Arm in Arm mit seinem neuen Partner zeigte sich der in Salzburg lebende Ex-Formel-1-Profi Ralf Schumacher in einem Instagram-Posting am Sonntag. Dazu schrieb er die Worte: „Das schönste im Leben ist wenn man den richtigen Partner an seiner Seite hat mit dem man alles teilen kann. (sic!)“ Dafür gab es viel Zuspruch. Warum dieser Schritt viel Mut und bedarf und für viele so schwierig ist, hat uns Conny Felice, Geschäftsführerin der Homosexuelleninitiative Salzburg (HOSI) erklärt.
Doch Outing oder Coming-out – wo liegt der Unterschied? „Ein Outing ist etwas anderes als ein Coming-out. Das Coming-out erfolgt selbstbestimmt, geoutet wird man von Außen“, erklärt Felice im Gespräch mit SALZBURG24 am Montag. Diesen Prozess im Falle eins Outings nicht selbst in der Hand zu haben, könne teils schwere Auswirkungen auf die betroffene Person haben.
Outing nicht Coming-out
Warum Schumacher sich im Alter von 49 Jahren zum Coming-out entschied, könne nur gemutmaßt werden. „Es gibt den Prozess des inneren und äußeren Coming-outs. Beim inneren Coming-out stellt die betroffene Person es für sich fest. Beim äußeren Coming-out wird es dem Umfeld mitgeteilt.“ Gerade der letzte Schritt erfordert viel Mut und Überwindung und könne laut Felice oft Jahre lang dauern. „Er steht somit im Gegensatz zu dem ‚ich bin nun mal schwul, weil es gerade in ist‘, wie man das häufig in den Hasskommentaren liest.“
Schwierige Situation bei Fußball und Formel 1
Vor allem bei prominenten Menschen steht mit diesem Schritt oftmals die Karriere auf dem Spiel. „Es geht hier um die Frage nach dem Preis, den man bereit ist, zu bezahlen. Das kann überschaubar sein, etwa bei Künstler:innen, wo ein Coming-out oft eher akzeptiert wird. Gerade aber bei testosterongesteuerten Sportarten wie Fußball oder Formel 1 kann Homosexualität als Schwäche empfunden werden.“ Gerade in solchen stark von Männlichkeit geprägten Sportarten seien abschätzige Bemerkungen und Witze dann oft keine Seltenheit. Beim Frauenfußball hingegen gebe es diesbezüglich viel weniger Probleme und Homosexualität sei mit einem Anteil von 10 Prozent viel präsenter.
Schumacher: Promifaktor kann schützend wirken
Negative Rückmeldungen können der Grund sein, warum Menschen vor ihrem Coming-out Angst haben. Doch sich in der Öffentlichkeit verstellen zu müssen, koste viel Energie und könne zudem zu Depressionen und Suizidgedanken führen. „Im Gegenzug sieht man, dass Menschen viel freier leben, nachdem sie ihr Coming-out hatten. Auch die Kreativität steigt wieder an.“ Der Promifaktor könne dabei schützend wirken, weil sich häufig weitere Prominente solidarisch zeigen – wie das etwa bei Schumacher der Fall ist.
Eine Gesellschaft, in der ein Coming-out keine Nachricht mehr ist, sei laut der HOSI-Geschäftsführerin die Idealvorstellung. „Im Moment aber brauchen wir diese Rolemodels mit Promifaktor. Es ist dabei auch wichtig, dass sie aus anderen Bereichen als Kunst und Kultur kommen. Sport hat da eben noch mehr diese Signalwirkung.“ Der Anteil der queeren Community an der Gesellschaft liegt laut Felice bei etwa 10 Prozent. „Von 60.000 bis 100.000 Profi-Fußballern weltweit, müssten die Meldungen über Coming-outs weit höher sein.“
Mit weiteren prominenten Vorbildern könnte somit künftig eine Situation geschaffen werden, in der Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung nicht mehr diskriminiert oder abschätzig behandelt werden.
(Quelle: salzburg24)