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Mindesthaltbarkeitsdatum bei Milchprodukten oft Willkür?

Veröffentlicht: 24. August 2017 10:49 Uhr
Eine Greenpeace-Umfrage unter den größten österreichischen Molkereien hat ergeben, dass sie das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bei ihren Produkten offensichtlich willkürlich festlegen. Bei ganz normaler, industriell hergestellter Butter etwa kann sich das MHD um bis zu 45 Tage unterscheiden. Einige Hersteller gaben auch zu, dass bei bestimmten Produkten das MHD auf Wunsch des Handels gekürzt wird. Die Lebensmittelkette Spar, mit Sitz in Salzburg, weist die Vorwürfe zurück.

"Damit haben wir es jetzt Schwarz auf Weiß, dass der Handel bestimmte Milchprodukte mit einem unnötig kurzen MHD versehen lässt", ärgerte sich Konsumentensprecherin Nunu Kaller. Die Ursache dafür ortet die Umweltschutzorganisation bei überzogenen Produktanforderungen durch den österreichischen Handel sowie bei gewissen Gütezeichen wie AMA. Bei Exportprodukten werden die Fristen hingegen verlängert.

Spar-Bio-Butter als Beispiel

Ein Beispiel seien die Fristen bei Spars Bio-Butter: Die 250-Gramm-Packung lässt Spar mit einer Frist von 55 Tagen versehen, die 125-Gramm-Packung hingegen mit 60 Tagen. "Dabei sollte man meinen, dass gerade kleinere Butterpackungen empfindlicher sind, da diese schneller auf kurzzeitig höhere Temperatur reagieren", sagte Kaller.

"Bei den Antworten kann man sich nur wundern", fasste die Konsumentensprecherin die Ergebnisse der Umfrage zusammen. "Neben der Butter sind auch die Spannen beim MHD für das Naturjoghurt und für frisches Schlagobers nicht nachvollziehbar", erklärte Kaller. Bei dem Joghurt liegt das MHD zwischen 30 bis 45 Tagen nach der Produktion, bei Schlagobers zwischen zehn bis 14 Tagen. "An unterschiedlichen hygienischen Standards in den Molkereien kann es jedenfalls nicht liegen."

"Mindeshaltbarkeitsdatum muss geregelt werden"

Greenpeace fordert ein einheitliches Verfahren zur Festlegung von realitätsnahen MHD: "Das MHD muss geregelt werden. Es kann nicht sein, dass, wenn zwei Molkereien am gleichen Tag vergleichbare Butter produzieren, Molkerei A 30 Tage für das MHD festlegt und Molkerei B 75 Tage", meinte Kaller. Neben der Butter hat Greenpeace auch für Naturjoghurt (3,6 Prozent), Schlagobers sowie sogenannte länger frische Milch die jeweiligen "Haltbarkeitsfristen" sowie die Gründe für die Festlegung von diesen bei den zehn größten österreichischen Herstellern abgefragt.

Greenpeace: "Auf eigene Sinne verlassen"

Den Konsumenten rät Greenpeace, sich speziell bei Milchprodukten auf die eigenen Sinne zu verlassen. "Wenn ein Produkt das MHD überschritten hat, zuerst schauen, riechen und schmecken. So erkennt man immer, ob die Butter, das Joghurt oder das Schlagobers noch genießbar ist", sagte Kaller. Der Langzeittest von Greenpeace hat jedenfalls ergeben, dass zum Beispiel Naturjoghurt auch ein halbes Jahr nach dem MHD noch immer nicht verdorben war.

 

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Das sagt Spar zu den Vorwürfen

Die Lebensmittelkette Spar begrüßt zwar die Initiative von Greenpeace über Mindesthaltbarkeitsdaten zu diskutieren, weist die Vorwürfe in einer Stellungnahme aber deutlich zurück.

  1. Mindesthaltbarkeitsdaten sind Qualitätsgarantien der Hersteller und werden nicht wie von Greenpeace behauptet vom Handel verlangt. Sie werden vom Hersteller festgelegt und orientieren sich daran, bis zu welchem Datum der Hersteller noch alle qualitativen Kriterien (Geschmack, Geruch, Mikrobiologie) garantieren kann.
  2. Mindesthaltbarkeitsdaten sind bei vergleichbaren Produkten immer ähnlich lang – unabhängig von Feiertagen oder Packungsgrößen. Natürlich können in einem Markt gleichzeitig mehrere Chargen eines Produktes oder ähnliche Produkte unterschiedlicher Hersteller verkauft werden und damit unterschiedliche Mindesthaltbarkeitsdaten verfügbar sein. Die Behauptung, die SPAR Bio-Butter hätte je nach Packungsgröße unterschiedliche Haltbarkeitsfristen ist schlichtweg falsch. Auch die Behauptung, die Mindesthaltbarkeitsdaten würden bei Feiertagen angepasst, ist einfach unrichtig.

Greenpeace beruft sich jedoch anhand zweier Fotoaufnahmen, die der APA vorliegen, darauf, dass ein Code auf den Butter-Verpackungen den Tag der Produktion angibt, womit die Differenz bei den Fristen feststellbar sei. Ein Sprecher von Spar sagte der APA, dass die 250-Gramm-Packung Bio-Butter von Berglandmilch, die 125-Gramm-Packung von Kärntnermilch hergestellt wird. Somit sind die Produkte nicht miteinander ident, wie auch die Mindesthaltbarkeitsdaten vom jeweiligen Hersteller festgelegt worden sind.

Greenpeace: Trotzdem vergleichbare Produkte

Greenpeace-Konsumentensprecherin Nunu Kaller hielt fest, dass es sich trotz unterschiedlicher Hersteller bei zwei Bio-Buttern um vergleichbare Produkte mit identem Fettgehalt handelt. Auch gelten, trotz unterschiedlicher Molkereien, ebenfalls idente Hygiene-Standards. Sie wiederholte die Forderung, wonach es unabhängig davon branchenübergreifende, vereinheitlichte und realitätsnahe Mindesthaltbarkeitsdaten geben sollte.

(SALZBURG24/APA)

(Quelle: salzburg24)

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