Inklusion kann und muss auch in der Berufswelt gelingen, ist man sich beim Salzburger Non-Profit-Unternehmen anderskompetent sicher. An ihrem neuen Standort in Gnigl beschäftigt die Firma aktuell 42 Menschen mit Behinderung, weitere Plätze sollen folgen. Im Arbeitstraining lernen die Klient:innen dort ihre Stärken sowie den Berufsalltag kennen, um später auch am normalen Arbeitsmarkt zurecht zu kommen.
Rund 99.400 Menschen in Salzburg haben laut einer aktuellen Erhebung des Gesundheitsministeriums eine Behinderung – also jede:r Fünfte. 30.400 von ihnen leben mit starken Einschränkungen. Trotz ihrer großen Zahl sind Menschen mit einer Behinderung am Arbeitsmarkt häufig aber noch nicht gleichgestellt: Wofür andere ein monatliches Gehalt bekommen, wird ihnen oftmals ein Taschengeld bezahlt, das durch Sozialleistungen ergänzt wird. Keine Sozialversicherung, kein eigener Pensionsanspruch. Einen anderen Weg geht hier das Non-Profit-Unternehmen anderskompetent, das heute seinen neuen Standort im Salzburger Stadtteil Gnigl eröffnet hat. Im Gegensatz zu anderen Werkstätten bekommen hier auch Klient:innen, die während ihrer Arbeitszeit betreut werden, einen monatlichen Lohn.
Monatlicher Lohn „eine ganz andere Motivation“
„Da wird ein guter, wertvoller Job gemacht“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Katsch gegenüber SALZBURG24. Das gehöre auch entsprechend bezahlt – eine Frage der Wertschätzung also. Und der Gleichstellung, wie Betriebsleiter Stefan Gockel ergänzt: Für die Klient:innen sei das „eine ganz andere Motivation“, arbeiten zu gehen.
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Das Ziel von anderskompetent: Ein sanfter Einstieg in das Berufsleben, um irgendwann in den regulären Arbeitsmarkt eingegliedert werden zu können. Allem voran steht ein zwölfwöchiges Programm zur Arbeitsdiagnostik: Was sind die Stärken und Schwächen des neuen Mitarbeiters oder der neuen Mitarbeiterin? Wo liegen die Interessen? Danach folgt das Arbeitstraining. „Und nach zwei Jahren sollten sie dann soweit sein, in eine feste Arbeitsstelle übermittelt zu werden“, so Gockel. Die Zahlen zeigen: Das klappt recht gut. Die Vermittlungsquote liegt laut dem Betriebsleiter bei etwa 75 Prozent.
Mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung in Salzburg-Gnigl
Zusätzlich stehen auch bei anderskompetent Dauerarbeitsplätze zur Verfügung. Auch diese Mitarbeiter:innen bekommen, der Philosophie von anderskompetent entsprechend, einen festen Lohn. In der Gewerbehofstraße in Gnigl sind aktuell 28 Klient:innen fix angestellt – mehr sollen folgen. Denn der neue Standort gibt das her: Im Gegensatz zum alten Gebäude hat man hier mehr als die doppelte Fläche zur Verfügung. „Für jeden einzelnen Menschen ist das eine bessere Perspektive für die Zukunft“, meint Katsch.
Das neue anderskompetent-Zentrum in Salzburg-Gnigl im Überblick:
Gewerbehofstraße 9/9a, 5023 Salzburg-Gnigl
In Betrieb seit Jänner 2024
1.900 m2 Fläche für Büro, Werkstatt und Lager
Aktuell: 62 Mitarbeitende, davon 42 Menschen mit Behinderung
Geplant: 20 zusätzliche Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung bis Ende 2025
Arbeitsbereiche: Konfektionierung, Verpackung, Bauteilmontage/Industriemontage, Aufbereitung von IT-Altgeräten, Betreuung von Außenanlagen
Anderskompetent sucht neue Aufträge
Aber: Ohne Aufträge keine Arbeit. Damit man auch neue Klientinnen und Klienten sinnvoll beschäftigen kann, läuft parallel zur Suche nach neuen Mitarbeiter:innen auch die Suche nach neuen Auftraggebern. Eine Hürde, wie Gockel schildert. Denn Vorurteile halten sich seiner Erfahrung nach hartnäckig – man zweifelt an der Qualität und auch der Zuverlässigkeit der Mitarbeitenden. „Aber wir haben da sehr gute Referenzen.“
Was ist anderskompetent?
Anderskompetent ist ein Salzburger Non-Profit-Unternehmen, das an insgesamt 25 Standorten im gesamten Bundesland aktiv ist. Die Organisation beschäftigt vor allem Menschen mit Behinderung, die während ihrer Arbeitszeit von geschultem Personal betreut werden. Möglich ist das sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit.
Die Arbeit von anderskompetent unterteilt sich in verschiedene Teilaspekte, darunter die Arbeit mit behinderten Jugendlichen und Frauen. Auch teilbetreutes und mobil begleitetes Wohnen wird an unterschiedlichen Standorten im Bundesland Salzburg angeboten.
Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
PDF: Erhebung des Gesundheitsministeriums zu Menschen mit Behinderungen in Österreich, 2024