Stadt

Organtransplantation: Zwei Salzburger berichten über Leben mit fremdem Organ

Veröffentlicht: 02. Mai 2017 12:36 Uhr
In Österreich werden jedes Jahr Hunderte von Organen transplantiert, 2016 waren es insgesamt 861. Den beiden Salzburgern Alexander Salzmann und Erwin Rinnerthaler hat eine Organtransplantation das Leben gerettet. Doch, wie lebt es sich eigentlich mit einem fremden Organ?
Jacqueline Winkler

Seit 1954 werden erfolgreich Nieren transplantiert, Lebern seit Beginn der 1960er-Jahre und die Herztransplantation feiert 2017 ihr 50-jähriges Jubiläum. Zuvor sind Organtransplantationen meist fehlgeschlagen.

Einfache Infekte werden zur großen Gefahr

Erst mit der Entdeckung der Immunsuppression konnte die Abstoßungsreaktion des Körpers überwunden werden. Die Medikamente, die das körpereigene Immunsystem unterdrücken, müssen Organtransplantierte ein Leben lang einnehmen. Sie sind deshalb auch besonders anfällig für Krankheiten. Das sei schon eine Einschränkung, meinen Erwin Rinnerthaler und Alexander Salzmann im Gespräch mit SALZBURG24. Die beiden sind Koordinatoren der Salzburger Selbsthilfegruppe für Herz- und Lungentransplantierte. Schon ein einfacher Infekt kann für sie in einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt enden.

Erwin Rinnerthaler (links) und Alexander Salzmann leben beide mit einem gespendeten Organ. /Foto: SALZBURG24/Winkler Salzburg24
Erwin Rinnerthaler (links) und Alexander Salzmann leben beide mit einem gespendeten Organ. /Foto: SALZBURG24/Winkler

Neue Lunge nach Zusammenbruch

Mundschutz und Desinfektionsmittel gehören für Rinnerthaler deshalb zur Standardausrüstung. Er bekam 2014 eine neue Lunge. „Ich war starker Raucher, als mein Arzt ein Emphysem, eine Luftblase, im rechten Lungenflügel festgestellt hat. Ich habe mir nicht viel dabei gedacht“, blickt Rinnerthaler im Gespräch mit SALZBURG24 zurück. Bis er vier Jahre später bei der Arbeit plötzlich zusammenbrach. Seine Lunge war in sich zusammengefallen, er musste wiederbelebt werden. „Normalerweise ist das nicht so schlimm, weil man noch einen zweiten Lungenflügel hat. Nur, ich hatte damals nur mehr einen, das ist aber niemandem aufgefallen.“ Über ein halbes Jahr musste er dafür kämpfen, auf die Warteliste für ein Spenderorgan gesetzt zu werden. Danach ging es umso schneller. Schon nach zweieinhalb Monaten wachte er im Wiener AKH mit einer neuen Lunge auf.

Gute Versorgung mit Spenderorganen

Selbstverständlich ist das nicht. Obwohl die Versorgung mit Spenderorganen in Österreich im internationalen Vergleich sehr gut ist. Auf eine Million Einwohner kommen in Österreich 23 Organspender.
Die Zuteilung von Spenderorganen erfolgt in Österreich über die Eurotransplant International Foundation. Laut deren Zahlen wurden im letzten Jahr 861 Organe von verstorbenen Spendern transplantiert und mit 1. Jänner 2017 warteten 776 Menschen in Österreich auf ein Spenderorgan. Damit stehen immer weniger Menschen auf der Warteliste, Ende 2015 waren es noch 829.

Jeder ist potenzieller Organspender

Trotzdem können nicht für alle Patienten rechtzeitig passende Spenderorgane organisiert werden, berichtet das Österreichische Institut für Gesundheitswesen (ÖBIG) im Transplant-Jahresbericht 2015. Und das, obwohl in Österreich die sogenannte Widerspruchsregelung gilt. Potenziell ist also jeder Organspender, der nicht im Widerspruchsregister eingetragen ist.

Transplantation nach Herzinfarkt

Auch Alexander Salzmann bekam rechtzeitig ein Spenderorgan. Der 77-Jährige lebt mittlerweile seit 22 Jahren mit einem transplantierten Herzen. Mit 45 Jahren hatte er einen schweren Herzinfarkt, die Folge war ein Riss im Herzmuskel. Zehn Jahre lebte er damit, der Riss wurde immer größer, erzählt er gegenüber SALZBURG24. Ein Spenderherz war notwendig: „Darüber war ich ehrlich gesagt auch froh, weil das ist kein Leben mehr gewesen. Mein Herz hatte nur mehr neun Prozent Auswurfleistung.“ Bei einem gesundem Herzen liegt diese bei 60 bis 70 Prozent.

Salzmann: "Wo ist der, der für mich gestorben ist?"

Dass für sein Leben jemand anderes gestorben ist, hat ihm nach der Transplantation zu schaffen gemacht. „Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und habe mich gefragt: Wo ist der, dem das Herz gehört hat, der für mich gestorben ist?“, erinnert sich Salzmann. Erwin Rinnerthaler hingegen hat nie darüber nachgedacht, wo sein neues Organ hergekommen ist: „Für mich war sofort klar, dass das jetzt mein Organ ist und zu meinem Körper gehört.“

Neues Leben nach Organtransplantation

Das fremde Organ hat den beiden Männern das Leben gerettet, das wissen sie zu schätzen. „Man lässt sich mehr Zeit und ich genieße jetzt jeden Tag“, sagt Rinnerthaler. Nach der Transplantation habe er erst richtig zu Leben angefangen, meint Salzmann: „Im Folgejahr der Transplantation habe ich den Sonnblick bestiegen, der ist 3.100 Meter hoch. Das war ein Traum. Man schätzt das Leben viel mehr.“

Links zu diesem Artikel:

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken