Drei von zehn Personen sind im Schnitt in Österreich von Hass im Netz betroffen, wie Zahlen der Statistik Austria zeigen. Dabei handelt es sich um Anfeindungen, Beleidigungen, Mobbing, Hass oder Ausgrenzung in digitalen Räumen – etwa Sozialen Medien, Online-Foren oder auch in Messenger-Chats.
Zivilcourage im realen Leben und auch online relevant
Aber was tun, wenn man Zeug:in von Hass im Netz wird? Damit beschäftigt sich ein Workshop des Salzburger Friedensbüros, der am Donnerstag im Rahmen des diesjährigen Pride Festivals stattfindet. „Zivilcourage ist gemeinhin Alltags- oder sozialer Mut. Es geht darum, einzuschreiten, wenn jemand Unrecht erfährt. Das kann für jeden im realen Leben und genauso online Thema werden“, erklärt Workshop-Leiterin Barbara Sieberth vom Friedensbüro im SALZBURG24-Gespräch am Mittwoch.
Gerade online würden Anfeindungen und Co oft rasch eine starke Dynamik annehmen. „Das Internet ist darauf ausgelegt, Botschaften schnell so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen – egal, ob positiv oder negativ“, so die Leiterin der Abteilung Politische Bildung des Friedensbüros. Daher sei es wichtig, effektive Handlungsstrategien als Reaktion auf Anfeindungen, Ausgrenzung und Co zu entwickeln.
Wie kann man in Internet Zivilcourage zeigen?
„Dabei geht man so vor, dass man sich zunächst die Gegebenheiten ansieht. Geschieht etwas in der breiten Öffentlichkeit oder etwa in einer Chat-Gruppe? Kenne ich die handelnden Personen oder sind es Fremde? Und auch: Handelt es sich womöglich um eine Straftat?“ Je nach Kontext kann es sinnvoll sein, entweder das direkte Gespräch zu suchen oder eine Beratungsstelle wie etwa die Homosexuellen Initiative (HOSI), die Stelle für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit (ZARA) oder die Antidiskriminierungsstelle aufzusuchen, erklärt Sieberth. Bei strafrechtlichen Belangen kann außerdem die Polizei hinzugezogen werden.
Die Expert:innen des Friedensbüros verfolgen seit Jahren einen Anstieg von Hass im Netz. „Das nimmt schon sehr stark zu, wie auch offizielle Zahlen zeigen“. Ein Drittel der österreichischen Bevölkerung ist Statistik-Austria-Zahlen zufolge bereits mit Hassrede im Internet konfrontiert worden – am häufigsten Nutzer:innen von Social-Media-Plattformen. Beleidigende und feindselige Kommentare und Postings richten sich zumeist gegen politische Ansichten (27%), Religion oder Weltanschauung (22%), ethnische Zugehörigkeit (20%) sowie sexuelle Orientierung (19%) und Geschlecht (17%).
"Soziale Medien sind nicht für Freundlichkeiten geschaffen"
„Man muss sich vor Augen halten, dass die Sozialen Medien nicht für Freundlichkeiten geschaffen wurden, sondern einzig für Gewinne“, betont die Workshop-Leiterin. Das sehe man schon daran, dass polarisierende Inhalte besonders gepusht werden. „Man muss sich auch fragen, welche Auswirkungen das auf Meinungsfreiheit und Demokratie hat, wenn man zum Beispiel als Umweltaktivistin so massiv angefeindet werden kann, dass man sich aus Online-Räumen zurückziehen muss.“ Dafür würden vermehrt Fake-News und Falschinformationen „weit abseits der wissenschaftlichen Faktenlage“ unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit verbreitet werden, gibt die Expertin zu bedenken.
„Es sollte ein breites Bewusstsein dafür herrschen, dass jede und jeder Opfer von Hass im Netz werden kann – ob Mann, Frau, queer oder hetero, jung oder alt. Umso wichtiger ist es daher, dass wir alle auch hinschauen, wenn jemand von solchen Angriffen betroffen ist.“
Der Workshop „Digitale Zivilcourage“ findet am Donnerstag, 4. September, in Kooperation mit der HOSI Salzburg im Rahmen des diesjährigen Pride Festivals statt. Beginn ist um 15 Uhr im Friedensbüro in der Stadt Salzburg statt. Es wird um Voranmeldung unter Eventbrite oder per E-Mail an: pride@hosi.or.at gebeten.
(Quelle: salzburg24)