Tipps für eure Reise

So schützt ihr im Urlaub mit wenig Aufwand das Meer

Veröffentlicht: 23. August 2024 09:07 Uhr
In den heißen Sommermonaten treibt es viele Salzburgerinnen und Salzburger ans Meer. Welche Auswirkungen unser Verhalten auf das empfindliche Ökosystem der Meere hat und wie wir unseren Strandurlaub mit kleinen Dingen umweltfreundlicher gestalten können, erklärte uns ein Salzburger Biologe.

An der Oberfläche tummeln sich badende Menschen, unter Wasser die Meereslebewesen: Vor allem in den Sommermonaten treffen an Stränden zwei Welten aufeinander. Auch viele Salzburgerinnen und Salzburger zieht es in dieser Zeit ans Meer. Wo wir baden und wie wir uns dort verhalten kann aber erhebliche Auswirkungen auf das fragile Ökosystem der Meere haben, erklärt der Salzburger Biologe und Mikro-Influencer Kilian Niedermeier im Gespräch mit SALZBURG24. In den Sozialen Medien teilt er seine Begeisterung für das Meer und seine Lebewesen und klärt Mythen wissenschaftlich auf. Uns hat er sieben Tipps für einen meeresfreundlichen Strandurlaub verraten und obendrein erklärt, warum Haie auch für unser eigenes Überleben so wichtig sind.

Die Wahl des Urlaubsortes

Ein umweltbewusster Strandurlaub beginnt schon mit der Wahl des Reiseziels: Massentourismus-Zonen meiden, nicht in Ressorts oder großen Hotelanlagen nächtigen, rät Niedermeier. Denn gerade in touristischen Regionen werde Abwasser oft gesammelt ins Meer abgelassen und trage so zur Überdünung bei. Das zu große Angebot an Nährstoffen sorgt dann für ein übermäßiges Algenwachstum, schildert der Biologe. Algenblüten entstehen, sterben wie jedes Lebewesen irgendwann und sinken auf den Grund ab. Dort werden sie zersetzt, was große Mengen an Sauerstoff benötigt und wiederum zum Absterben weiterer Lebewesen führen kann, die erneut unter Sauerstoffverbrauch zersetzt werden müssen und so weiter. So entstünden sogenannte ‚tote Zonen‘, wo kein Sauerstoff im Wasser mehr vorhanden ist, führt Niedermeier aus. Auch im Mittelmeer sei das ein Thema.

"Korallenfreundliche" Sonnencreme und Aschenbecher

Beim Kofferpacken sollte dann eine meeresfreundliche Sonnencreme in die Tasche wandern, meint der Influencer. Diese seien mittlerweile oft mit dem Wort „korallenverträglich“ oder ähnlichem gekennzeichnet, verzichten auf die UV-Filter Octinoxat/Ehylhexyl Methoxycinnamate und Oxybenzon/Benzophenone-3 und sind im besten Fall in Glas verpackt, um Mikroplastik zu vermeiden. Eine hundertprozentig korallenfreundliche Sonnencreme gebe es aber nicht. Wer es mit der Umweltverträglichkeit ganz genau nehmen will, könne zu UV-Badekleidung greifen, rät der Biologe.

Am Urlaubsort angekommen ist für umweltbewusste Raucherinnen und Raucher dann ein Taschenaschenbecher ratsam. Nur für die Stummel? Nein, auch für die Asche. „Auch die enthält Nikotin, das dann mit dem Regen ins Meer gespült wird.“

"Nichts berühren, nichts füttern, nichts mitnehmen"

Und was kann man beim Schwimmen, Schnorcheln und Tauchen beachten? „Es gibt drei Regeln: Nichts berühren, nichts füttern, nichts mitnehmen“, so Niedermeier. Auch die kleinste Muschel sei Teil des Ökosystems. Wird etwas entfernt oder aufgewühlt, könne das das Gefüge stören. Nicht einmal Steine unter Wasser solle man mehr anfassen als unbedingt notwendig: „Auf einem Quadratzentimeter leben ungefähr hundert bis tausend Mikroorganismen. Die tötet man alle, wenn man sie berührt.“

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Gleich verhält es sich auch mit größeren Meerestieren – egal wie nah sie kommen und wie groß das Bedürfnis ist, sie zu streicheln. „Für die Tiere bedeutet das Stress. Außerdem kommen sie so mit Erregern in Kontakt, die sie nicht gewöhnt sind. Das kann tödlich für sie sein.“ Zudem seien Unterwasserlebewesen oft extrem empfindlich und könnten durch Berührungen leicht verletzt werden.

