Über 5.500 Kinder haben vor einigen Wochen ihren allerersten Schultag in Salzburg gehabt. Sie alle haben eine kostenlose Blockflöte von Lisi Fuchs bekommen. Die 48-jährige gebürtige Oberösterreicherin hat die Salzburger Philharmonie gegründet und hat es sich zum Ziel gemacht, vor allem Kindern den Spaß am Musizieren zu zeigen.
Im Sonntagstalk mit SALZBURG24 erinnert sich Dirigentin Lisi Fuchs an ihre ersten Musizierversuche zurück und erklärt, warum Musik für Kinder, aber auch Erwachsene so wichtig ist.
Sonntagstalk mit Lisi Fuchs – ein Auszug zum Nachlesen
SALZBURG24: So manch einer kann sich vielleicht noch an den Blockflötenunterricht in der Volksschule erinnern. Die einen nahmen das als Sprungbrett zum Erlernen weiterer Instrumente, andere haben das Musizieren gehasst. Und dennoch schenken Sie seit zwei Jahren allen Tafelklasslern in Salzburg eine gratis Blockflöte und ein Übungsheft. Warum tun sie das?
LISI FUCHS: Also mein Start in die Musik war eigentlich der Blockflöte zu verdanken. Mein Bruder ist zwei Jahre älter und durfte im Kindergarten Blockflöte lernen. Ich war dann mit drei Jahren im Kindergarten und war endlos traurig, dass ich nicht auch wie der Walter Blockflöte lernen kann. Mit vier durfte ich dann anfangen und ich war total überfordert, weil das eigentlich zu früh war, um wirklich ein Instrument zu lernen. Aber diese Anfänge, das hat gepasst.
Vor 15 Jahren wurde ich dann einmal in einem Interview gefragt, Frau Fuchs, was würden Sie sich wünschen, wenn Sie einen Wunsch frei hätten? Und dann habe ich gesagt, also ich würde mir wünschen, dass alle Schulanfänger oder alle Volksschulkinder eine Blockflöte gratis kriegen und auch ein bisschen Tools, wie man damit umgeht oder nur so erste Basics.
Aber warum ist denn das Musizieren für Kinder so wichtig?
Ich glaube, dass das Musizieren und die Musik für fast alle Menschen unglaublich wichtig ist. Ein unglaublicher Ausgleich zum Alltag ein Entspannen, ein Relaxen und da ist es ja egal, welche Musik man hört. Und es tut einfach gut, ein bisschen blumig gesprochen, aber Musik ist Balsam für die Seele. Und das Musizieren ist noch einmal mehr.
Also es ist erwiesen, dass das Singen gesundheitsfördernd ist und angsthemmend und verbindend. Also es ist, wenn man in der Gruppe musiziert, dann erlebt man da ein Gemeinschaftsgefühl. Wenn man miteinander Musik probt, also es kann auch nur das Musizieren am Lagerfeuer sein, dann wird da besondere Energie frei. Ich habe noch kein anderes Wort gefunden, aber wenn ich musiziere, bin ich gelöst von allem Irdischen.
Und welche speziellen Fähigkeiten werden da entwickelt bei Kindern?
Das ist dann die Neurowissenschaft. Also wenn man sich die Hirnforschung anschaut, weiß man, dass beim aktiven Musizieren, wie kaum wo sonst, unglaublich viele Synapsen in alle Richtungen gebunden werden oder entwickelt werden, verbunden werden, neu entspringen.
Und wenn man weiß, dass Musizieren das auch noch fördert, nämlich auch die emotionale Intelligenz, die soziale Intelligenz und dann auch die Synapsenbildung, dann denke ich mir, um Gottes Willen, wieso musizieren nicht einfach alle?
Manche, weil Sie anfangs gesagt haben, manche hassen es, das stimmt. Es gibt wirklich Kinder, da kann ich den Prozentsatz nicht sagen, aber bis zu 10 Prozent schon, die es hassen zu musizieren. Das gibt es und das finde ich auch wichtig, dass man die nicht dazu zwingt.
Das heißt, es muss nicht jedes Kind musikalisch sein?
Es ist auch nicht jedes Kind musikalisch, es ist auch nicht jeder Mensch musikalisch, aber mindestens 80 Prozent der Menschen können singen, haben ein Rhythmusgefühl in der Basis und können in der Gruppe musizieren. Vielleicht sind es auch 90 Prozent, ich weiß es nicht.
Und dann gibt es ein paar, da geht es einfach nicht. Ich merke das selbst, mein Sohn hatte als Kind öfter Probleme mit den Ohren und da merkt man, da ist irgendwas nicht entwickelt. Also zum Beispiel beim Singen, da merken wir, da tut er sich schwer. Er spielt trotzdem Klavier und Schlagzeug und das auch ziemlich gut, aber das muss man dann auch lassen.
Im Juni hat der gute Rat für Rückverteilung eine Spende von über 200.000 Euro aus Marlene Engelhorns Erbe für die Philharmonie Salzburg hervorgesehen. Ist das Geld alles in einem Schwung gekommen?
Das konnten wir uns aussuchen. Wir haben tatsächlich dann gesagt, bitte in einem Schwung und wir teilen es dann ein. Wir haben uns dann auch entschieden, dass dieses Geld zu 100 Prozent an die Kinderfestspiele geht. Und das hat uns unfassbar geholfen oder hilft uns unfassbar, weil wir ja immer schauen müssen, wie kommen wir durch mit der Finanzierung. Wir als Philharmonie Salzburg bekommen plus minus acht Prozent Subventionen, die Kinderfestspiele ungefähr 20 Prozent. Den Rest müssen wir finanzieren.
Zwei Wochen bevor die Spende gekommen ist, haben wir überlegt, dass wir vielleicht das Blockflötenprojekt lassen müssen, weil es sich finanziell nicht mehr ausgeht. Und dann kommt diese Spende und wir sagen okay, wir können weitermachen. Und wir hoffen, dass das eine Anregung ist für andere, auch vielleicht eine Partnerschaft mit uns einzugehen.
Den Sonntagstalk auf SALZBURG24 gibt's jede Woche. Am kommenden Sonntag, dem 6. Oktober, ist Christian Schaider, der Cheftrainer der Salzburger Austria, zu Gast. Einfach reinhören!
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(Quelle: salzburg24)