Stadt

Jungunternehmerin Juliana Vorderegger im Sonntags-Talk: "In manchen Kreisen bin ich bis heute ein Feindbild"

Veröffentlicht: 23. Juli 2017 12:36 Uhr
Juliana Vorderegger ist wohl Salzburgs jüngste Kaffeehaus-Besitzerin: Vor zwei Jahren hat sie mit gerade einmal 21 Jahren das Schweiger Deli in Salzburg-Itzling eröffnet. Zuvor hat die 23-jährige Absolventin der Tourismusschule Klessheim zwei Jahre in Wien in der Hotellerie gearbeitet. Im Sonntags-Talk spricht die kreative Jungunternehmerin über die Herausforderungen ihrer Selbstständigkeit, wieso sie ständig Veränderung braucht und, was sie sich für die Kaffeehaus-Szene in Salzburg wünscht.
Jacqueline Winkler

SALZBURG24: Warum wolltest du ausgerechnet ein Kaffeehaus aufmachen?

JULIANA VORDEREGGER: Also, wir sind kein klassisches Café, wir sind ein Deli. Das ist ein dehnbarer Begriff und ermöglicht es uns zum Beispiel, Events mit Livemusik zu machen. Ich wollte ganz klar immer etwas machen, bei dem du nie von irgendwem abhängig bist. Da kommst du nie in die Situation, dass du etwas ohne eine bestimmte Person nicht mehr machen kannst. Bei uns kann jeder alles, wir produzieren mittlerweile auch alles selbst. Das war ein Lernprozess, der war hart, aber das war gut.

Kannst du kurz das Konzept hinter deinem Deli erklären?

Es sollte etwas sein, das individuell veränderbar ist. Wir stellen alle zwei Monate um. Oft hat es praktische Gründe oder, weil mir etwas nicht mehr gefällt. Das ist bei unserem Angebot auch so: Es bleibt nie etwas lange gleich. Wir haben immer neue Ideen, probieren Sachen aus, manchmal funktionieren sie, manchmal halt nicht. Wir wollen Leute ansprechen, die mögen, dass wir viele Sachen selber machen und, die Produkte von einer guten Qualität essen und trinken wollen. Ich bin der festen Überzeugung, dass man nur erfolgreich sein kann, wenn man seiner eigenen Linie treu bleibt. Das macht es auch für die Leute interessant. Geschweige denn, dass es einfach zeitgemäß ist. Dass Salzburg da ein bisschen hinten ist, kommt uns zu Gute.

Brauchst du diese ständige Veränderung auch privat?

Ja, ich bin privat auch so. Ich finde es ist total schön, weil du nicht immer in deinem Radl, in deiner Komfortzone, bist.

Veranstaltungen, einen Co-Working-Space, die ständig wechselnde Speisekarte: Glaubst du braucht es dieses Zusatzangebot, um als neues Kaffeehaus in Salzburg überleben zu können?

Wir machen es schon aus dem Grund, damit neue Leute zu uns kommen, die vorher noch nie da waren. Das ist so die Idee. Weil diese Events sind oft mehr Werbung als Geschäft. Ich möchte es schon beibehalten, zumindest bis zu dem Punkt, wo du es nicht mehr machen musst, einfach weil ich finde, das Veränderung immer wichtig ist.

Von der Lage her bist du hier in Itzling weit weg vom Trubel im Zentrum, wo öfter mal neue Café oder Bistros auftauchen. Warum hast du genau hier im alten Café Schweiger dein Deli eröffnet?

Gute Frage. Mit dem Standort verbindet mich so ein bisschen eine Hass-Liebe. Es ist nicht so, dass ich mir selber nicht manchmal denke, wenn ich zentraler liegen würde, wäre alles etwas einfacher. Ich kenne das Haus schon seit ich klein bin, ich bin in der Nähe aufgewachsen. Mein Opa hat das damals gekauft. Ich weiß aber noch nicht, ob ich das die nächsten 50 Jahre mache. Ich habe so viele Ideen im Kopf, das soll nicht die einzige sein. Darüber redet man jetzt aber noch nicht (grinst). Im Moment bin ich hundertprozentig da und ich möchte hier auch wirklich eine Marke aufbauen. Damit kämpfe ich manchmal mehr, manchmal weniger.

collagejuliana Salzburg24
collagejuliana

Du hast dich mit gerade mal 21 Jahren als Kaffeehausbesitzerin selbstständig gemacht. Hattest du das von langer Hand geplant, weil du dir immer schon etwas Eigenes aufbauen wolltest?

