"100 Prozent DIY"

"Pestspiele" als Kontrast zur Salzburger Hochkultur

Veröffentlicht: 13. Juli 2023 16:40 Uhr
Zugunsten der Festspiele würden andere Kulturangebote immer weiter an den Rand der Stadt Salzburg gedrängt, kritisiert eine Gruppe junger Menschen. Sie organisieren deshalb als "Gegenprogramm" ein eigenes Punk-Festival: Die "Salzburger Pestspiele".

Die Sommermonate stehen in der Salzburger Altstadt jährlich im Zeichen der Festspiele. Schon im Juni wird die große Jedermann-Bühne am Domplatz aufgebaut, aus aller Welt pilgern dann im Juli und August mehr als 250.000 Klassik-Fans und Prominente in die Mozartstadt, um Opern, Schauspielaufführungen und Konzerte zu besuchen. Kommende Woche werden die Festspiele eröffnet. Einer Gruppe junger Salzburger:innen stößt das aber sauer auf: Zugunsten der Hochkultur würden andere Kulturangebote immer weiter aus der Innenstadt verdrängt, meinen sie. Mit einem selbst organisierten Mini-Punkrock-Festival wollen sie ihren rund 200 Gästen deshalb auch morgen und am Samstag wieder ein „Gegenprogramm mit Ansage“ im Kulturzentrum Mark in Salzburg-Sam anbieten. Es wird die siebte Ausgabe der „Salzburger Pestspiele“ sein.

Hunderte Stunden Arbeitszeit für DIY-Punk-Festival

„Do it yourself“ (DIY) ist dabei seit jeher das Motto: Vom Design der Flyer und der Fan-Shirts bis hin zum Programm mit Konzerten und Workshops ist alles selbst gestaltet. Auch um Licht und Ton kümmern sie sich selbst. „Weil es Spaß macht und günstiger ist“, erklärt eine Festival-Mitbegründerin im Gespräch mit SALZBURG24. Schon im Dezember beginnt das sechsköpfige Kollektiv mit der Planung und dem Einladen der Bands. Ab dann fließen hunderte Stunden Arbeit in die Organisation des zweitägigen Events. Weil man alles selbst plant, sei man auch viel näher am Publikum. „Wir sind einfach persönlich für die Menschen da, nicht über hundert Ecken.“

Auf dem Line-Up der „Salzburger Pestspiele 2023“ stehen unter anderem:

  • Pogendroblem: Punk aus Köln
  • Kenny Kenny Oh oh: Punk aus Leipzig
  • Extrem: Hardcore Punk aus Wien
  • Amen81: Hardcore Punk aus Nürnberg
  • ZackZackZack: Experimental Synthwave aus Wien
  • Bolzenschuss: Hardcore Punk aus Marburg/Gießen
  • Salami Recorder & the HiFi Phonos: Garage Punk aus Wien
  • Onkel Gusta: Crossover Grind aus Wien

Aus Salzburg ist heuer keine Band dabei.

Gewinn der „Salzburger Pestspiele“ wird gespendet

Förderungen lehnt das Organisations-Kollektiv ab. „Wir kommen auch ohne gut klar.“ Profit wolle man aus dem Festival ohnehin nicht schlagen, die Ticket-Preise würden bewusst günstig gehalten werden. Auch einen „Konsumzwang“ vermeide man bei den „Pestspielen“. Mache man trotzdem Gewinn, werde das Geld jedes Jahr für wohltätige Zwecke gespendet, etwa für Salzburger Vereine oder die Seenotrettung im Mittelmeer. Wer sich heuer über eine Spende freuen darf? „Das überlegen wir uns, wenn wir wissen, ob überhaupt was übrig bleibt“, erklärt die 27-Jährige.

Gäste aus der Subkultur

Seit der Erstausgabe im Jahr 2016 sind die „Salzburger Pestspiele“ stetig gewachsen: Aus einem Tag wurden zwei, aus drei Bands wurden dreizehn. Kam das Publikum früher nur aus Salzburg, würden sich mittlerweile auch Menschen aus ganz Österreich und sogar Deutschland auf den Weg zu dem Mini-Festival machen, schildert die Organisatorin. Gleich geblieben sei aber die Diversität der Gäste: Vom älteren Rockfan über Subkultur-Neugierige bis hin zur jungen Punkerin sei alles vertreten. Nicht alle von ihnen kämen für die Konzerte, viele würden lieber draußen vor dem Mark als vor der Stage im Innenraum feiern. Sie würden sich deshalb auch kein Ticket kaufen. Auch das sei für das „Pestspiele“-Team in Ordnung. Wichtig sei ihnen nur ein wertschätzender Umgang untereinander: Die Gäste sollen die Grenzen anderer Menschen respektieren: „Das gilt auch im Pogo.“

(Quelle: salzburg24)

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