Eine unendliche Geschichte

Salzburg ringt um Bürgerbefragung zum S-Link

Auf dieser Strecke soll der S-Link unterirdisch durch Salzburg verlaufen.
Veröffentlicht: 09. Mai 2023 14:35 Uhr
Um den S-Link – die Verlängerung der Lokalbahn vom Hauptbahnhof bis nach Hallein – wird es einfach nicht ruhig. Nach dem Projektgegner mit einer Unterschriftenaktion eine Bürgerbefragung in der Stadt Salzburg forcieren wollen, möchte Landesrat Stefan Schnöll auch die Umlandgemeinden miteinbeziehen.

Der S-Link gilt als Prestigeprojekt von Verkehrslandesrat Stefan Schnöll und seiner ÖVP. Im Wahlkampf hat sich auch die FPÖ, mit der die Volkspartei derzeit Gespräche für eine Regierungsbildung führt, für den Öffi-Ausbau im Bundesland ausgesprochen. Zum S-Link habe Marlene Svazek eine "positive Grundhaltung", wie die FPÖ-Chefin am Montag zu den Salzburger Nachrichten (SN) sagte und ergänzte: "Aber schon mit einem realistischen Blick auf die Kosten- und Projektentwicklung."

Initiative gegen Tunnel unter Salzburg

Indes läuft die Initiative "Stopp U-Bahn" seit Monaten Sturm gegen das Mega-Projekt, seit April gibt es zudem eine Unterschriftenaktion für eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Salzburg: "Soll für das Bahnprojekt S-Link ein unterirdischer Tunnel vom Hauptbahnhof zum Mirabellplatz und unter der Salzach hindurch bis in den Süden der Stadt Salzburg gebaut werden?", lautet die Fragestellung.

 

Ein Dorn im Auge der Organisator:innen ist neben den unklaren Kosten offensichtlich der lange Tunnel unterhalb der Landeshauptstadt. Der S-Link-Betreiber beruft sich derweil auf "umfangreiche Prüfungen und Gutachten", die gezeigt hätten, "dass alle Varianten, die teilweise bzw. gänzlich an der Oberfläche geführt würden, hinsichtlich der Fahrzeit, Kapazität, Umweltwirkungen und Co gravierende Nachteile aufweisen."

Schnöll will Umlandgemeinden befragen

Verkehrslandesrat Schnöll sprach sich in den SN nun gegen die alleinige Befragung der Menschen in der Stadt Salzburg aus. Vielmehr soll es auch eine Abstimmung im Zentralraum geben, zumindest entlang der Lokalbahn. Um solche Befragungen auch in einzelnen Gemeinden durchführen zu können, müsste allerdings das Landesrecht geändert werden. Das Ergebnis einer solchen Befragung jedenfalls soll verbindlich sein, so Schnöll, der auch die "total missverständliche" Fragestellung der Initiative "Stopp U-Bahn" kritisierte.

 

Ähnlich argumentierte schon Salzburgs Bürgermeister Harry Preuner (ÖVP): "Es sind ja nicht nur die Stadt Salzburg, sondern auch zahlreiche Umlandgemeinden betroffen." Unklar ist bis dato jedoch, um welche Gemeinden es sich dabei handelt bzw. wer alles in einer Abstimmung involviert wäre.

Fehlendes Mobilitätskonzept?

Die Reaktion der Initiative "Stopp U-Bahn" auf Schnölls Aussagen in den SN ließ nicht lange auf sich warten: "Das ist eine unüberlegte Reaktion von Herrn Schnöll. Wer soll denn worüber befragt werden? Man weiß ja nicht einmal, wie man über Anif nach Hallein kommt", so Wilfried Rogler in einer Aussendung. "Stichbahnen Richtung Wals, Mattsee oder St. Gilgen stehen ohnehin in den Sternen." Kritisiert wird außerdem, dass es noch kein umfassendes Mobilitätskonzept für die Stadt Salzburg und die Umlandgemeinden gebe.

Die Betreibergesellschaft und der Landesrat verweisen auf drei Phasen: Das Mega-Projekt umfasse nicht nur die Weiterführung der Lokalbahn nach Hallein, sondern auch eine Messebahn, eine Stieglbahn und eine Berchtesgadener-Bahn. Langfristig sollen zudem die ÖBB-Gleise in den S-Link eingebunden werden. "Der S-Link ist ein Gesamtkonzept", betonte Stefan Schnöll bereits in der Vergangenheit.

Wie verläuft die Trasse und was kostet sie?

Ein neuer Lokalbahnzug mit drei Garnituren bietet den Angaben der Betreibergesellschaft zufolge Platz für bis zu 700 Personen. Die Fahrt von Bergheim zum Unipark soll dann weniger als zwölf Minuten betragen. Bei einer Frequenz von 7,5 Minuten könnte der S-Link rund 5.500 Personen pro Stunde in beide Richtungen transportieren. Eine Aufstellung der insgesamt anfallenden Kosten steht allerdings noch aus, genauso wie die konkrete weitere Trassenführung. Bund und Land wollen sich die Kosten teilen. Zusätzlich möglich seien unter Umständen auch EU-Fördermittel.

S-Link: Mögliche Trassenführung S-Link / Land salzburg
Die Varianten zur S-Link-Trassenführung.

Die Gesamtkosten sollen sich nach einer Berechnung mit Stand Anfang 2023 je nach Tunnellänge auf bis zu 2,8 Mrd. Euro belaufen.

Verkehr Thema zwischen ÖVP und FPÖ

Übrigens: Erst im Sommer 2022 hat der Salzburger Gemeinderat mit einer Mehrheit für die Finanzierung der ersten S-Link-Etappe und die empfohlene Trassenführung für die zweite Etappe gestimmt.

Schafft Salzburg die Verkehrswende?

Autokolonnen und Blechlawinen sind ein gewohntes Bild in der Stadt Salzburg. Dazu kommen Busse, die im Stau stehend zu spät kommen. Ein Lichtblick am Horizont könnte der keineswegs unumstrittene S-…


Bei den Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer Salzburger Landesregierung zwischen ÖVP und FPÖ geht es am morgigen Mittwoch um den Verkehr und damit auch den S-Link.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken