Befürchtetes Tauwetter

Schmilzt der Traum von weißen Weihnachten noch?

Veröffentlicht: 17. Dezember 2022 13:22 Uhr
Nach einem winterlichen vierten Adventwochenende setzt sich in der Weihnachtswoche eine deutliche Milderung durch. Macht Tauwetter den Traum von weißen Weihnachten heuer doch noch zunichte?
SALZBURG24 (mp)

Das Wetter in Österreich präsentiert sich derzeit von seiner winterlichen Seite: Am vierten Adventwochenende gibt es fast im gesamten Land eine zumindest dünne Schneedecke samt Dauerfrost. Die Ausgangslage für weiße Weihnachten auch im Flachland ist damit deutlich besser als in anderen Jahren, allerdings setzen die mittelfristigen Modellberechnungen nach Angaben der Experten der Österreichischen Unwetterzentrale dem Traum eines weißen Weihnachtsfests ein jähes Ende.

So stehen heuer die Chancen auf weiße Weihnachten

Dicke Flocken, die vom Himmel fallen und alles in ein weiches Weiß hüllen, gehören für viele zur Vorstellung eines besinnlichen Weihnachtsfestes dazu. In den vergangenen Jahren blieb das im Großteil …

Umstellung der Großwetterlage

Kurz vor Weihnachten ist in Europa eine grundlegende Umstellung der Großwetterlage in Sicht. Das Islandtief erwacht wieder zum Leben, damit kommt ausgehend von Westeuropa eine südwestliche Strömung auf, welche zu Wochenbeginn deutlich mildere Luftmassen atlantischen Ursprungs allmählich nach Mitteleuropa lenkt. Zunächst macht sich diese nur im westlichen Bergland bemerkbar, so steigen die Temperaturen am Montag etwa im Hinteren Bregenzerwald bereits auf zehn Grad. „Im Donauraum und im Südosten stellt sich vorerst eine ausgeprägte Inversionswetterlage ein, somit gibt es hier noch bis zumindest Dienstag Dauerfrost“, analysiert Manfred Spatzierer, Chefmeteorologe der Unwetterzentrale.

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Weißes Fest im Flachland platzt kurz vor der Ziellinie

Voraussichtlich ab Donnerstag setzt sich die milde Luft jedoch in abgeschwächter Form auch im Osten durch, damit ist die Schneedecke wohl in allen Landeshauptstädten genau vor Weihnachten wieder weg, das berüchtigte Weihnachtstauwetter schlägt also auch heuer zu. „Für Heiligabend gibt es zwar noch einige Unsicherheiten, die Modelle deuten aber eher auf unbeständiges Wetter und überdurchschnittliche Temperaturen hin, mit Höchstwerten zwischen etwa drei und neun Grad.“, so Spatzierer.

Wahrscheinlichkeit für eine Schneedecke am 24.12.22 (Stand: 17.12.22):

  • Wien: Fünf Prozent
  • St. Pölten: Fünf Prozent
  • Eisenstadt: Fünf Prozent
  • Linz: Zehn Prozent
  • Graz: Unter fünf Prozent
  • Klagenfurt: Zehn Prozent
  • Salzburg: Zehn Prozent
  • Innsbruck: Zehn Prozent
  • Bregenz: Fünf Prozent

Gute Chancen im Pinzgau und Pongau

In den Landeshauptstädten wird es nach derzeitigem Stand also nicht für weiße Weihnachten reichen. „Gut sind die Chancen dagegen in den tief eingeschneiten inneralpinen Tallagen wie im Pinz- und Pongau in Salzburg, in der nördlichen Obersteiermark sowie generell in Lagen ab etwa 1.000 Metern Seehöhe“, erklärt der Experte.

Weiße Weihnachten und der Klimawandel

Weiße Weihnachten in den Niederungen sind generell selten. Allgemein spielt dabei die Seehöhe eine wichtige Rolle: „Ab einer Höhe von etwa 500 Metern liegt die Wahrscheinlichkeit im Mittel bei 40 Prozent, in 800 Metern Höhe bei 70 Prozent und ab 1.200 Metern über 90 Prozent“, erklärt Spatzierer. Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten im Flachland nimmt im Zuge des Klimawandels weiter ab, so hat sich die Zahl der Tage mit Schnee am 24. Dezember seit Anfang der 80er Jahre in etwa halbiert und der Trend deutet weiter abwärts. Vor allem seit den 2000ern hat die Häufigkeit deutlich abgenommen: In Wien und Eisenstadt war es letztmals vor zehn Jahren weiß, in St. Pölten muss man gar bis in Jahre 2007 zurückblicken. In Innsbruck wurde im Jahr 2017 eine dünne Schneedecke gemeldet, in Klagenfurt gab es vor einem Jahr immerhin 14 Zentimeter Altschnee.

Weihnachtsrekorde

Besonders in den 60er Jahren lag zu Weihnachten häufig Schnee, in Klagenfurt war es damals sogar jedes Jahr weiß. „Vor allem die Rekorde aus dem Jahr 1969 im Norden und Osten haben bis heute Bestand: Damals gab es in Linz 24, in Wien 30 Zentimeter, in Eisenstadt 39 Zentimeter und in St. Pölten sogar 50 Zentimeter der weißen Pracht“, weiß Spatzierer. Letztmals Schnee in allen Landeshauptstädten zu Weihnachten gab es hingegen im Jahr 1996.

Wenn man die Wetterextreme zu Weihnachten betrachtet, stechen besonders die Jahre 1962, 1969 sowie 2013 hervor:

  • Die maximale Schneehöhe in einer Landeshauptstadt: 96 Zentimeter am Flughafen Innsbruck im Jahre 1962
  • Die kälteste Weihnachtsnacht: -27,9 Grad in Kitzbühel im 1962
  • Kältester Weihnachtstag: Maximal -19.8 Grad in Vils (Tirol) im 1962
  • Die maximale Schneehöhe in Wien bzw. im Flachland wurde im 1969 verzeichnet mit etwa 30 Zentimeter in Wien und 50 Zentimeter in St. Pölten
  • Wärmerekord: Im Jahre 2013 trieb der Föhn die Temperatur in Salzburg auf bis zu 19,1 Grad
  • Auf den Bergen wurden am 25.12.2013 Orkanböen verzeichnet, am Patscherkofel etwa wurden 177 km/h erreicht. Auch in den Tälern war es stürmisch mit bis zu 100 km/h in Innsbruck

Weihnachtstauwetter

Der erste Schnee im Flachland fällt meist schon Ende November oder in der ersten Dezemberhälfte, dennoch gibt es im Flachland meist „grüne Weihnachten“. Neben der generellen Abnahme der Tage mit einer Schneedecke aufgrund des Klimawandels spielt dabei aber auch das sog. Weihnachtstauwetter eine wichtige Rolle. Es handelt sich um eine milde und teils auch nasse Witterungsperiode, bei der atlantische Luftmassen nach Mitteleuropa gelangen. Diese meteorologische Singularität (auch Witterungsregelfall genannt) tritt in Mitteleuropa in etwa sechs bis sieben von zehn Jahren rund um Weihnachten ein.

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(Quelle: salzburg24)

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