Invasive Arten auf den Teller

Sogar beim Essengehen kann man den Meeren ohne viel Aufwand etwas Gutes tun. „Einfach nachfragen, ob auch invasive Fischarten auf der Speisekarte stehen. Das ist gut für die heimische Population“, erklärt Niedermeier. Eine invasive Art ist eine eingeführte Tier- oder Pflanzenart, die ihre neue Umgebung schadet indem sie etwa heimische Arten verdrängt. In Griechenland würden Restaurants etwa häufig Rotfeuerfische anbieten, die dort gefangen wurden, aber eigentlich nicht im Mittelmeer leben.

Warum „Hainetze“ mehr schaden als nützen

Ein ganz besonderes Anliegen ist dem Salzburger Influencer der Schutz von Haien. Denn diese seien als Top-Prädatoren die Manager des Ökosystems Meer und damit auch für unser eigenes Überleben wichtig: „Wenn es keine Haie mehr gibt, verlieren wir jeden zweiten Atemzug.“ Denn die gefürchteten Knorpelfische regeln die Bestände kleinerer Arten und sorgen so auch dafür, dass nicht zu viele Algen, die mehr als die Hälfte des Sauerstoffs auf der Erde produzieren, gefressen werden. Außerdem halten sie die Ozeane gesund, indem sie alte und kranke Tiere fressen und Nährstoffe über weite Strecken transportieren, die sie dann etwa durch Kot oder ihren eigenen Tod wieder an die Umwelt abgeben.

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Von „Hainetzen“ hält der Biologe wenig und rät dazu, umspannte Strände eher zu meiden. „Sie haben Haie noch nie davon abgehalten, Strände zu besuchen. Sie halten sie eher davon ab, Strände zu verlassen“, erklärt er. Stattdessen würden die Netze großen Schaden anrichten, wenn sich Tiere darin verheddern und sterben. Eine bessere Alternative seien „Sharkspotter“, die Ausschau nach Haien halten und Badegäste im Ernstfall warnen.

Mögliche Gründe für Hai-Attacken

Generell sei die Angst vor Haien aber völlig unbegründet, betont Niedermeier. Der Mensch stehe nicht am Speiseplan der Knorpelfische, Verletzungen und Tote durch Haie seien statistisch gesehen so selten wie durch sonst keinen anderen Prädator dieser Größenordnung. Kommt es dennoch zu Bissen, dann gebe es dafür zwei Hauptgründe: Neugierde – der Tastsinn der Haie liegt am Gaumen –, oder Stress. Auch der Mythos, dass Haie Surfer oder Schwimmer mit Robben verwechseln würden, sei „Quatsch“. Beim Vergleich von Bisswunden habe man festgestellt, dass sowohl Bisskraft als auch -größe bei verletzten Menschen stets geringer waren. Das Fazit: Menschen würden vor allem von jungen Haien gebissen – und diese jagen überhaupt keine Robben, weil sie dafür noch zu klein sind, erklärt Niedermeier. Naheliegender sei deshalb, dass Erkundung und Übung Grund für das Zuschnappen sind.

Übrigens: Auch die häufige Behauptung, Haie würden von Blut und Urin angezogen, ist unwahr. Darf man also doch getrost ins Wasser pinkeln? Optimal ist es nicht – wegen der Überdüngung der Meere, betont Niedermeier. „Aber ich würde vorsichtig sagen: Es ist okay. Zumindest dann, wenn es nicht zu vermeiden ist.“

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(Quelle: salzburg24)

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