschungsmodus des Arriscopes im Nachhinein bearbeitet werden, sodass die Strukturen noch deutlicher erkennbar sind.
Rasp war über persönliche Kontakte seit acht Jahren in die Arriscope-Entwicklung eingebunden, die vom Münchner Start-up Munich Surgical Imaging vorangetrieben wurde. "Wir haben den ersten Prototyp in Bezug auf Bildqualität, Handhabung und Ergonomie immer weiterentwickelt." Seit ca. drei Jahren ist das Arriscope in seiner neuesten Version nun CE-zertifiziert und kommerziell verfügbar. Das erste Modell in Österreich wurde im April an die Salzburger Uniklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten ausgeliefert.
Rasp: "Unsere bisherigen Erfahrungen bei den Operationen sind sehr gut." Der Mediziner schätzt, dass bei rund 1.000 der 2.800 Eingriffe, die jährlich an seiner Klinik durchgeführt werden, das Arriscope zum Einsatz kommen wird. "Vor allem verwenden wir es bei chronischen Mittelohrentzündungen, Steigbügelverknöcherungen, Implantaten im Ohr und mikrochirurgischen Eingriffen am Kehlkopf."
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