Der radelnde Deutsche kam am Sonntagnachmittag beim Landesfeuerwehrverband in der Karolingerstraße in der Stadt Salzburg an. Noch bis Dienstagfrüh wird er in der Mozartstadt bleiben, ehe er über Rosenheim zur finalen Etappe bis nach München startet. Am Freitag soll seine 136 Tage lange Fahrt ihr Ende finden. Dann hat Richter rund 8.000 Kilometer in den Beinen.
Jörg Richter radelt für "Care-for-Rare Foundation"
Es ist bereits die fünfte Tour dieser Art für ihn. Seit 2015 schnürte er jährlich sein Gepäck, um durch die USA oder quer durch Europa zu strampeln. Mit dabei ist immer der kleine "Tröster-Teddy". Denn Richter ist auf einer Mission: Gemeinsam mit der "Care-for-Rare Foundation" will er auf seltene Kinderkrankheiten aufmerksam machen.

Knallharte 120 Höhenmeter am Weg nach Salzburg
Ziel der heurigen Tour ist es, zwischen Mai und September von München aus in einer Rundfahrt die Hauptstädte aller an Deutschland angrenzenden Länder zu besuchen. Aber was macht er dann in Salzburg? "Der Stopp in Salzburg war eigentlich ungeplant", erzählt Richter am Montag beim Plausch mit SALZBURG24. "Aber ich lag so gut in der Zeit, dass ich den Großglockner auch noch mitnehmen wollte. Und jetzt bin ich hier", schmunzelt er. Die Etappe vom Hochtor bis zum Fuschertörl bezeichnet er im Nachhinein übrigens als die härtesten Kilometer seiner Reise. "Selbst wenn du weißt, da kommt noch ein Anstieg, waren diese 120 Höhenmeter zäh."
Aber auch die ersten zwei Wochen nach dem Start in München, die ihn über Österreich und Liechtenstein in die Schweiz führten, bleiben in Erinnerung. "Der Mai war heuer zu Beginn extrem kalt, nass und mit Schnee bis auf 400 Meter. In solchen Momenten denke ich dann immer an die vielen Kinder im Krankenhaus, die solche Erfahrungen erst gar nicht machen dürfen. Sie werden nie wissen, wie es ist, wenn man vom Regen nass wird, weil sie die Klinik gar nicht erst verlassen können. Nass werden und frieren bekommen dann eine ganz andere Qualität. Deine Lebendigkeit wird dir erst so richtig bewusst", schildert er nachdenklich.
Etwa 7.000 seltene Krankheiten erfasst
Genau für diese Kinder radelt er. Die "Waisen der Medizin", wie Betroffene von seltenen Krankheiten auch genannt werden, stehen nicht im Fokus von Forschung, Pharmaindustrie oder öffentlicher Aufmerksamkeit. Ihre Erkrankungen sind aber in ihrer Gesamtheit gar nicht so selten: Allein in Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an einer der bisher bekannten ca. 7.000 seltenen Krankheiten, welche noch kaum erforscht sind. Etwa 80 Prozent der seltenen Krankheiten sind genetisch bedingt, daher machen sich viele schon bei der Geburt oder im frühen Kindesalter bemerkbar.
Als besonders hat der passionierte Hobby-Feuerwehrmann seine Stopps in den vielen Zeugstätten erlebt. "Die Gespräche, die Gastfreundschaft, das war und ist einfach überwältigend für mich. Mit manchen kommt man innerhalb von Sekunden in ein tiefpersönliches Gespräch. Wenn es nur für diesen einen Moment war, haben sich die 8.000 Kilometer schon gelohnt", erzählt er.
"Sahnehäubchen" in Österreich
Die letzten Tage in Österreich hätten seiner Radtour aber noch das "Sahnehäubchen" aufgesetzt. "Nachdem ich in Wien war, lief der Buschfunk auf Hochtouren. Ich wurde überall so gut versorgt. In St. Johann (Pongau, Anm.) gab es beispielsweise die doppelte Portion Palatschinken für mich", schmunzelt er. Dort hatte er am Samstag während des Feuerwehrjugendtages einen Halt eingelegt und vor den Nachwuchs-Florianis einen Vortrag gehalten.
"Was ich vor allem den Kindern mitgeben möchte, ist: 'Lasst euch die Träumerei nicht verbieten'", so Richter. Nach einer Rückenoperation vor 30 Jahren konnte er selbst ein Jahr lang nicht gehen. "Dass ich jetzt Tausende Kilometer in den Beinen habe, hielt niemand für möglich. Und doch habe ich es geschafft."
Nach der Tour will er zwei Wochen kein Fahrrad anfassen, aber dann kommt es wieder von ganz alleine "und meine Spinnerei beginnt von vorn", lacht er. Wo es den 59-Jährigen im kommenden Jahr hinführt? "Wahrscheinlich die USA, aber noch ist alles offen."
(Quelle: salzburg24)