Ungewisse Zukunft

Salzburger Notschlafstelle Biwak bleibt heuer geschlossen

In der kalten Jahreszeit kommen Salzburgs Obdachlose in Notschlafstellen unter. Das Biwak der Erzdiözese bleibt heuer erstmals seit 2018 zu. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 11. Dezember 2024 13:25 Uhr
Die Temperaturen sinken mehr und mehr in den Minusbereich, die 80 bis 120 Obdachlosen in der Stadt Salzburg sind dann auf Notschlafstellen angewiesen. Eine davon – das Biwak der Erzdiözese – bleibt heuer erstmals nach sechs Jahren geschlossen. Wie es dazu gekommen ist, haben wir den Initiator des Projekts Herbert Müller gefragt.
Moni Gaudreau

Zwischen 80 und 120 Obdachlose sind in der Stadt Salzburg jeden Winter zeitgleich auf der Suche nach einem Schlafplatz. Im Haus Franziskus und im Haus Elisabeth hat die Caritas Salzburg rund 110 Plätze zur Verfügung, alle anderen finden seit 2018 im Biwak – einer behelfsmäßigen Notschlafstelle der Erzdiözese Salzburg – Unterschlupf. Im heurigen Winter bleibt das Biwak geschlossen, zumindest bis Weihnachten. Aber warum? Freiwillige und Räumlichkeiten gäbe es auch heuer genug.

„Das Biwak ist keine fixe Einrichtung, jedes Jahr im Herbst muss ich das Projekt bei der Erzdiözese ansuchen“, teilt Initiator und Wohnungslosenseelsorger der Erzdiözese Salzburg, Herbert Müller, im SALZBURG24-Gespräch am Mittwoch mit. Heuer habe er sich im November dazu nicht in der Lage gesehen – zum einen gesundheitsbedingt und zum anderen, weil seine treuen Kollegen, die von der Erzdiözese für das Projekt als Teilzeitkräfte eingestellt wurden, keine Zeit hätten. „Und alleine schafft man das kaum“, erinnert sich der fünffache Familienvater an einen Winter zurück, in dem er die rund 100 Nächte zwischen der Adventzeit und Ostern alleinverantwortlich war. Im Vorjahr waren sie zu viert, das sei optimal gewesen.

Die Nächte im Biwak können durchaus rau werden. „Da treffen Drogensüchtige auf Säuglinge, verschiedene Sprachen werden gesprochen, verfeindete Gruppen schlafen unter einem Dach. Da muss man jede Nacht auf Zack sein“, sagt Müller.

Salzburgs Obdachlose in Abrisshäusern

In den vergangenen Jahren hat Pfarrer Heinrich Wagner den Pfarrsaal St. Elisabeth nahe dem Salzburger Hauptbahnhof für rund 80 Nächte als Biwak für etwa 20 Obdachlose zur Verfügung gestellt. Wenn die Türen heuer geschlossen bleiben, wo finden diese nun Unterschlupf? „Viele schlafen aktuell in Abrisshäusern oder unter Brücken“, weiß der Wohnungslosenseelsorger. Zu Weihnachten sinke der Bedarf dann generell, weil viele der Obdachlosen für die Feiertage in ihre Heimat nach Rumänien zurückkehren würden.

Deshalb hat sich Müller dazu entschieden, das Biwak bis Weihnachten nur vorläufig geschlossen zu halten. Wenn er sich fit genug fühle und mehr Dynamik von der Kirche selbst kommt, kann er sich vorstellen, die Organisation des Biwak mit Jänner wieder aufzunehmen. Generell wünscht sich der 57-Jährige von der Erzdiözese aber mehr Unterstützung und eine langfristige Einrichtung. „Das Biwak war immer nur eine Notlösung. Wenn der Kirche die Armen so wichtig sind, muss sie auch mehr dafür tun“, fordert Müller.

Biwak-Zukunft ungewiss

Dass die Organisation eines solchen Projekts nicht nur von einer Person gestemmt werden kann, sei der Erzdiözese bewusst, heißt es aus der Pressestelle. Wie es aber mit dem Biwak weitergeht und ob eine weitere langfristige Einrichtung für Obdachlose in Salzburg kommen wird, sei noch fraglich.

Wo Obdachlose in Salzburg Hilfe finden

In diesen vier Einrichtungen können obdachlose Menschen einen Schlafplatz finden.

  • Haus Franziskus (Notschlafstelle und Notquartier für Armutsmigrant:innen): Anton-Graf-Straße 4, 5020 Salzburg
  • Haus Elisabeth (Frauennotschlafstelle ausschließlich in Wintermonaten): Plainstraße 42A, 5020 Salzburg
  • Jugendnotschlafstelle Exit7 (Für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren): Siezenheimerstraße 7, 5020 Salzburg
  • Pension Torwirt der Soziale Arbeit gGmbH (Einrichtung zur Kurzzeit-Unterbringung wohnungsloser bzw. obdachloser Personen): Glockengasse 10, 5020 Salzburg.

Untertags bietet der Verein Neustart mit seinem „Saftladen“ die Möglichkeit an, Grundbedürfnisse wie essen, duschen und Wäsche waschen gegen einen geringen Unkostenbeitrag zu stillen. Die Einrichtung befindet sich in der Schallmooser Hauptstraße 38. Für medizinische Versorgungen können Obdachlose die Virgilambulanz in der Gaisbergstraße 27 aufsuchen.

Die Caritas Salzburg hat mit Mitte November auch wieder das Kältetelefon in Betrieb genommen. Wenn obdachlose Menschen gesehen werden, die dringend Schutz oder Hilfe benötigen, bittet die Einrichtung um einen Anruf unter 0676 848 210 651.

(Quelle: salzburg24)

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