"Überproportional"

Schulden-Erstberatungen im Pongau innerhalb eines Jahres um 55 Prozent angestiegen

Veröffentlicht: 12. März 2025 13:25 Uhr
Von einer „überproportionalen Steigerung“ bei den Erstkontakten und Erstberatungen im Pongau berichtet Peter Niederreiter von der Salzburger Schuldenberatung. Woran das liegt, ist dem Experten selbst bislang ein Rätsel. Auch im Pinzgau gab es im Vorjahr einen deutlichen Anstieg.

1.052 Erstkontakte, 3.779 Beratungen und 1.158 abgeschlossene Beratungsfälle: Das ist die Bilanz der Salzburger Schuldenberatung aus dem Vorjahr. Mit insgesamt 601 Beratungen war am Standort in St. Johann, der Anlaufstelle für Klientinnen und Klienten aus dem Pongau und dem Lungau ist, ein besonders deutlicher Anstieg erkennbar. Im Jahr davor waren es noch 553 Beratungen.

131 Erstberatungen im Pongau 

Wie Geschäftsführer Peter Niederreiter im SALZBURG24-Interview erklärt, sticht aber besonders die Zahl der Erstkontakte und Erstberatungen am Standort in St. Johann heraus. Im Jahr 2023 gab es 124 Erstkontakte, im Jahr darauf waren es bereits 170. „Das heißt noch nicht, dass jemand dann auch zum Termin erscheint.“ Tatsächlich zustande kamen im Vorjahr 131 erste Beratungen, 2023 waren es nur 84. Gesondert herausrechnen könne man aus der Statistik nicht, wie viele Klient:innen aus dem Pongau und wie viele aus dem Lungau kommen. Aus Erfahrung wisse man aber, dass auf den Lungau meist rund 20 Erstkontakte und -beratungen entfallen und somit einen recht kleinen Teil der Gesamtzahl ausmachen würden.

Gründe für starken Anstieg im Pongau unklar

Warum gerade im Pongau die Nachfrage so stark angestiegen ist, stellt selbst den Experten und sein Team vor ein Rätsel. „Der Flachgau, Tennengau und die Stadt Salzburg sind mit einem Plus von drei bis vier Prozent nahezu konstant geblieben. Im Pongau war die Steigerung überproportional. Das war überraschend. Vielleicht war es ein einmaliger Jahreseffekt.“ Größere Firmenpleiten hätte es im Pongau jedenfalls zuletzt nicht gegeben. Eine ähnliche Entwicklung ist im Pinzgau zu bemerken: Hier sind die Erstberatungen ebenfalls von 83 auf 101 gestiegen.

Männer im Schnitt mit höheren Schulden als Frauen

Einen „typischen Schuldner“ gibt es zwar nicht, aber dafür einen statistischen Durchschnitt von Merkmalen wie Geschlecht und Alter. Und daran habe sich in den vergangenen Jahren im Bundesland Salzburg nichts geändert: „60 Prozent sind Männer, 40 Prozent Frauen. Das durchschnittliche Alter sind 42 Jahre, der Schuldenstand lag im Vorjahr bei ca. 90.000 Euro.“ Im Schnitt haben Männer mit 107.000 Euro deutlich höhere Schulden wie Frauen (65.000). Das hänge damit zusammen, dass der Großteil der Ex-Selbstständigen, die zur Beratung kommen, Männer sei. „Und ehemalige Selbstständige haben traditionell wesentlich höhere Schulden als Angestellte oder Arbeiter.“

Dass Männer länger warten, bis sie sich Hilfe suchen, schließt der Fachmann aus, denn das betreffe beide Geschlechter. „Da sind wir alle so konditioniert, dass ich selber alles ausprobiere, bevor ich mir von jemandem Hilfe hole – vor allem bei einem sensiblen oder schambehafteten Thema. Die größte Hürde ist, dass die Leute bei uns zur Tür hereingehen. Das braucht oft viele Anläufe.“ Die Geschichte jener, die sich durchringen und Beratung in Anspruch nehmen, gehe mindestens fünf bis zehn Jahre zurück. Dass die Schuldner:innen immer jünger werden, stimme aus statistischer Sicht nicht. „Die Schulden werden in jungen Jahren gemacht, aber nicht jeder kommt zu uns. Wenn man noch jung ist und auf ein familiäres Umfeld zurückgreifen kann, wird einem oft noch ausgeholfen.“

Die häufigsten Probleme jener Menschen, die bei der Salzburger Schuldenberatung betreut werden, seien Vorfälle wie Scheidungen, Trennungen oder Arbeitslosigkeit. „Man hat zum Beispiel einen Kredit aufgenommen und kann ihn dann nicht mehr zahlen. Wenn ein Kredit fällig gestellt wird, verdoppeln sich die Zinsen. Möglicherweise kommen auch noch Kosten für Gericht oder Anwälte hinzu.“

Immer mehr Folgeberatungen in Salzburg

Dass die Nachfrage wieder abnimmt, denkt Niederreiter nicht. Denn seit 2021 ist die Zahl der Folgeberatungen im Bundesland Salzburg um 25 Prozent angestiegen. „Einige Parameter weisen zum Beispiel auch darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit steigen wird. Und das heißt für uns, dass es nicht weniger wird.“

(Quelle: salzburg24)

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