Zwei Schuldsprüche

Ibiza-Drogenprozess als Nebenstrang in Salzburg

Veröffentlicht: 25. September 2020 16:00 Uhr
Am Landesgericht Salzburg hat es am Freitag einen ersten Prozess im Dunstkreis des Ibiza-Videos gegeben. Zwei Angeklagte - ein 53-jähriger Bosnier und eine 34-jährige Slowakin - mussten sich wegen Suchtgift- und Waffendelikten verantworten. Beide stammen aus dem Umfeld jenes Detektivs H., der eine Schlüsselrolle beim Ibiza-Video gespielt haben soll und als Begleiter der vermeintlichen Oligarchen-Nichte auftrat. Das heutige Verfahren warf dabei kein gutes Licht auf ihn.

Der Prozess ist am Nachmittag mit zwei Schuldsprüchen zu Ende gegangen. Der 53-jähriger Bosnier wurde zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt, seine frühere Geliebte - eine 34-jährige Slowakin - erhielt 18 Monate Haft. Der Frau wurden jedoch zwölf Monate unter Bestimmung einer Probezeit bedingt nachgesehen. Außerdem muss sie eine Therapie machen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Die beiden Angeklagten hatten Kontakte zu jenem Detektiv, der eine Schlüsselrolle bei der Herstellung des Ibiza-Videos gespielt haben soll und als Begleiter der vermeintlichen Oligarchen-Nichte auftrat. Er war aber im heutigen Suchtgiftverfahren weder als Beschuldigter noch als Zeuge geladen gewesen. Im Prozess wurde deutlich, dass es zwischen dem in Salzburg lebenden Angeklagten und H. zahlreiche Verbindungen gibt. Der Bosnier wird im Ibiza-Verfahren selbst als Beschuldigter geführt. Welche Rolle er bei der Entstehung des Videos spielte, ist aber nicht bekannt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft werden als Verschlussakt geführt.

Handel mit Kokain

Beide Männer kennen sich aber offenbar von einer Tätigkeit bei einem Sicherheitsunternehmen von früher, wie der Staatsanwalt sagte. Der Bosnier führte für H. nicht nur gelegentliche Geldgeschäfte durch, er soll laut Anklage von dem Detektiv in drei Tranchen auch insgesamt rund ein Kilo Kokain erhalten haben - gereicht durch das Seitenfenster eines Autos, in einer Uhrenverpackung versteckt. Beide werden hier auch von der 34-Jährigen belastet. Sie war damals die Geliebte des 53-Jährigen.

Ihr zufolge sollen die zwei Männer Ende 2016 zudem in einem Büro mit einem umgebauten Wagenheber Drogen zu Paketen gepresst haben. Dabei kam es offenbar zum Streit mit der Frau. H. soll ihr darauf eine Waffe an den Kopf gehalten haben und sie und ihre Familie mit dem Tod bedroht haben, berichtete die frühere Prostituierte am Freitag.

Angeklagter war Informant der Polizei

Zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 2017 soll der Bosnier vom Detektiv auch eine Faustfeuerwaffe vom Kaliber 9 Millimeter als Geschenk erhalten haben. Als sich im Zuge der Ibiza-Ermittlungen die Schlinge allmählich enger zog, versuchte der Mann die Pistole offenbar aus Angst vor einer Hausdurchsuchung los zu werden. Er schenkte sie der Schwester seiner damaligen Affäre. Die Frau brachte die Waffe aber in einem Schuhkarton zur Polizei.

Von all dem unabhängig ging es heute vor Gericht aber in erster Linie um Suchtgifthandel. Der wegen Anstiftung zum Diebstahl vorbestrafte Bosnier - er war Immobilienmakler, stand als Informant in den Diensten der Polizei und ist nun Frühpensionist - soll laut Staatsanwaltschaft von Ende 2016 bis in den Herbst 2019 mehr als drei Kilo Kokain verkauft haben, ein weiteres Kilo soll er seiner Geliebten für den Handel übergeben haben.

Drogen mit Abführmittel gestreckt

Er zeigte ihr, wie man Kokain mit Abführmittel streckt und wie man das Suchtgift zu Blöcken presst, damit es einfacher portionierbar ist. Beide waren selbst schwer süchtig und befinden sich seit der Verhaftung im November 2019 in U-Haft. Eigenen Angaben zufolge soll er mitunter bis zu drei Gramm täglich, sie teilweise bis zu 50 Gramm in der Woche konsumiert haben.

Monatliche Ausgaben von bis zu 27.000 Euro

Der Bosnier pflegte dabei auch einen aufwendigen Lebensstil für sich und seine Familie. So wurden von der Polizei monatliche Ausgaben von bis zu 27.000 Euro dokumentiert - etwa für modische Kleidung für seine Kinder. Dazu wurden bei ihm Bargeld und Sparbücher gefunden. Geld, das fast ausschließlich aus dem Verkauf von Immobilien stamme, wie der Angeklagte heute versicherte.

Der 53-Jährige zeigte sich im Prozess zwar grundsätzlich geständig, bestritt aber fast alle ihm angelasteten Mengen und viele angeklagte Deals vehement. Er habe in den vergangenen vier Jahren maximal 350 bis 400 Gramm Kokain verkauft, das meiste selbst gezogen. Die Slowakin räumte die ihr angelasteten Vorwürfe hingegen ein. Sie wolle mit der Geschichte abschließen, sagte ihr Pflichtverteidiger heute. Offenbar führte die Frau auch genau Buch, wie häufig welcher Abnehmer wie viel zu welchem Preis gekauft hatte. Die Anklage stützt sich dabei vor allem auf ihre Angaben - und die zahlreicher Kunden.

(Quelle: apa)

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