Mir ist während meines Jobs in Wien bewusst geworden: Klar, ich kann viel arbeiten – jeder junge Mensch muss irgendwo viel arbeiten – aber dann will ich das für mich selber tun. Die Entscheidung habe ich ehrlich gesagt über‘s Knie gebrochen. Also es war nicht so, als hätte ich das schon machen wollen, seit ich zehn bin. Während ich in Klessheim war habe ich gesagt: „Ich gehe nie in die Gastronomie.“ Dann habe ich aber die Chance gehabt, das zu machen und ich ziehe Sachen durch. Was das anbelangt, bin ich eine relativ alte Seele (lacht). Ich bin glücklich in meiner Selbstständigkeit, das ist genau das Richtige für mich. Ich komme auch aus einer Unternehmerfamilie, da ist mir viel Know-How von den Eltern mitgegeben worden.

Was waren für dich die größten Hürden in den letzten zwei Jahren?

Eine Hürde war sicher am Anfang überhaupt akzeptiert zu werden an diesem Standort. Die Veränderung hat nicht jedem früheren Gast gefallen. Ich glaube, ich bin bis heute in manchen Kreisen ein Feindbild. Das ist ein klassischer Generationenkonflikt, den es immer schon gegeben hat und den es immer geben wird. Ich bin jung, ich bin eine Frau ohne Mann, da gab es schon Anfeindungen. Es hat viele gegeben, die haben darauf gewartet, dass ich wieder zusperre. Aber, wir sind eine starke Front. Meine Mama ist bei mir in der Firma, am Wochenende kommt auch meine Oma öfter vorbei. Wenn ich alleine dastehen würde, würde ich das nicht schaffen. Da muss man sich schon einen Panzer zulegen.

Auf der anderen Seite, war es die Menge an Arbeit, aber auch an Kosten, die auf einen zukommen. Das musst du durchstehen. Es macht ja erst richtig Spaß, wenn am Ende vom Monat etwas über bleibt und du nicht umsonst arbeitest. Du investierst hier ja nicht nur Arbeit und Energie, du investierst dein Herz. Und klar hat man am Anfang Momente, wo man sich fragt: Warum tu' ich mir das an?

Bereust du es manchmal, dass du sich schon so jung selbstständig gemacht hast, weil du vor lauter Arbeit andere Dinge im Leben vielleicht verpasst?

Berechtigte Frage, aber ehrlich gesagt: Nein. Mit meiner Veränderung in den letzten Jahren hat sich auch mein Freundeskreis verändert. Meine beste Freundin ist 47 Jahre alt. Klar hat man weniger Zeit, aber ich denke mir, ich baue mir etwas auf und das verlangt das auch. Natürlich gibt es auch Momente, wo du dir denkst, es wäre schon nett mit Freunden gemeinsam auf Urlaub zu fahren, aber das geht eben nicht.

 

Was würdest du dir für die Kaffeehaus-Szene in Salzburg wünschen?

Grundsätzlich bin ich immer für Veränderung. Es geht um die Freiheit, etwas auszuprobieren und die kann man wo anders viel leichter leben, als bei uns. Da würde ich mir schon wünschen, dass es mehr alternative Sachen gibt. Ich würde da auf jeden Fall hingehen. Da ist ganz viel Luft nach oben, wir setzen hier auch nicht alles um, was wir gerne umsetzen würden, weil auch die Leute noch nicht bereit dafür sind.

Wenn du jetzt nochmals von ganz vorne anfangen könntest, was würdest du anders machen?

Manche Sachen müssen, glaube ich, einen Entwicklungsprozess durchmachen, die kann man gar nicht überspringen, wenn man das könnte, dann wäre natürlich alles viel einfacher. Ich würde wahrscheinlich schon mit den Leuten starten, die ich jetzt in meinem Team habe. Ich würde von Anfang an alles selber produzieren und ich würde mir echt viele Sachen nicht so zu Herzen nehmen, wie ich es am Anfang gemacht habe.

Vielen Dank für das interessante Gespräch Juliana. Zum Abschluss habe ich noch ein paar Entweder-Oder-Fragen für dich:

Okay.

Süßes oder Saures? Süßes.

Kaffee oder Tee? Kaffee.

Berg oder Strand? Berg.

Spontan oder durchgeplant? Spontan.

Frühaufsteher oder Langschläfer? Langschläfer.

Imbiss oder Sterne-Restaurant? Imbiss.

Lieblingsplatz in Salzburg? Stadtberge.

 

Wir veröffentlichen jeden Sonntag ein Interview mit besonderen Menschen aus Salzburg – egal ob prominent oder nicht. Wir freuen uns über eure Vorschläge an: nicole.schuchter@salzburg24.at.

 

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken