Selbstversuch

Kuscheln mit Fremden

Während draußen das Unwetter über Salzburg zieht, ist es drinnen nicht nur warm, sondern wirklich kuschlig.
Veröffentlicht: 18. Juni 2019 17:43 Uhr
Es ist Samstagabend, draußen meldet sich das nächste Gewitter mit lautstarkem Donner an und ich stehe in einem Raum mit lauter Fremden, denen ich im Laufe des Abends noch sehr nahe kommen werde: Und zwar bei einem Kuschel-Workshop.
Jacqueline Winkler

Anfangs ist die Stimmung im Raum noch angespannt: Niemand weiß so genau, worauf sie oder er sich hier eingelassen hat. Ich bin wohl nicht als einzige skeptisch. Als wir im Kreis auf einer Insel aus Matratzen sitzen, erklärt uns Profi-Kuschlerin Carina Heinze: "Der Mensch braucht Körperkontakt und Berührungen, damit es ihm gut geht. Und weil wir in einer sehr berührungsarmen Gesellschaft leben, mache ich diese Workshops."

Aufwärmen zum Kuscheln

Es geht um achtsames Berühren. Deshalb gelten für die kommenden drei Stunden auch "Kuschel-Regeln": Keine Berührungen im Intimbereich, keine sexuellen Handlungen, kein Küssen und jeder darf nur dort berührt werden, wo sie oder er das möchte. Die Grenzen der anderen sind zu respektieren. Wer sich unwohl fühlt, soll das gleich mitteilen.

Bis zum eigentlichen Kuscheln dauert es aber noch. Nach der Vorstellungsrunde meditieren wir, danach folgt ein Spiegeltanz. Jeder sucht sich einen Partner und tanzt die Bewegungen des anderen nach. Die Stimmung im Raum wird lockerer, auf den Gesichtern machen sich die ersten Lächeln breit.

Intensives Anstarren

Das Tanzen hat meine Nervosität vertrieben, ich lasse mich ernsthaft auf den Abend ein. Wir setzen uns wieder auf die Matratzen-Insel, jeweils paarweise gegenüber. Erstmals wird es intimer: Eine Minute lang schauen wir uns tief in die Augen. Dann wechseln wir zwei Mal den Partner. Es sind die längsten drei Minuten meines Lebens. Ich überlege, wann ich zuletzt jemanden so lange angestarrt habe. Wahrscheinlich noch nie.

Erleichtert stehen wir für die nächste Übung wieder auf: Umarmungen stehen am Programm. Wir spazieren durch den Raum und fragen uns gegenseitig: "Darf ich dich umarmen?" Bei einem ja, legt man die Arme um den anderen, verharrt kurz, manche auch länger. Die Umarmungen schenken Ruhe. Völlig egal, dass man vor einer Stunde noch nicht mal die Namen der anderen Workshop-Teilnehmer kannte.

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"Körperkontakt ist schön, aber fordernd"

Es folgen Gruppenumarmungen, ein Berührungstanz – man bewegt sich durch den Raum und muss immer mit irgendwem in Berührung sein – sowie das Ertasten von Händen, Armen und Rücken mit verbundenen Augen. Ich bin erstmals überfordert, die Berührungen sind zu intensiv. Ich lege eine Pause ein, schaue aus dem Fenster. Einer anderen Teilnehmerin geht es ähnlich. "Der Körperkontakt ist schön, fordert aber auch. Es ist ein Sinn, den wir sonst nur mehr selten verwenden", sagt Carina.

Kuschelworkshop Carina Heinze SALZBURG24/Wurzer
Beim Berührungstanz bewegen wir uns in Zeitlupe.

Nach einer kurzen Verschnaufpause – der Regen hat aufgehört, wir genießen die untergehende Sonne – teilen wir uns in Dreier-Gruppen auf. Beim "Wunschkonzert" legt sich einer in die Mitte und wird von zwei anderen berührt. Wo und wie, das wird vorher festgelegt. Ich werde wieder etwas nervös, lege mich dann aber doch als erste in die Mitte – und bin positiv überrascht: Die Berührungen tun wirklich gut.

Geborgenheit: Kuscheln wie ein Kind

Nach einer zweiten Pause dimmt Kursleiterin Carina das Licht, verteilt die Matratzen im Raum. Das Kuscheln beginnt und jeder sucht sich einen Partner. Gemeinsam mit ihrem Freund Josef zeigt uns Carina zwei Kuschelpositionen. Hier und da hört man noch Geflüster, dann wird es ruhig im Raum. Beim Kuscheln beginnen wir im gleichen Rhythmus zu atmen und ich genieße es, einfach nur gehalten zu werden. Fühlt sich ein bisschen an, als wäre man wieder Kind, so geborgen.

Nach einer zweiten Runde bin ich tiefenentspannt, glücklich, aber auch erschöpft: Sich auf diese Erfahrung einzulassen, hat Kraft gekostet. Das Gruppenkuscheln lasse ich aus.

Fazit: Eine schöne Erfahrung, ohne peinliche Momente oder sexuelle Spannungen. Allerdings muss man sich mit allen Sinnen auf den Abend und die Gruppe einlassen, ansonsten werden es krampfhafte drei Stunden.

Bildergalerien

Während draußen das Unwetter über Salzburg zieht, ist es drinnen nicht nur warm, sondern wirklich kuschlig.
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Während draußen das Unwetter über Salzburg zieht, ist es drinnen nicht nur warm, sondern wirklich kuschlig.

(Quelle: salzburg24)

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