Die Ukraine und Russland sind für Österreichs Unternehmen wichtige Handelspartner. Mit etwa 200 Niederlassungen und Investitionen von rund 1,5 Mrd. Euro ist Österreich der sechstgrößte Investor in der Ukraine. In Russland wiederum sind rund 650 österreichische Unternehmen mit Investitionen von rund 4,6 Mrd. Euro aktiv. Russland landet bei einer Reihung nach Exportvolumen an 14. Stelle, die Ukraine auf Platz 35. Die politische Krise, die sich mit dem bevorstehenden Einmarsch russischer Truppen in den Separatistengebieten rund um Donezk und Luhansk weiter zuspitzt, stellt die Wirtschaftsbeziehungen vor Herausforderungen.
Sanktionen: Alle Beteiligten betroffen
"Es gibt viele offene Fragen. Bereits gestern wurden von den USA Sanktionen verhängt, wodurch keine Investitionen in die Region um Luhansk möglich sind", gibt Thomas Albrecht, zuständig für Handelspolitik und Außenwirtschaft bei der WKS, im Gespräch mit SALZBURG24 Einblick. Am Dienstag hat der Westen erste Sanktionen gegen Russland beschlossen. Die wirtschaftlichen Gegenmaßnahmen auf den Einmarsch treffen somit alle beteiligten Seiten.
Russland und Ukraine wichtig für Salzburgs Unternehmen
Russland und die Ukraine stellen für Salzburger Unternehmen wichtige Absatz- und Bezugsmärkte dar. Rund 80 heimische Firmen exportieren in diese Länder und verfügen mitunter vor Ort über Produktionsstandorte. "Es trifft eine Wirtschaft natürlich, wenn Absatzmärkte wegbrechen. So müssen neue Märkte erobert werden, das ist nicht einfach", so Albrecht. Jedes Exportgut sichere somit Arbeitsplätze.
Exportüberschuss von 120 Mio. Euro
Die im Osten tätigen Salzburger Firmen kommen vor allem aus den Bereichen Maschinenbau, Lebensmittel oder Medizintechnik. Die Unternehmen zeichnen sich laut Albrecht durch innovative Arbeitsweisen aus. Das Exportvolumen mit Russland beträgt 155 Mio. Euro jährlich, jenes mit der Ukraine liegt bei 35 Mio. Euro. Dem gegenüber steht ein Import in der Höhe von 35 Mio. Euro (Russland) und 28 Mio. Euro (Ukraine). Somit ergibt sich bei Russland ein Exportüberschuss von 120 Mio. Euro, bei der Ukraine etwa 8 Mio. Euro.
Heimische Wirtschaft kommt gut durch Corona-Krise
Ständiger Wettbewerb führe laut Albrecht dazu, dass sich Unternehmen immer neu orientieren müssten. Dabei hat der Außenwirtschaftsexperte auch positive Nachrichten zu vermelden. "Die heimische Außenwirtschaft war zuletzt im Kernmarkt, etwa Deutschland, Italien, den Visegard-Staaten, aber auch Argentinien oder der Türkei, sehr erfolgreich." So konnte man gut durch die Corona-Krise kommen.
"Sanktionen lösen politische Probleme nicht"
Wie sich die Ukraine-Krise weiter entwickelt und welche Auswirkungen sie auf den Standort Salzburg hat, lasse sich derzeit noch nicht abschätzen. Der WKS-Experte gibt zu bedenken, dass "Sanktionen politische Probleme nicht lösen." Man hoffe deshalb auf eine diplomatische Lösung. "Wirtschaft kann Stabilität sichern", so Albrecht abschließend.
(Quelle: salzburg24)