Bunt und politisch

Die Geschichte hinter Salzburgs wohl bekanntester Dragqueen

Veröffentlicht: 04. September 2024 15:07 Uhr
Dragqueen Gigi La Pajette ist längst eine Ikone in der Salzburger LGBTQIA-Community. Mit Humor, Heels und glamourösen Kleidern stellt sich die Diva gegen Geschlechternormen – ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Uns hat sie verraten, was sie an Drag fasziniert und warum diese Form der Kunst immer auch politisch ist.

Gigi La Pajette – vor allem in der LGBTQIA-Community Salzburgs ist dieser Name bereits vielen ein Begriff. Mit ihrem „Rosa Stadl“ bringt die Dragqueen ihren Charme und Humor seit einiger Zeit auch Menschen außerhalb der queeren Szene nahe und sorgt in sonst recht traditionell anmutenden Locations wie zuletzt etwa im Urbankeller für ein fröhliches buntes Miteinander. Eine solche Ikone darf natürlich auch beim Pride Festival Salzburg nicht fehlen. Uns hat die Diva erzählt, was für sie den Reiz an Drag ausmacht und wieso jede Queen auch ein bisschen politisch sein muss.

Warum Drag? „Faszination für Kostüme und das Geheime“

„Ich hatte immer schon eine Faszination für Kostüme und das Geheime“, schildert Gigi im Gespräch mit SALZBURG24. Im Drag habe sie eine Kombination aus beidem gefunden: „Es ist laut, schrill, aber trotzdem geheim. Am Ende weiß niemand, wer dahintersteckt.“ Pluspunkt: „Ich kriege Geld dafür, dass ich garstig bin.“ Es sei eine Art buntes Ventil, denn privat sei sie eher ruhig.

Aber was ist Drag eigentlich? Es handelt sich dabei um eine Form der Performance-Kunst. Häufig – aber nicht immer – stellen dabei Männer in künstlerischer oder humoristischer Weise Frauen dar: Sie sind Dragqueens. Getragen werden meist auffällige, schrille oder glamouröse Kleidung und extravagantes Make-Up. Gigi selbst hat mittlerweile rund 160 Outfits angesammelt. „Wir spielen mit den Geschlechterrollen, aber nicht im negativen Sinne, sondern überspitzt“, erklärt Gigi. Das sehe man auch am Namen: „Wir sind Queens, over the top.“

Gigi La Pajette mit Show bei Pride Festival Salzburg vertreten

Gigi füttert die Illusion, die sie auf der Bühne für ihre Gäste erschaffen möchte, sogar mit einer Biografie, die sie immer wieder in ihre Auftritte einfließen lässt: Mit 16 Jahren verließ sie demnach die Kärnter Alm, um ein Bordell in Hamburg zu eröffnen. Sie heiratete, wurde zur Witwe und suchte sich eine neue Leidenschaft: Das Kugelstoßen. Darin gewann das Multitalent sogar eine Weltmeisterschaft – so zumindest die Geschichte. Schließlich kehrte sie als Sängerin zurück auf die Bühne am Hamburger Kiez. Aktuell tritt sie vor allem in Salzburg auf – so auch gestern gemeinsam mit der Wiener Dragqueen Grazia Patricia im arte Hotel. Klickt euch durch den Fotoblog!


Ob alles an der Biografie stimmt? „Es ist zumindest sehr viel Wahres dran“, schmunzelt Gigi. „Was genau, das sage ich aber nicht. Es ist alles Teil der Illusion.“ Was wir immerhin mit Sicherheit wissen: In Salzburg tritt die Diva aktuell tatsächlich oft auf. Alleine während des Pride Festivals kann man sie dreimal antreffen.

Dragqueens als „Sprachrohr“ der queeren Community

Es geht also stark um Unterhaltung, darum „ein bisschen Farbe und Freude ins Leben zu bringen“, wie die Dragqueen erzählt. Viele Dragqueens und -kings betrachten ihr Auftreten aber auch als ein politisches Statement: Sie wollen Normen aufweichen und zeigen, dass das Leben eben nicht Schwarz und Weiß ist – sondern bunt. Manche bezeichnen sie deshalb auch als Galionsfiguren der queeren Community. Das kommt nicht von irgendwo, wie Gigi erklärt: Bei den Stonewall-Riots in den USA, die weltweit als Wendepunkt im Kampf um Gleichbehandlung betrachtet werden, seien es unter anderem die Dragqueens gewesen, die sich gewehrt hätten. Heute würden sie Gesellschaftskritik in Humor verpacken. Das werde eher angenommen als der erhobene Zeigefinger. „Wir sind die bunten Vögel, denen man zuhört. Das Sprachrohr“, meint Gigi. Insgesamt gehe es auch jetzt noch um dasselbe: Gleiche Rechte, bestimmte Verbote und Sichtbarkeit.

Bildergalerien

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken