15 Monate bedingte Haft

NS-Völkermord verharmlost: Salzburgerin verurteilt

Veröffentlicht: 23. Februar 2022 13:29 Uhr
Weil sie den Völkermord durch die Nationalsozialisten verharmlost haben soll, stand eine 61-jährige Akademikerin am Mittwoch vor Gericht in Salzburg. Sie wurde vom Geschworenengericht schuldig gesprochen und zu 15 Monaten bedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist rechtskräftig.
SALZBURG24 (jp)

Die Frau soll im Jahr 2020 in Videos, die sie auf Kommunikationsplattformen veröffentlichte, erklärt haben, dass im Holocaust nicht mehr als 600.000 Juden ermordet worden seien. Zudem habe die Frau laut Anklage Juden als "Wurzel allen Bösen" bezeichnet.

Corona-Tote sollen "umetikettiert" worden sein

Die bisher unbescholtene Pensionistin aus Salzburg hat im Internet Videos auf Vimeo und Telegram veröffentlicht. Offenbar hatte sie Tausende Followers. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, sie habe in einem Beitrag unter dem Titel "Das Geschäft mit Leben und Tod" behauptet, dass Menschen, die angeblich an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben seien, nicht an Corona gelitten hätten, sondern es seien die Leichen zu Corona-Toten "umetikettiert" worden. Dasselbe sei auch nach dem Zweiten Weltkrieg geschehen. 1,6 Millionen Deutsche, die nach Meinung der Angeklagten unter den Besatzern umgekommen seien, hätte man zu Opfern des Nationalsozialismus ebenfalls "umetikettiert", um die Zahl der ermordeten Juden zu erhöhen. Tatsächlich seien es nicht mehr als 600.000 jüdische Opfer gewesen.

Und indem die Salzburgerin in einem Video die Juden als "Wurzel allen Übels" bezichtigt und von einer "satanischen Kultgemeinschaft" gesprochen habe, habe sie in Kauf genommen, Hassgefühle gegen Juden aufkommen zu lassen, also zu Hass gegen diese Menschen aufzustacheln. "Nach Auffassung der Anklage ist es Absicht gewesen, Juden in ihrer Menschenwürde zu verletzen", sagte der Staatsanwalt.

Völkermord verharmlost: Urteil wohl noch heute

Der Amtsverteidiger erklärte, dass sich die Frau nicht schuldig bekennen werde. Bei ihrer Befragung durch die vorsitzende Richterin sagte die Pensionistin, sie stehe heute nicht mehr zu dem, was sie im Jahr 2020 gesagt habe. "Mir tut es leid, wenn ich einen riesen Aufwand in Gang gesetzt habe. Ich entziehe mich nicht der Verantwortung." Sie habe in keinem Video Menschen oder Religionsgruppen herabgewürdigt. "Ich habe gesagt, ich glaube an das Gute in euch. Man kann aber das Böse nicht leugnen."

Die Beschuldigte sprach von einer damaligen "tiefen Lebenskrise, es sind Emotionen, die sich in irgendetwas hineinsteigern". Rein technisch gesehen sei es eine Plauderei gewesen. "Keiner hat das als Hetze oder für den Nationalsozialismus einzutreten aufgefasst." Sie habe in den Videos von Millionen von Opfern gesprochen, "Juden waren Opfer, auch Deutsche waren Opfer". Ein Urteil wird vermutlich noch heute am Landesgericht Salzburg gesprochen.

(Quelle: apa)

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