Freiwillige mündliche Prüfung?

Salzburger Schüler rufen zum "Maturastreik" auf

Veröffentlicht: 17. Jänner 2022 11:54 Uhr
Zu einem bundesweiten "Maturastreik" ruft die SPÖ-Vorfeldorganisation Aktion kritischer Schüler_innen (AKS) morgen in Österreich auf – und diese Idee kommt ursprünglich aus Straßwalchen (Flachgau). Die Initiatoren kritisieren im SALZBURG24-Gespräch das Festhalten an der mündlichen Abschlussprüfung während der Corona-Pandemie und fordern ein grundsätzliches Umdenken.

Psychische Überlastung, Distanz- oder Hybridunterricht und sich immer wieder ändernde Regelungen: Viele Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen seien komplett überfordert sowie überlastet. Und sie würden sich nicht vernünftig auf die Matura vorbereitet fühlen – obwohl sie alle möglichen Corona-Bestimmungen flexibel mitgemacht hätten. "Das Bildungsministerium meint, dass an den Schulen alles wieder normal wäre – das ist es aber nicht nach mehreren Lockdowns", sagt AKS-Pressesprecher Stijn Maas am Montagvormittag gegenüber S24. Mit den aktuellen Maturaregelungen würden sich viele im Stich gelassen fühlen.

"Maturastreik" an zwei Salzburger Schulen

Aus diesem Grund hat die AKS am morgigen Dienstag zum Warnstreik aufgerufen. Die Idee dazu entstand am BORG Straßwalchen (Flachgau). "Wir planen das Projekt seit über einem Monat und es geht auch darum, das veraltete Konzept Matura grundsätzlich zu überdenken und an die Gegenwart anzupassen", führt Maas aus. Die Frage müsse demnach auch sein, wie es nach der Pandemie an den Schulen weitergeht. Neben dem BORG Straßwalchen nimmt auch die Caritas-Schule in Salzburg-Süd am "Maturastreik" teil. Insgesamt machen 15 Schulen aus fünf Bundesländern mit.

Die AKS-Forderungen im Detail

Konkret fordert die AKS, dass die Schüler in diesem Jahrgang zwischen einer Matura mit freiwilliger mündlicher Prüfung und einer Durchschnittsmatura, die sich aus den Noten der beiden letzten Schuljahre zusammensetzt, wählen dürfen. Auch die Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeiten und Diplomarbeiten soll freiwillig sein.

Zusätzlich brauche es Maßnahmen für weniger Leistungsdruck und eine Verbesserung der psychischen Gesundheit. Eine Online-Petition zum "Maturastreik" hat innerhalb von fünf Tagen bereits mehr als 12.500 Unterschriften gesammelt (Stand: Montag, 11 Uhr).

Zentrum des Protests in Straßwalchen

Bei dem Warnstreik sollen die angehenden Maturanten jedenfalls in die Schule kommen. Die SPÖ-Schülervertretung habe sich für diese Variante, und nicht etwa für einen Streik vor dem für die Matura-Regeln verantwortlichen Bildungsministerium entschieden, weil man so vielen Schulen wie möglich eine unkomplizierte Teilnahme am Warnstreik ermöglichen wollte.

 

Am Dienstag wollen die Streikenden öffentlichkeitswirksam mit Schildern sowie Plakaten auf ihren Protest hinweisen. Unklar war am Montag noch, wie viele Schülerinnen und Schüler sich schlussendlich am Warnstreik beteiligen werden. Anschließend findet beim BORG Straßwalchen jedenfalls eine Pressekonferenz statt.

"Es ist die letzte Chance für den Bildungsminister etwas zu ändern", macht Maas klar. Falls der Warnstreik keine Wirkung erzielen sollte, seien für die kommende Woche Streiks an Schulen in ganz Österreich geplant. Nach derzeitigem Stand sollen die schriftlichen Maturaprüfungen Anfang Mai stattfinden und die mündlichen Abschlussprüfungen Anfang Juni.

So reagieren andere Schülervertreter

Andere Schülervertreter gehen derweil auf Distanz: Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger von der ÖVP-nahen Schülerunion teilt zwar die Forderung nach einer freiwilligen mündlichen Matura, will bei der Durchsetzung aber "weiterhin auf den direkten Austausch mit dem Ministerium setzten", wie sie schon am vergangenen Freitag im Ö1-"Mittagsjournal" betonte.

Auch jene Initiative von 100 Schulsprechern bzw. deren Stellvertretern, die jüngst in einem offenen Brief Erleichterungen bei der Matura gefordert hat, will die Aktion nicht unterstützen. Der Initiative sei es wichtig, parteiunabhängig ein Zeichen zu setzen, so Sprecher Mati Randow. Ob die Gruppe eigene Streiks organisiert, soll noch bekanntgegeben werden.

Minister Polaschek über Matura 2022

Bildungsminister Martin Polaschek zeigte zwar Verständnis für die Situation der Schüler, will jedoch an seinen Plänen festhalten. Ihm sei bewusst, dass die Auswirkungen der Pandemie noch spürbar sind. Daher gebe es auch dieses Jahr "eine Vielzahl an Erleichterungen bei der Matura", verwies er auf die Einschränkung der Themenbereiche und den späteren Abgabetermin der vorwissenschaftlichen Arbeit.

Matura (erneut) in Corona-Zeiten

Zudem werde es einen Ersatzprüfungstermin geben und die Jahresnote werde in die Maturanote miteinberechnet. Die Matura sei ein Schlüsselmoment im Leben einer Schülerin bzw. eines Schülers, bei dem man sein Wissen präsentieren könne. "Ich bin daher froh, dass auch die mündliche Matura aus derzeitiger Sicht dieses Jahr unter allen nötigen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden kann", so Minister Polaschek.

Am Dienstag wird sich also zeigen, welchen Effekt der in Straßwalchen initiierte "Maturastreik" auf Österreichs Bildungspolitik haben wird. SALZBURG24 wird weiter darüber berichten.

(Quelle: salzburg24)

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