Aktion Biwak

Kirche öffnet Pfarrsäle für Obdachlose

Veröffentlicht: 14. Dezember 2018 12:45 Uhr
Temperaturen im zweistelligen Minusbereich stehen uns in den kommenden Nächten bevor. Damit möglichst wenige Menschen die klirrend kalten Stunden im Freien verbringen müssen, hat die Erzdiözese Salzburg in der Landeshauptstadt fünf Pfarrsäle für Obdachlose geöffnet.

"Das Haus Franziskus ist voll ausgelastet; den Menschen bleibt nur, auf der Straße oder unter Brücken zu übernachten – bei den derzeitigen Temperaturen kann das mitunter lebensgefährlich sein", so Herbert Müller, Initiator des Projekts Biwak. Deshalb öffne man in den Wintermonaten – voraussichtlich bis Ostern – fünf Räume: Den Clubraum der Katholischen Hochschulgemeinde, den Markussaal in der Gstättengasse, die Elisabethbühne, den Antoniussaal in Itzling und den Salzburger Dompfarrsaal. Sie sind im Wechsel täglich von 22 bis 7 Uhr früh als Schlafstätte geöffnet.

Im Schnitt 24 Menschen in Pfarrsälen

Im Schnitt kämen 24 Menschen zu den von der Kirche betriebenen Schlafstellen, teilt die Erzdiözese in einer Aussendung mit. Dort werden sie von einem Check-in-Team betreut. "In der Regeln sind das zwei Leute, die warmes Wasser für Fußbäder bereitstellen", berichtet Günther Jäger von der Katholischen Hochschulgemeinde und Mitinitiator des Projekts. Zwei ehrenamtliche Mitarbeiter schlafen gemeinsam mit den Obdachlosen im Pfarrsaal; um 7 Uhr werden die Säle geräumt und anschließend gereinigt.

"Die Erzdiözese stellt uns ein Budget zur Verfügung, mit dem wir die Kosten für die Reinigung der Räume, Toilettenpapier und Tee bestreiten können", informiert Müller. Bei Organisation und Durchführung sei man in enger Absprache mit dem Haus Franziskus und dem Verein Phurdo, dem Zentrum für Roma und Sinti in Salzburg. "Uns wird gemeldet, wie viele Armutsmigranten beim Haus Franziskus abgewiesen werden mussten; an bestimmten Sammelstellen holen wir die Betroffenen ab und bringen sie zur jeweiligen Unterkunft", erklärt Müller.

Strafen gegen Obdachlose in der Stadt Salzburg

Die Diözese reagiert mit den Notschlafstellen auf eine Problematik, die sich in den vergangenen Wochen zugespitzt hatte. Der Fall von Obdachlosen, die im Volksgarten übernachteten und als Schutz vor Witterung eine Plane über ihr Lager gespannt hatten, sorgte für Aufregung. Dreizehn Männer und Frauen seien vom Magistrat mit einer Strafe von je 200 Euro abgemahnt worden – der Grund: Verstoß gegen das Campier-Verbot (wir haben berichtet).

Der Koordinator der kirchlichen Armutsprojekte für die Stadt, Pfarrer Alois Dürlinger, reagierte und ließ mit seiner Ankündigung aufhorchen, er würde die Strafe der dreizehn betroffenen Armutsmigranten übernehmen. "Ich werde, wenn es notwendig ist, die Spenden zusammenbekommen", sagte Dürlinger. Inzwischen sei die Strafe von der Plattform für Menschenrechte Salzburg beeinsprucht worden, heißt es in der Aussendung abschließend. 

Die Zahl an Notreisenden bzw. Obdachlosen in der Stadt Salzburg ist die letzten Jahre mit etwa 150 relativ konstant.

(Quelle: salzburg24)

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