Auf der FBI NAA Conference 2010 in Zypern wurde Oberstleutnant Karl Heinz Wochermayr von der Landespolizeidirektion Salzburg zum Präsidenten des European Chapter der FBI NAA gewählt. Mit dieser Funktion ist Österreich bzw. die österreichischen Absolventen (Graduates) die Verpflichtung eingegangen heuer eine Konferenz auszurichten. Salzburg wurde aufgrund seiner zentralen Lage und der hervorragenden Tagungsmöglichkeiten gewählt.
Hochrangige Ehrengäste in Salzburg
"Besonders stolz bin ich, dass die Ehrengäste, die US-Botschafterin in Österreich Alexa Wesner und der Vertreter des FBI-Direktors, Executive Assistance Director Robert Anderson, Jr. nicht nur als Ehrengäste, sondern auch als Teilnehmer der Konferenz beiwohnen", betont Wochermayr.
FBI: Von Kindesentführung bis Cyber-Kriminalität
Die Absolventen und Teilnehmer werden über kriminalpolizeiliche Erscheinungsformen wie Langzeit-Kindesentführungen in Österreich und den USA, Cyber-Kriminalität und besondere aktuelle aufsehenerregende kriminalpolizeiliche Fälle diskutieren. Besonderes Interesse werden die Fallstudien über die Einvernahme Saddam Husseins, das Phänomen Dschihadismus und die Flüchtlingstragödie auf der A4 hervorrufen. Der Direktor des Bundeskriminalamtes, General Franz Lang, selbst Absolvent der FBI-Akademie, betont bei seiner Eröffnungsrede den Praxisbezug: "Der Schwerpunkt der Tagung liegt auf Fallstudien, die von FBI-Ermittlern und von "Graduates" präsentiert werden. Aufgrund der einheitlichen Ausbildung in Quantico sprechen wir alle eine Sprache - nämlich jene der Polizei". Die Phänomene werden zusammenfassend auch noch von dem bekannten österreichischen Kriminalpsychologen Dr. Thomas Müller durchleuchtet, analysiert und abgerundet.
Ermittlungen über die Grenzen hinweg
"Dass nach dem Tod von 71 Menschen in einem Kühllaster schon 36 Stunden nach dem Auffinden der Leichen sieben Personen in vier verschiedenen Ländern festgenommen werden konnten, geht auf gut vernetzte Polizeiarbeit zurück", sagte Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts und selbst Absolvent der FBI-Akademie, am Rande der Konferenz. Geschwindigkeit bei der Ermittlungsarbeit werde dabei immer wichtiger - "egal ob bei einem Mordfall oder Bombenanschlag. Inzwischen muss jeder Ermittler unmittelbar über die Grenzen denken."
Im Fokus der Fachtagung stehen inhaltlich neben Langzeitentführungen in Österreich und den USA auch Themen wie Cyber-Kriminalität und Jihadismus. Zu Wort kommt in einem Vortrag auch ein FBI-Agent, der den ehemaligen irakischen Diktator Saddam Hussein nach seiner Festnahme persönlich verhört hat.
Kriminelle agieren im Pyjama von zuhause aus
"Heute sitzen Kriminelle im Pyjama mit dem Laptop im Schlafzimmer und begehen in wenigen Sekunden in 200 Ländern 200 Verbrechen", sagte Lang bei der Eröffnungsrede. "Es ist darum wichtig zusammenzuarbeiten." Bei der "Operation Mozart" sei im Sommer etwa eines der größten Cybercrime-Netzwerke zerschlagen worden, das Europa je gesehen habe. "Dabei wurden zahlreiche Verdächtige in der Ukraine festgenommen, zwei davon in der Ostukraine. Das zeigt, dass Netzwerke trotz politischer Turbulenzen funktionieren." Darum seien Treffen wie jenes in Salzburg auch für den Aufbau von Vertrauen wichtig: "Es hilft, wenn die Leute wissen, wen sie an der anderen Ende der Leitung am Telefon haben."
Internationale Zusammenarbeit sei auch bei DNA- oder Gesichtsfeldanalysen wichtig. "Wir müssen versuchen, dass wir alle nach den gleichen Standards arbeiten", betonte Lang. "DNA-Spuren nützen nichts, wenn ich nicht weiß, wie sie zustande gekommen sind und ich sie nicht in einem österreichischen Strafverfahren verwenden kann."
Salzburg24
FBI NAA gilt als größtest polizeiliche Führungskräfte-Netzwerk
FBI NAA ist das größte internationale polizeiliche Führungskräfte-Netzwerk. Als Nebeneffekt von 80 Jahren Ausbildung bei der FBI National Academy in Quantico ist ein Netz von polizeilichen Führungskräften auf der ganzen Welt entstanden. Die FBI Akademie wird bei der Nachbetreuung der Graduates und der Aufrechterhaltung dieses Netzwerkes von der FBI NA Associates, mit Sitz bei der FBI Akademie, unterstützt. Diese Vereinigung ist eine internationale Non-Profit Organisation und hat über 17.000 Mitglieder in mehr als 150 Staaten. Die Associates ist in 48 Chapter gegliedert, 44 in den USA und Kanada und 4 Chapter in Europa, Afrika und Asien. Das Europäische Chapter ist sehr aktiv und mit 500 Mitgliedern, das stärkste Chapter außerhalb der USA.
Das österreichische Innenministerium entsendet, auf Einladung des FBI, seit 1985 Führungskräfte an die FBI-Akademie. Insgesamt 50 Absolventen aus Österreich genossen bis jetzt die elfwöchige Elite-Ausbildung.
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(Quelle: salzburg24)