An so einen Fall können sich auch altgediente Kinderchirurg:innen nicht erinnern, teilten die Salzburger Landeskliniken (SALK) am Freitag mit: Die Speiseröhren zweier Babys zeigten eine Unterbrechung – der obere Teil endete blind, der untere Teil der Speiseröhre war mit der Luftröhre durch eine Fistel verbunden. "Dadurch ist die Nahrungsaufnahme unmöglich, Speichel kann nicht geschluckt werden und Magensaft kann in die Lunge rinnen", erklärt Kinderchirurg Roman Metzger.
Zwillinge kommen zu früh auf die Welt
Begonnen hat alles Mitte Mai im Kreißsaal der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Campus LKH, als die Zwillinge Emilia und Isabella in der 33. Schwangerschaftswoche zur Welt kamen. Emilia wog nur 1.500 Gramm und Isabella 1.620 Gramm. Bereits kurz nach der Geburt fielen dem Team der Neonatologie bei den Babys Hustenanfälle und schaumiger Speichel auf, eine Magensonde ließ sich nicht legen.
Durch eine einfache Röntgenuntersuchung konnte bei beiden Mädchen eine äußerst seltene Ösophagusatresie diagnostiziert werden. Eine solche Fehlbildung kommt nur bei einer von 3.500 Einlingsgeburten vor – bei Zwillingsgeburten, die nur ca. drei Prozent aller Geburten ausmachen, liegt die Fallzahl etwas vor.
Seltene Fehlbildung
Dass beide Zwillinge dieselbe Fehlbildung haben, sei jedoch unglaublich selten. Metzger: "Ich bin jetzt mehr als 25 Jahre im Bereich der Kinderchirurgie tätig und habe so etwas bisher nicht gesehen. Auch ältere Kollegen können sich nicht an einen vergleichbaren Fall erinnern." Was eine Ösophagusatresie auslöst, ist noch nicht bekannt.
Rasche Entscheidung zur Operation
Emilia und Isabella wurden über die Vene mit hochkalorischen Lösungen ernährt. Der Speichel musste ständig abgesaugt werden. Professor Metzger: "Wir mussten zeitnah handeln, durch längeres Zuwarten hätte die Verbindung zwischen Luftröhre und Magen zu immer größeren Problemen geführt."
Die minimalinvasiven Eingriffe dauerten jeweils über vier Stunden und wurden an zwei Tagen durchgeführt. "Das ist fast, als würde man in einer Streichholzschachtel operieren", fasst es Metzger zusammen. Durch die minimalinvasiven Eingriffe konnten sich Emilia und Isabella rasch erholen – es habe laut SALK keine Komplikationen gegeben. "Sie wiegen mittlerweile fast 2.500 Gramm", berichten ihre Eltern, die aus der Stadt Salzburg stammen. Am Wochenende können sie voraussichtlich ihre Töchter mit nach Hause nehmen. "Die Narben sind nur millimetergroß und werden bald kaum noch zu sehen sein. Die beiden werden voraussichtlich ein nahezu normales Leben führen können", sagt Metzger.
Die erfolgreiche Korrektur einer Ösophagusatresie mit minimalinvasiven Eingriffen bei Zwillingen in der Gewichtsklasse von ca. 1.500 Gramm zum Zeitpunkt der Operation sei in der Literatur bislang nicht beschrieben worden, weshalb das Team des „Young.Hope“-Forschungszentrums die Eingriffe an Emilia und Isabella als Fallbericht veröffentlichen werden.
(Quelle: salzburg24)