Maßnahmen gegen den Schulabbruch forciert die Salzburger SPÖ mit einem Antrag am Mittwoch im Landtag. Dafür soll ein seit Ende der Semesterferien bestehendes System ausgebaut werden, das bereits in einigen anderen Bundesländern angewandt wird: Vom Schulbetrieb suspendierte Kinder oder Jugendliche werden im Rahmen eines Salzburger Landesprojekts von Sozialarbeitern begleitet, um einen erfolgreichen Wiedereinstieg zu ermöglichen. "Diese Ressourcen müssen ausgebaut werden", fordert Bettina Brandauer (SPÖ) am Montag im SALZBURG24-Gespräch. Damit könnten nach Ansicht der SPÖ Schulabbrüche und die damit einhergehenden Armutsgefährdungen verhindert werden.
SPÖ will Suspendierungsbegleitung ausbauen
"Dieser sogenannte Schulabsentismus hat sich seit der Corona-Pandemie verschärft", schildert Brandauer. Konkrete Zahlen zu Schulabbrechern konnte sie nicht nennen, weil umfassende statistische Zahlen für Salzburg aktuell nicht vorliegen würden. Vielmehr bezieht sich Brandauer auf Gespräche mit Sozialarbeitern, Elternverbänden sowie Lehrkräften. Eine entsprechende S24-Anfrage bei der zuständigen Bildungsdirektion blieb bislang noch unbeantwortet.
Das Modell der Suspendierungsbegleitung könnte nach den Plänen der SPÖ auf Schulverweigerer ausgeweitet werden. Hier ist allerdings der Bund als Gesetzgeber in der Verantwortung, wie Brandauer einräumt. Die SPÖ bringt daher am Mittwoch einen Antrag im Salzburger Landtag ein. Darin wird ersucht, an die Bundesregierung mit der Forderung heranzutreten, in Salzburg ein Pilotprojekt unter Einbeziehung von Fachleuten zu starten. Ziel ist es, die Reintegration von schulverweigernden Kindern und Jugendlichen zu fördern. Dies soll durch ein niederschwelliges, überbrückendes Angebot an der Schnittstelle zwischen Schulbesuch und Elternhaus geschehen. "Alles was jetzt in Bildung, Kinder- und Jugendhilfe etc. investiert wird, erspart in Zukunft Ausgaben in Sozialhilfen und armutseindämmenden Maßnahmen."
Gründe für Schulabbrüche
In Österreich beginnt die allgemeine Schulpflicht mit sechs Jahren und dauert neun Jahre. Schulschwänzen, das heißt das unentschuldigte Fernbleiben von der Schule, gilt als Schulpflichtverletzung und kann mit einer Geldstrafe von bis zu 440 Euro geahndet werden. Studien zufolge ist Schulschwänzen ein komplexes Problem, das von gelegentlichem Fehlen bis hin zu chronischer Schulverweigerung reicht.
Die Gründe für einen Schulabbruch sind vielfältig, zeigen mehrere Studien. Kinder und Jugendliche brechen die Schulausbildung oft aufgrund einer Kombination aus akademischen Herausforderungen, familiären Problemen und fehlender Unterstützung ab. Mobbing sowie körperliche und psychische Gesundheitsprobleme können ebenfalls dazu führen, dass sie der Schule fernbleiben. Alle Salzburger Schulen und nahezu jede Klasse sind etwa von Cybermobbing betroffen. Dazu kommen Angststörungen wie etwa durch Leistungsdruck, finanzielle Schwierigkeiten und Sprachbarrieren.
Den Schulen bzw. Pädagog:innen seien häufig die Hände gebunden, denn es gebe weder Frühwarnsysteme, Präventions- noch Interventionskonzepte. Ein Schulabbruch kann eine Reihe von finanziellen Risiken und langfristigen wirtschaftlichen Nachteilen mit sich bringen. Studien zeigen etwa, dass Personen ohne Schulabschluss tendenziell geringere Einkommen erzielen als solche mit einem Abschluss. Weniger Berufsmöglichkeiten stehen offen und ein beruflicher Aufstieg ist oftmals begrenzt. Außerdem steigt das Arbeitslosigkeitsrisiko für Personen ohne Schulabschluss, was wiederum zum erhöhten Armutsrisiko führt.
(Quelle: salzburg24)