Nach einer österreichweiten Großrazzia wurden seit Freitag 18 Menschen wegen Hasskriminalität gegen Homosexuelle festgenommen, über 13 davon wurde bereits die U-Haft verhängt. Auch in Salzburg gab es Hausdurchsuchungen, wie Markus Lamb, Pressesprecher der Polizei Steiermark, am Montag auf SALZBURG24-Anfrage bestätigte. Er sprach von vier Einsatzorten im Bundesland. Näheres konnte er aus ermittlungstaktischen Gründen, auch zu den Tatverdächtigen, nicht sagen.
Datenträger, Waffen und NS-Devotionalien
Mehrere Abteilungen der Polizei hätten bereits seit Monaten an dem Fall gearbeitet, so dass es am Freitag zu den Zugriffen kommen konnte. Die nun gewonnenen Erkenntnisse aus den Hausdurchsuchungen, Befragungen der Tatverdächtigen müssten jetzt ausgewertet werden. Laut Polizei wurden "große Mengen" an Datenträgern entdeckt sowie Waffen und NS-Devotionalien.
Die Rede war zudem von zumindest 17 Opfern, denen von den Verdächtigen fälschlicherweise Pädophilie unterstellt worden war. Angaben vom Freitag zufolge sollen die Verdächtigen seit Mai 2024 Fake-Accounts in sozialen Netzwerken erstellt und damit vorwiegend homosexuelle Männer zu Treffen an abgelegenen Orten gelockt haben. Dort erwarteten die Opfer vier bis acht Maskierte sowie Misshandlungen und Erniedrigungen.
Ähnliche Vorfälle in der Stadt Salzburg
In der Stadt Salzburg soll es vor etwa zwei Jahren zu einer Reihe ähnlicher Vorfälle gekommen sein, wie Conny Felice, Geschäftsführerin der HOSI Salzburg, der Interessensvertretung für LGBQTI+, am Montag gegenüber SALZBURG24 schilderte. Demnach habe es Übergriffe in der Innenstadt und im Andräviertel gegeben. Allerdings sei es in keinem der Fälle zu einer Anzeige gekommen. "Die Angst, geoutet zu werden, oder dass nach einer Anzeige nichts passieren wird, hemmt viele", weiß Felice. Um diese Barriere zu verringern, bietet die HOSI Salzburg Polizeisprechstunden an. "Sie sollen helfen, Berührungsängste abzubauen." Der nächste Termin ist im Mai.
Die aktuelle Berichterstattung würde daher im Umfeld der HOSI nicht nur mit Erschrecken, sondern auch anerkennend aufgenommen. "Mit Anerkennung für die Arbeit der Polizei, dass aktiv etwas unternommen wird", so Felice. Denn Gewalt gegen queere Menschen nimmt in den letzten Jahren merklich zu. So verzeichnet das Innenministerium im Lagebericht Hate Crime für das Jahr 2023 (der Bericht für 2024 liegt noch nicht vor) einen Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr bei Hasskriminalität mit "Sexueller Orientierung" als Motiv. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein.
Warum ist Hass gegenüber queeren Menschen salonfähig?
Für Felice ist es auch wichtig, herauszufinden, wo die Ursachen für solche Taten liegen. Woher komme die Salonfähigkeit von Hass gegenüber queeren Menschen? Einerseits sieht sie die Politik in Verantwortung, aber auch Menschen in der Öffentlichkeit. Es gehe um Vorbildwirkung. "Es geht nicht darum, ständig politisch korrekt zu sein. Man darf auch Witze über queere Menschen machen. Aber diese sollten auf realen Fakten beruhen und nicht aus der Luft gegriffen sein."
(Quelle: salzburg24)