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Anglöckler ziehen wieder von Haus zu Haus

Veröffentlicht: 10. Dezember 2015 10:58 Uhr
Vor Weihnachten ziehen im Salzburger Land vielerorts wieder die Anglöckler von Haus zu Haus. Sie singen Adventlieder, wünschen Glück und Segen und kündigen damit auch die Geburt von Jesus Christus an. Dabei erhalten sie oft kleine Gaben oder werden bewirtet.

"Das Anglöckeln ist ein beliebter vorweihnachtlicher Brauch, der in den Salzburger Gauen häufig einen intimen Charakter hat und in den touristischen Veranstaltungskalendern kaum vorkommt. Oft wird das Anglöckeln privat von Menschen, die gerne zusammen singen oder spielen, organisiert und in kleinerem Rahmen, häufig nur unter Bekannten und Nachbarn, durchgeführt", erklärt Michael Greger vom Salzburger Landesinstitut für Volkskunde.

Hier sind die Anglöckler unterwegs:

Im Flachgau existiert das Anglöckeln unter anderem in Göming. Im Tennengau zieht auf dem Dürrnberg in Hallein eine Gruppe, die sich aus dem Kirchenchor gebildet hat, von Haus zu Haus. Auch im Abtenauer Ortsteil Voglau gibt es zwei Gruppen. Im Pongau sind etwa im Gasteinertal Anglöckler unterwegs. Im Pinzgau sind Anglöckler beispielsweise in Mittersill, Stuhlfelden oder Taxenbach, wo die Musikkapelle mit einem Bläserquartett von Haus zu Haus geht, unterwegs. Im Raurisertal gibt es die "Wörther Anklöckler" und eine aus der Chorvereinigung Rauris hervorgegangene Gruppe. Im Lungau sind immer wieder Anglöcklergruppen z.B. in Mauterndorf, Mariapfarr oder auch Ramingstein aktiv. In der Stadt Salzburg wird der Brauch an der Übungsvolksschule der Pädagogischen Hochschule hochgehalten, wobei die Anglöckler innerhalb der Schule "anklopfen" und nicht von Haus zu Haus gehen.

Blick in die Geschichte

Belege für das Anglöckeln gehen bis ins frühe 17. Jahrhundert zurück, so Ulrike Kammerhofer, Leiterin des Salzburger Landesinstitutes für Volkskunde. Ursprünglich zogen im Winter schlecht Verdienende umher, die durch die Brauchübung nützliche Dinge bekamen. Das Anglöckeln oder Anklöckeln (von klophon, klöcken = klopfen) war im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit für viele Menschen überlebensnotwendig. Auch ging es beim Anglöckeln nicht immer friedlich zu, es gab sogar Tote, und die Obrigkeit verbot mancherorts das Anglöckeln.

"Schiachvermummte" im Rauriser Tal

"Das Anglöckeln weist in Salzburg vielfältige Formen auf, die sich oft mit Herbergsuche und Perchtenumzug vermengen oder eng mit dem 'Heischen' verbunden sind", so Kammerhofer weiter. Aus Quellen geht hervor, dass Ende des 19. Jahrhunderts im Rauriser Tal zum Beispiel die Anglöckler "schiachvermummt" von Hof zu Hof zogen und in Reimen das Verhalten der Hofbewohnerinnern und Hofbewohner scherzhaft kritisierten, aber auch Glück wünschten. Dafür erhielten sie Nüsse. Ihr Kommen bedeutete den Bauersleuten Glück und Segen. Im übrigen Pinzgau waren die Anglöckler ebenfalls vermummt, so trugen einige zu den Larven auch Bischofsmützen – ein deutlicher Bezug zum Nikolausspiel.

Im Gasteinertal führten die Anglöckler lange Stöcke mit sich, mit denen sie an Fenster und Türen klopften. In Knittelversen führten sie Frage- und Rätseldialoge mit den Hausleuten. Im Pongau erschien mitunter – singend und spielend – ein ganzer Perchtenzug.

Bei den sogenannten vermummten „Klezi-Klezi“ aus St. Georgen bei Oberndorf und im Rupertiwinkl (auch „Kletz-Kletz“, benannt nach den Dörrbirnen, nach denen sie heischten, den „Kletzen“) stehen und standen Gabenbitten und Wünsche sowie ein gereimtes Rätselwettspiel, das für „Gaudi“ sorgte, auf dem Programm.

"Anhörbign" in Hallein

In Hallein hieß das Anglöckeln auch "Anhörbign", also Herbergssuchen. Und dort existierte auch die fragende Redensart "Gehst nöt a Glöckibetn?", denn arme Leute und Kinder zogen im Advent umher, trugen fromme Sprüche vor und heischten um Gaben. In Bezug auf Hallein ist an Salinenarbeiter, Schöff- und Bergleute zu erinnern, die einen Nebenerwerb im Winter notwendig hatten. In der alten Halleiner Kirchenkrippe aus dem 18. Jahrhundert sind die Schöffleute in ihrer Schifferkleidung, mit den langen Rudern zum Manövrieren der Floße in einer bittenden Haltung mit gezogenen Hüten und aufgehaltener Hand dargestellt.

Das war nicht nur in Hallein so. Das Anglöckeln half nicht nur den armen Schöffleuten, die die gefährlichen Salztransporte durchführten, beim Überleben, sondern allen armen sowie rechtlosen Menschen, darunter auch den sogenannten "Siechen", den Alten und Kranken. Mit einer Klapper oder einem Glöcklein gingen die Insassen der Siechenanstalten in den Ortschaften herum und sammelten Almosen. Für die Stadt Salzburg wurde dieses wöchentlich stattfindende Almosensammeln der Bewohnerinnen und Bewohner des Bürgerspitals unter Erzbischof Colloredo im 18. Jahrhundert geregelt.

 

(Quelle: salzburg24)

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