Der sogenannte "Drip"-Trend aus den USA hat mittlerweile auch in Salzburg Fuß gefasst. "Drip Spas" ist der Überbegriff für MedTech Unternehmen, die Infusionen aus einem individuell angepassten Vitamincocktail verabreichen. Genau ein solches gibt es seit 2021 auch in der Stadt Salzburg. Geworben wird bei dem "Drip Spa"-Businessmodell mit einem gesunden Lebensstil unter anderem durch Stärkung des Immunsystems und Steigerung der Energie. Durch die Infusion kommen die Vitamine direkt in die Blutbahn, wo sie schneller wirken sollen. Insbesondere Frauen, aber auch Sportler:innen bilden eine wichtige Zielgruppe. So ist es nicht verwunderlich, dass vor allem Influencer:innen dem Trend mit der Nadel nachgehen und ihn in sozialen Netzwerken weiter verbreiten.
Gesundheit als Businessmodell
Das Geschäft mit Vitaminen als Nahrungsergänzungsmittel ist im Prinzip nichts Neues. Verschiedenste Vitamine gibt es bereits in Kapsel- oder Tablettenform in so mancher Drogerie zu kaufen. Ein "Drip Spa"-Franchiser, der namentlich nicht genannt werden möchte, bietet seit geraumer Zeit in Salzburg die trendigen Infusionen an. Eine Vitamin-Infusion würde dem oder der Kund:in individuell angepasst werden, erklärt der Anbieter auf SALZBURG24-Anfrage hin. Das Unternehmen steht in Kooperation mit Ärzt:innen, welche die Infusion legen und die Prozeduren betreuen. Nach einer Aufnahme der Krankengeschichte entscheidet der oder die behandelnde Ärzt:in, welche Infusion mit jeweils welchen Inhaltsstoffen gelegt wird. Auch Blutanalysen können durchgeführt werden, so der Unternehmer.
Komplett unbedenklich? Die medizinische Sicht
Doch was sagen eigentlich Mediziner:innen zu den Infusionen? Vizepräsident und Kurienobmann der Salzburger Ärztekammer Christoph Fürthauer steht dem "Drip"-Trend allgemein eher skeptisch gegenüber: „Vitamininfusionen sind im medizinischen Bereich so gut wie nie notwendig“, erklärt er. Solche Prozeduren fänden dann vor allem an schwerkranken Patient:innen und oft in Spezialkliniken oder Hausarztpraxen Anwendung. Außerdem sei die Dosierung in solchen Fällen äußerst gering, betont Fürthauer im Gespräch mit S24. „Vitamine können überdosiert werden. Eine solche Überdosierung kann für Patient:innen durchaus gefährlich werden“, so der Vizepräsident. Es kann dabei je nach zugeführten Vitamintypen zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Bauchkrämpfen kommen. Die niedrige Vitamindosierung in medizinisch notwendigen Fällen steht allerdings im Widerspruch zu den hochdosierten Infusionen der "Drip Spas". Aus diesem Grund hält der Mediziner den Trend auch für bedenklich.
"Drip Spa": Was zu beachten ist
Der Kostenvergleich zwischen Vitamindosierungen im medizinischen Bereich und der in Drip Spas könnte für Kund:innen interessant werden. Im medizinischen Bereich sind die Dosen kostenschonend: laut Fürthauers Schätzungen belaufen sich diese auf circa 90 Cent pro Dosis. „Hinzu kommen noch ein paar Euro Kosten für die Prozedur“, fügt er hinzu. Es sei hier ein deutlicher Preisunterschied gegenüber "Drip Spas" zu erkennen, bei denen kaum eine Infusion unter dem dreistelligen Euro-Bereich liege.
Grundsätzlich sei es notwendig, vor einer Vitamin-Infusion ein allfälliges Beratungsgespräch mit zugelassenen Ärzt:innen, bestenfalls dem oder der Hausärzt:in zu führen, so der Vizepräsident der Ärztekammer Salzburg. Außerdem gebe es keine ausreichende medizinische Evidenz auf die Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln. Auch das Salzburger Unternehmen weist daraufhin, dass weder Vitamin-Infusionen noch Nahrungsergänzungsmittel im Allgemeinen einen gesunden Lebensstil oder eine ausgewogene Ernährung ersetzen.
Ob man dem "Drip"-Trend nachgehen möchte oder nicht, ist natürlich jede:m selbst überlassen. Sich im Vorhinein über die Notwendigkeit und Prozedur zu informieren ist auf jeden Fall ratsam.
(Quelle: salzburg24)