An Regentagen in Richtung Landeshauptstadt, an Sonnentagen in Richtung Berge und Seen: Salzburgs Straßen sind gerade in den Tourismuszeiten oft überfüllt. Die Tunnelbaustelle auf der Tauernautobahn verschärft das Problem weiter. Nun will man Gäste verstärkt dazu bewegen, auf die Öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen – indem man die Nutzung für sie gratis macht. Die Mehrkosten sollen durch eine Mobilitätsabgabe abgedeckt werden, wie LH-Stellvertreter und Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) heute bei einem Pressegespräch in der Stadt Salzburg ankündigte. Was übrig bleibt, ist zweckgebunden für den Ausbau der Öffis vorgesehen. Auch die Ortstaxe wird angehoben. Mit dieser touristischen Maßnahme sieht man sich in einer Vorreiterrolle.
Salzburg hebt Ortstaxe kräftig an
Mit der Erhöhung der Ortstaxe sei man dem Wunsch der Tourismusverbände und den Regionen nachgekommen, betont Schnöll. Denn aktuell seien die Obergrenzen für die Nächtigungsabgabe – das Land gibt hier den Spielraum vor, die tatsächlichen Abgaben entscheiden Tourismusverbände und Gemeinden – noch „überschaubar“. Wie hoch sie ausfällt, hängt von der Ortsklasse ab: Für Gemeinden mit Tourismusverband der Ortsklasse A oder B ist sie mit aktuell zwei Euro um 50 Cent höher als für Gemeinden mit Tourismusverband der Ortsklasse C oder Gemeinden ohne Tourismusverband.
Das sind die neuen Obergrenzen für die Nächtigungsabgabe:
- Ortsklasse A und B: ab 1. Oktober 2024 vier Euro, ab 1. Oktober 2026 fünf Euro
- Ortsklasse C: ab 1. Oktober 2024 drei Euro, ab 1. Oktober 2026 3,50 Euro
Vier Prozent der Nächtigungsabgabe bekommt die Gemeinde, 96 Prozent der Tourismusverband. Gemeinden ohne Tourismusverband erhalten die volle Summe.
Tourist:innen müssen künftig Mobilitätsbeitrag zahlen
Parallel dazu werden ab 1. Juli 2025 überall vorläufig 50 Cent pro Tag als „Mobilitätsbeitrag“ eingehoben. Die Öffis können Gäste dann im ganzen Bundesland ohne weitere Kosten nutzen. Das Signal soll sein: „Wer in Salzburg Urlaub macht, macht Urlaub vom Auto.“ Weil Tourist:innen damit günstiger unterwegs wären als Einheimische, die mit einer Jahreskarte aktuell um einen Euro pro Tag Bus- und Zugfahren, soll auch dieser Beitrag nach zwei Jahren erhöht werden: Von 50 Cent auf 1,10 Euro. Damit diese Summe auch gerechtfertigt ist, möchte Schnöll auch entlegenere Regionen durch Mikro-Öffis, also kleinräumige Busse, die bedarfsweise fahren, besser anbinden.
Einheimische sollen nicht nur durch verbesserten Öffentlichen Verkehr, sondern auch durch bessere Luft von der Maßnahme profitieren: Laut einer ersten Klima-Bilanz könne man rund 900 Kilo Feinstaub, 17.000 Tonnen Kohlendioxid und über 61.000 Kilo Stickstoffoxid einsparen.
Gäste-Öffi-Ticket digital oder ausgedruckt
Und wie kommen Urauber:innen an ihr Gäste-Ticket? Die Fahrkarte soll direkt beim Check-In im Hotel digital oder ausgedruckt ausgegeben werden, kündigt Verkehrsverbund-Geschäftsführer Johannes Gferer an. Gespräche mit der Industrie würden bereits laufen. Für die Anreise sei auch das Fahren mit der Buchungsbestätigung denkbar. Von der Stadt bis in den Pinzgau werde ein solches Vorläufermodell bereits getestet und gut angenommen. Aktuell reisen noch 80 Prozent der Gäste mit dem Auto an.
23 Millionen Euro pro Jahr verspricht man sich durch die Mobilitätsabgabe. Einen Teil davon werde man dafür aufwenden müssen, den Entfall bei den Öffitickets auszugleichen. Wie viel dann am Ende für den Ausbau des Öffentliche Verkehrs bleibt werde man sehen – aber es werde bestimmt „ein guter Teil“, ist sich Gferer sicher. Über mangelnde Kapazitäten bei den bestehenden Öffentlichen macht man sich wenig Sorgen. Tourist:innen seien tendenziell zu anderen Zeiten als Schulkinder und Pendler:innen unterwegs.
Wirtschaftskammer lehnt Erhöhung ab
Die Tourismussparte der Salzburger Wirtschaftskammer lehnt den Vorstoß indes entschieden ab. Zwar würden Salzburgs oberste Tourismusvertreter dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs grundsätzlich positiv gegenüberstehen, eine einseitige Finanzierung über die Nächtigungsabgabe wird allerdings strikt abgelehnt.
Man behalte sich deshalb vor, die veröffentlichte Erhöhung einer rechtlichen Prüfung zu unterziehen. „Ein Gutachten soll klären, ob eine derartige Erhöhung gerechtfertigt und vor allem zweckdiendlich ist. Denn wenn der Tourismus schon derartig hohe Beträge im Sinne des Klimaschutzes leisten muss, sollte genau abgeklärt sein, ob die Maßnahme die Branche nicht übermäßig bzw. einseitig belastet sowie die eigene Handlungsfähigkeit massiv einschränkt“, resümieren Albert Ebner und Georg Imlauer.
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(Quelle: salzburg24)