Ratten der Lüfte werden Tauben oft geringschätzig genannt. Die Vögel gelten als Verbreiter von Zecken, Flöhen und Milben, im Kot finden sich oft Salmonellen. Die verursachten Verschmutzungen sind immens, dementsprechend hoch auch die Reinigungskosten. „Seit zehn Jahren ist nicht wirklich etwas passiert. Zusammen mit der Taubenabwehr kommt man auf Kosten in Millionenhöhe“, sagt Hans Lutsch vom Verein ARGE Stadttauben im Gespräch mit SALZBURG24.
Taubenproblem betrifft Mensch und Tier
Die Taubenproblematik in Salzburg betreffe Menschen und Tiere gleichermaßen. „Die Bewohner der Mehrparteienhäuser in Lehen und Itzling versuchen ihre Balkone vor den Tauben zu schützen und hängen Netze oder Gitter auf. Doch die Vögel bleiben darin hängen und verletzen sich.“ Auch werde er immer wieder zu Taubennotfällen gerufen. Am Samstag etwa wurden in der Goethestraße drei flugunfähige Tauben aufgefunden. „Wir erinnern: In dieser Straße wurden schon öfter verstümmelte Tauben entdeckt, sollte sich der Verdacht auf Tierquälerei bestätigen, werden wir erneut Anzeige erstatten“, so Lutsch gegenüber S24.

Taubenschläge oder Taubenhaus alternativlos
Taubenschläge oder ein Taubenhaus sind seiner Meinung nach die einzige Lösung. „Die Tiere gehen ja nicht mehr weg, aber sie müssen unter Kontrolle gebracht werden“, ist Lutsch überzeugt. Der Bestand der Stadttauben in der Landeshauptstadt sei seit Jahren gleichbleibend und liege bei etwa 2.800. Alleine 500 Vögel leben rund um Staatsbrücke, Linzergasse und Altstadt. Ein Taubenhaus oder drei Taubenschläge in diesem Bereich würden die Vögel dort vollständig abziehen, weiß der Experte. „Stadttauben verhalten sich wie Haustiere, sie nisten sich dort ein, wo man es ihnen anbietet.“ Mit diesem Konzept reguliere man nachweisbar den Bestand der Straßentauben. Durch das Austauschen der Eier mit Gipseiern könne man die Anzahl der Tauben tierartgerecht senken und die Verschmutzungen an Häusern, Brücken, Dachböden und Balkonen falle weg.
Petition bislang mit gut 3.000 Unterschriften
Der Taubenexperte setzt sich seit vielen Jahren auch medial immer wieder für den Bau von Taubenhäusern oder Taubenschlägen in der Landeshauptstadt ein. Die Politik erkenne die Problematik zwar, die Verantwortlichkeiten würden aber abgeschoben, kritisiert er. Mit seiner vor rund zweieinhalb Wochen gestarteten Petition will er Aufmerksamkeit erreichen. Die gesammelten Unterschriften (Stand: Montag, 8.30 Uhr: 3.300) will man dann an Baustadträtin Martina Berthold (Bürgerliste - Die Grünen der Stadt Salzburg) übergeben, kündigt Lutsch an.
Erstmals wieder Geld im Stadt-Budget
Auf Initiative der SPÖ hat die Stadt Salzburg heuer erstmals auch wieder Geld für das Taubenmanagement ins Budget aufgenommen. 50.000 Euro stehen zur Verfügung. Damit könne man freilich kein Taubenhaus errichten, aber man könne auch schon mit wenig Geld sehr viel tun, ist Lutsch überzeugt. So kostet die Errichtung eines Taubenschlages etwa 5.000 bis 10.000 Euro. „Aber es müssen nun endlich öffentliche Gebäude ausgelotet werden“, richtet Lutsch seine Forderung an Baustadträtin Berthold.
Platz im Salzburger Rathaus?
„Die Auflistung möglicher städtischer Gebäude für Taubenschläge hat das Hochbauamt bereits an den Herrn Bürgermeister übermittelt“, heißt es auf S24-Anfrage kurz und prägnant aus ihrem Büro. Und weiter: Die Zuständigkeiten seien klar definiert, aber es brauche Grundlagen, auf dessen Basis man bauliche Maßnahmen setzen könne. Die Erhebung dieser Grundlagen als auch die Kontrolle des Fütterungsverbots von Tauben seien Verantwortungsbereiche des Bürgermeisters. Und dieser konkretisiert prompt: „Aktuell werden geeignete, freie Bereiche im Dachgeschoss des Rathauses geprüft“, so Bürgermeister Harry Preuner (ÖVP) auf SALZBURG24-Anfrage. Ob Taubenhaus oder Taubenschlag – welche Form der Haltung bzw. Unterbringung der Tiere am besten geeignet ist, werde noch evaluiert und stehe daher auch noch nicht fest. Er wolle zum aktuellen Zeitpunkt jedenfalls keine der möglichen Varianten ausschließen.
Aussagen der Politik, die Zuversicht machen, dass im Jahr 2022 nach zehn Jahren Hin-und-Her tatsächlich erste Schritte zur Lösung der Taubenproblematik in der Landeshauptstadt gesetzt werden. Ob das Gesagte auch in die Tat umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Wir halten euch jedenfalls auf dem Laufenden.
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(Quelle: salzburg24)