Konkurs im Jahr 2018

Labor-Geschäftsführer wegen Betrugs angeklagt

Veröffentlicht: 04. Dezember 2020 08:02 Uhr
Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat den Geschäftsführer eines humanmedizinischen Labors in Salzburg wegen gewerbsmäßigen schweren Betruges und anderer Delikte angeklagt. Der deutsche Staatsbürger soll von 2017 bis Oktober 2018 Therapieprodukte an Kunden verkauft haben, obwohl deren Speicheltests nicht fachgerecht oder gar nicht analysiert wurden. Der Gesamtschaden zulasten der Kunden betrage 300.000 Euro. Das Labor stellte im Oktober 2018 den Betrieb ein und ging in Konkurs.

Die Produktkäufe der Kunden seien auf Basis einer "nicht fach-und sachgerechten Therapieempfehlung" erfolgt, erklärte die Leiterin der Staatsanwaltschaft Salzburg, Barbara Fischer, gegenüber der APA. Der bisher unbescholtene 78-Jährige habe sich zudem als Arzt ausgegeben und die Kunden mit irreführenden Angaben auf der Homepage des Unternehmens getäuscht, wonach es sich um ein medizinisches Labor gehandelt habe. "Er besitzt aber weder eine ärztliche Berufsberechtigung noch ist er in die Ärzteliste eingetragen. Er verfügte auch nicht über eine Zulassung beziehungsweise Gewerbeberechtigung zum Betrieb eines medizinischen Labors." Seinen eigenen Angaben zufolge habe der Beschuldigte in Deutschland und San Francisco Chemie und Medizin studiert und einen Abschluss in klinischer Laborchemieanalyse.

Labor befand sich in der Stadt Salzburg

Das humanmedizinische Labor befand sich in der Stadt Salzburg. Nach einer Anzeige, die offenbar eine Ex-Mitarbeiterin eingebracht hatte, ermittelte die Kriminalpolizei gegen die GmbH. Es gab auch eine Hausdurchsuchung. Das Unternehmen bot auf seiner Homepage an, von Patienten eingeschickte Speicheltests zu untersuchen, den Hormonstatus zu messen und aufgrund der Messwerte ein individuelles Hormonprofil zu erstellen. Bei Werten, die angeblich außerhalb der Norm waren, wurden individuelle Therapien vorgeschlagen - zum Beispiel mit dem Stresshormon Cortisol, das die Hirntätigkeit anregen soll. Die entsprechenden Hormonpräparate, die "wieder ein Gleichgewicht der Hormone und das Wohlbefinden des Menschen herstellen", wie es hieß, konnten direkt bei dem Labor bestellt werden.

Staatsanwaltschaft: Keine Fachkräfte im Labor

Das Labor habe allerdings weder über medizinische Fachkräfte verfügt noch sei die Auswertung der Hormonparameter über einen Arzt vorgenommen worden, argumentierte die Staatsanwaltschaft. Für die Analyse der Speicheltests seien zwischen fünf und 190 Euro verlangt worden, schilderte die Staatsanwältin. Die Gebühr für die schriftliche Interpretation der Laborwerte habe 20 Euro betragen. Für ein ausführliches Beratungsgespräch seien zwischen 30 und 60 Euro eingehoben worden.

Schaden von 235.000 Euro

Im Februar 2017 wurde im Firmengebäude ein "Euroimmun Analyzer" zur Abarbeitung von Patientenproben aufgestellt. Laut der Anklage wurden noch ein paar Speicheltests ausgewertet. Allerdings habe noch im Jahr 2017 der Labormitarbeiter das Unternehmen verlassen. Ab Jänner 2018 seien keine Laboranalysen mehr durchgeführt worden, lautet der Vorwurf. Die Kunden seien durch die schriftliche Befundung und Therapieempfehlung getäuscht und zur Bestellung von Produkten in Höhe von insgesamt 235.000 Euro verleitet worden.

Weitere Vorwürfe gegen Beschuldigten

Der Beschuldigte, der derzeit in Deutschland wohnt, wird in der Anklageschrift noch mit weiteren Vorwürfen konfrontiert. Er soll 230.000 Euro an Firmengeld zur privaten Finanzierung seines Lebensunterhaltes abgezweigt haben. Er habe das Leasing für zwei privat genutzte Porsche der Firma verrechnet, rund 67.000 Euro für eine Privatwohnung in Salzburg und im Flachgau mit Unternehmensgeld bezahlt und die Firmen-Kreditkarte für private Ausgaben in Höhe von rund 14.000 Euro verwendet. Weiters habe er von Juli bis Oktober 2018 Dienstnehmerbeiträge in Höhe von 11.365 Euro nicht abgeführt. Dem Deutschen wird diesbezüglich Untreue und betrügerische Krida angelastet. Am 15. November wurde die Insolvenz über die GmbH eröffnet.

Angeklagter weist Vorwürfe zurück

Die Betrugsvorwürfe habe der Mann in einer ersten Stellungnahme in Abrede gestellt, sagte die Leiterin der Staatsanwaltschaft Salzburg. Er habe erklärt, dass die Speichelproben im Jahr 2018 durch externe Labors erfolgt seien. Er könne die Labors aber aufgrund eines Ehrenkodex nicht nennen. "In der Buchhaltung finden sich aber keine Hinweise, dass externe Laborleistungen zugekauft wurden", sagte Fischer. Weiters habe der Mann behauptet, dass er über eine ärztliche Berufsberechtigung verfüge.

Die Anklage wurde bereits am 21. Oktober beim Landesgericht Salzburg eingebracht. Verteidiger Kurt Jelinek erklärte gegenüber der APA, dass ihm die Anklage gestern, Donnerstag, zugestellt worden ist. Er könne noch keine Stellungnahme dazu abgeben. Die Anklage ist noch nicht rechtswirksam. Ein Prozesstermin steht daher noch nicht fest.

(Quelle: apa)

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