Seit dreieinhalb Jahren versucht die Salzburgerin Elena Pichler ihren Partner Badr Mohammed Abdallah aus ägyptischer Gefangenschaft zu befreien. Von einem Termin beim österreichischen Außenministerium (BMEIA) kommende Woche erhoffe sie sich diplomatische Unterstüzzung. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wird sie dabei begleiten.
Bei Demo festgenommen
Vor zehn Jahren wurde ihr Mann bei einer Demonstration gegen die Militärregierung von Al-Sisi festgenommen. Er war damals noch minderjährig und laut Pichler zur falschen Zeit am falschen Ort. Er habe Bücher kaufen wollen, als die Demonstrant:innen und die Polizei gewaltsam aufeinanderstießen, schreibt Pichler in einem Facebook-Posting.
Damals wurde er nach drei Monaten Haft wieder freigelassen. Im Mai 2020 nahmen Sicherheitskräfte Badr Mohammed erneut wegen den Anschuldigungen aus dem Jahr 2017 fest. Für fast drei Jahre saß der Ägypter in Untersuchungshaft, bevor er am 12. Jänner 2023 zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde.
„Wurde nicht als Aktivistin geboren“
Nach Badrs Festnahme flog Elena Pichler relativ schnell zurück nach Österreich. „Ich wurde nicht als Aktivistin geboren. Außerdem war ich schwanger“, erinnert sich Pichler zurück. So haben sich zu Beginn vor allem ihre Freund:innen für Badrs Freilassung gekämpft und Anwälte eingeschalten.
Ein paar Monate später besuchte Elena mit ihrer neugeborenen Tochter zum ersten Mal ihren Freund im Gefängnis in Kairo. Der damalige Anwalt konnte kein Englisch, weshalb die Kommunikation für Pichler schwierig war. Von da nahm sie die Mission in die Hand. „Dass mir jemand helfen und zuhören muss, dieses Selbstbewusstsein, all das musste ich mir erst aneignen“, erklärte Pichler im SALZBURG24-Interview. Man treffe tagtäglich Entscheidungen für eine Person. Wichtig sei dabei, aufzupassen was man tue. Jeder Schritt könne dem anderen nämlich auch schaden, so die junge Frau.
Badr habe nie die Möglichkeit gehabt, ein Wort in dem Prozess auszusagen. "Deshalb probiere ich seine Stimme zu sein, damit er endlich gehört wird", meint Badrs Partnerin.
Ständiges Auf und Ab in ägyptischem Gefängnis
Mittlerweile erhält Elena Pichler Unterstützung von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International und dem Konsulat in Kairo. Das war nicht immer so. „Zu Beginn musste ich immer alle überzeugen. Ich hatte das Gefühl ich war allein gegen alle anderen“, erklärt Pichler. Außerdem kenne man sich als Laie in rechtlichen Dingen wie diesen nicht wirklich aus und sei noch dazu emotional betroffen.
„Aufgrund der ägyptischen Staatsangehörigkeit des Betroffenen ist es Österreich grundsätzlich rechtlich nicht möglich, ihn konsularisch zu vertreten“, heißt es von Seiten des Außenministeriums auf SALZBURG24-Anfrage.
Laut BMEIA gab es seit Herbst 2023 aber gewisse Verbesserungen. „Das Konsulat in Kairo nimmt diesen Fall mittlerweile als Aufgabe wahr. Bei Verschlechterungen greifen sie ein. Zum Beispiel, wenn Badr seinen Pulli oder sein Buch nicht bekommen hat, die wir ihm geschickt haben“, erzählt die Salzburgerin. Diese konsularische Unterstützung tue zwar gut, sei aber nicht das Ziel.
Salzburgerin hofft auf Außenministerium
Dem Termin beim BMEIA kommende Woche steht Pichler dieses Mal positiv gegenüber, obwohl sie sich nicht sicher ist, wann der Termin genau ist. Während das Außenministerium auf S24-Anfrage von einem Termin Mitte der Woche spricht, hat sich Amnesty International das Gespräch für Montag eingetragen. „Das Außenministerium hat sich bei mir gemeldet, dass sie mit mir reden wollen. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Bisher musste ich mich bei allen anderen melden und darum kämpfen, dass mir zugehört wird“, so die 28-Jährige.
Pichler erwartet sich vom Termin, dass sie gemeinsam mit Amnesty International und dem Außenministerium Lösungen finden. Explizit: „Welche diplomatischen Kanäle kann Österreich gehen, um die Freilassung zu erreichen?“. Denn das ägyptische Gefängnis sei kein sicherer Ort, jederzeit könne etwas passieren, erklärt Pichler. Außerdem kämpfe sie auch darum, dass ihre gemeinsame, österreichische Tochter das Recht habe, ihren Vater zu sehen.
Protest vor ägyptischer Botschaft in Wien
Am kommenden Dienstag sei auch eine ruhige Protestaktion vor der ägyptischen Botschaft in Wien geplant. Laut Pichler sei das eine Sache, die Amnesty International anbietet, um auf Fälle aufmerksam zu machen.
Ein Leben zwischen Ägypten und Salzburg
Kennenglernt haben sich die beiden auf einer Bootsfeier unter gemeinsamen Freund:innen. Elena Pichler war damals als Pädagogin ein Auslandsjahr im Ägypten und hat dort gearbeitet. Bald sind sie zusammengezogen.
Etwa ein Jahr lebte Elena Pichler in Kairo. Seit dem Vorfall lebt sie zwischen zwei Länder. Langsam sei es an der Zeit, sich für ein Land zu entscheiden. Sie habe lange überlegt, sehe ihren Lebensmittelpunkt aber in Kairo. „Seine gesamte Familie und unsere Freund:innen sind dort. Zuerst müssen wir Badr aber aus dem Gefängnis bekommen. Zu viele Jahre ist er schon von mir und unserer Tochter Amina getrennt."
(Quelle: salzburg24)