Kirche im Umschwung?

Salzburger Erzbischof Lackner entscheidet bei Weltsynode im Vatikan mit

Salzburger Erzbischof Franz Lackner nimmt bei der Weltsynode im Vatikan als Vorsitzender teil. 
Veröffentlicht: 23. September 2024 06:30 Uhr
Katholische Bischöfe, Theolog:innen und Laien beraten seit Jahren über eine grundlegende Reform der Kirche. Im Vatikan stimmt im Oktober die Weltsynode darüber ab. Unter ihnen: Salzburger Erzbischof Franz Lackner als Vorsitzender der Bischofskonferenz.

Seit 2021 beraten katholische Bischöfe, Theolog:innen und Laien in einem weltweiten Synodalen Prozess über eine grundlegende Reform der Kirche. Ein Ziel: Gemeinsames Beraten soll künftig die Kleriker-Macht ersetzen. In Rom stimmt nun bald die Weltsynode darüber ab. Fast vier Wochen lang wird im Vatikan die Generalversammlung der Bischofssynode tagen.

Sie beginnt formal am 2. und endet am 27. Oktober jeweils mit einem feierlichen Gottesdienst im Vatikan. Beraten und abstimmen werden 368 Männer und Frauen aus allen Erdteilen, die als sogenannte "membri" (Mitglieder) von den Bischofskonferenzen gewählt oder von Amts wegen bzw. vom Papst direkt ernannt worden sind. 96 von ihnen, also rund ein Viertel, sind keine Bischöfe, sondern Priester, Diakone, Ordensleute oder Laienchristinnen und Laienchristen.

Aus Österreich nimmt der Salzburger Erzbischof Franz Lackner als Vorsitzender der Bischofskonferenz teil, während Kardinal Schönborn als Mitglied des Synodenrates dabei ist. Klara-Antonia Csiszar, Pastoraltheologin und Dekanin der theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, gehört wie im Vorjahr dem Kreis der theologischen Experten und Synodenmitarbeitern ohne Stimmrecht an.

Erstmals zwei Frauen mit Stimmrecht

Erstmals in der Geschichte der katholischen Bischofssynoden sind bei der zweiteiligen Synode über Synodalität auch Frauen mit Stimmrecht dabei. Wie schon bei der ersten Session vor genau einem Jahr werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in der vatikanischen Audienzhalle an runden Tischen sitzen, gleichberechtigt reden, einander zuhören und abstimmen. Nur Vorschläge, die eine Zweidrittel-Mehrheit erhalten, werden am Ende dem Papst zur Entscheidung vorgelegt.

Trotz dieser für katholische Verhältnisse fast schon revolutionären Rahmenbedingungen erwarten Beobachter zunächst keine sensationellen Entscheidungen bei bestimmten inhaltlich strittigen Fragen wie Zölibat oder Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern. Denn Papst Franziskus hat im Voraus entschieden, dass diese Fragen in ausgelagerten Arbeitsgruppen debattiert und zur Entscheidungsreife gebracht werden sollen.

Worum geht es bei der Weltsynode?

Bei der Weltsynode geht es insbesondere um eine neue Kultur der gemeinsamen Beratung und von Reformprozessen innerhalb der Kirche. Im Juli legten Papst und Synodensekretariat den dazugehörigen Vorbereitungstext als inhaltliche Richtschnur für die Beratungen, das sogenannte Instrumentum laboris, vor. Es trägt den Titel "Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können".

"Die Synodalität ist zentral für das Pontifikat von Franziskus, aber es gibt eine Kontinuität mit früheren Synoden rund um Gemeinschaft, Partizipation und Mission", sagte Kardinal Schönborn dieser Tage in einem Interview der französischen Zeitung "Famille chrétienne". "Man mag enttäuscht sein, dass die konkreten Themen ein wenig in der Luft hängen, aber es handelt sich in erster Linie um eine Synode über den Modus Operandi innerhalb der Kirche", so der Wiener Erzbischof.

Dass einige "heiße Eisen" ausgeklammert wurden, bedeutet aber nicht, dass bei der Weltsynode Langeweile aufkommen wird. Denn die von Papst Franziskus vorgegebene Aufgabe bleibt spannend: Es geht darum, Wege zu einer "synodalen Kirche" zu finden - und diese Wege auf allen Ebenen, vom Vatikan über die Diözesen bis hinunter in die einzelnen Gemeinden, zu verwirklichen. Dazu müssen, wie es im Instrumentum Laboris heißt, klerikale und intransparente Beratungs-und Entscheidungswege überwunden werden.

An ihre Stelle sollen gemeinschaftliche Beratung, Transparenz und Rechenschaftspflicht treten; allesamt Haltungen und Tugenden, an denen es in der katholischen Kirche vielerorts mangelt - wodurch Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Vertuschung von Straftaten begünstigt wurden.

So formuliert das von den Kardinälen Jean-Claude Hollerich und Mario Grech verantwortete Arbeitspapier: "In unserer Zeit ist die Forderung nach Transparenz und Rechenschaftspflicht innerhalb der Kirche und durch die Kirche als Folge des Glaubwürdigkeitsverlustes aufgrund von Finanzskandalen und insbesondere des sexuellen und sonstigen Missbrauchs von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen aufgekommen."

"Klerikalismus" wird kritisiert

Kritisiert wird der "Klerikalismus, der auf der impliziten Annahme beruht, dass geweihte Amtsträger niemandem gegenüber für die Ausübung der ihnen verliehenen Autorität rechenschaftspflichtig seien". Um das zu ändern, wird gefordert, dass für die Kirche "Rechenschaftspflicht und Transparenz im Mittelpunkt ihres Handelns stehen müssen, und zwar auf allen Ebenen".

Ein anderes zentrales Anliegen des Papstes für die Synode ist die Beteiligung des "Volkes Gottes" am Leben der Kirche. Das gilt für die Gottesdienste, aber auch für wichtige Entscheidungen über die Zukunft der Kirche. Das, was die Weltsynode im Großen vormacht - also die Mitwirkung der Laien - soll auch im Kleinen, an der kirchlichen Basis umgesetzt werden.

Mit einer Reform der katholischen Weltkirche in Richtung mehr Dezentralisierung und Laien-Mitbestimmung geht Papst Franziskus - falls die Synode dies alles beschließt - auch manche Risiken ein. Schon heute sind innerhalb der Weltkirche die Unterschiede erheblich. Der Papst muss in seiner Person und in seinem Amt "den Laden zusammenhalten". Diese Aufgabe wird nicht leichter, falls sich die Synode im Oktober tatsächlich für mehr Dezentralisierung und mehr Eigenständigkeit der einzelnen Bischofskonferenzen ausspricht.

(Quelle: apa)

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