Kein dringender Tatverdacht mehr
Es bestehe kein dringender Tatverdacht mehr, lautete die Begründung des Gerichts. Der 33-jährige Erstangeklagte hatte seinen Landsmann während des Prozesses am Dienstag entlastet, indem er erklärte, der 57-Jährige habe mit der Tat nichts zu tun. Auch der Mitangeklagte selbst beteuerte, von dem Überfall nichts gewusst zu haben. Sein Verteidiger forderte einen Freispruch.
Prozess vertagt
Die erste Runde des Prozesses rund um den brutalen Raub an einem Bordell-Manager wurde vertagt. Nächster Gerichtstermin ist am 22. Februar. Zwei bisher unbescholtene Kosovaren sind am Dienstag, wegen eines bewaffneten Raubüberfalls auf einen Nachtclub-Manager und dessen Lebensgefährtin vor einem Schöffensenat am Landesgericht Salzburg gestanden. Der 33-jährige Erstangeklagte tischte schon die vierte Tat-Version auf. Er gestand den Raub mit einer Beute von 30.000 Euro an Bargeld zwar erneut ein, der 57-jährige Mitangeklagte habe mit der Tat aber nichts zu tun, beteuerte der 33-Jährige und betonte, dass er nur eine "Kinderspielzeugpistole" verwendet habe. Der Prozess wird vertagt.
Dritter Verdächtiger
Bei der nächsten Verhandlung am 22. Februar soll auch der dritte Tatverdächtige, ein 36-jähriger Serbe, in das Verfahren einbezogen werden, kündigte die vorsitzende Richterin Daniela Segmüller an. Der Mann sitzt derzeit noch in der Schweiz in Auslieferungshaft und wird für den Prozess nach Salzburg überstellt.
Den Raubüberfall soll der 33-jährige Kosovare, ein Fliesenleger, zusammen mit dem bisher abgesondert verfolgten Serben am 27. April 2012 verübt haben. Gegenüber der Polizei hatte der Erstangeklagte angegeben, dass sein 57-jähriger Landsmann der "Tippgeber" und Chauffeur gewesen sei. Heute revidierte er diese Aussage. Der 57-Jährige, "ein ehrlicher Unternehmer", habe von dem Überfall in der Wohnung des Managers in der Stadt Salzburg nichts gewusst. "Ich wollte nur einen Teil der Schuld auf ihn abladen." Er habe seinen Landsmann nur gebeten, nach Salzburg zu kommen und seinen Pkw beim Besitzer eines Wettlokals auszulösen, bei dem er 1.200 Euro Spielschulden gemacht habe, erzählte der 33-Jährige. Den Wagen habe er dem Lokalbesitzer als Pfand hinterlassen.
"Geld, Gold und Koks"
Die Spielschulden seien auch das Tatmotiv gewesen, erklärte der 33-Jährige. "Ich hatte keinen Cent mehr." Seinen Schilderungen zufolge spionierte er einige Häuser im Stadtteil Liefering aus und entschied sich dann für die Wohnung des Managers, weil er angenommen habe, dass sich dort niemand aufhalte. Laut Anklage brachen er und der Serbe gegen 8.00 Uhr die Terrassentür mit einem Brecheisen auf. Im Wohnraum bedrohten die maskierten Männer den damals 53-jährigen Manager und seine 25-jährige Lebensgefährtin. "Sie forderten Geld, Gold und Kokain", sagte Staatsanwalt Andreas Winkler.
Männer bedrohen die Opfer mit Pistole
Der 33-jährige Kosovare habe dem Geschäftsmann eine Faustfeuerwaffe an die Schläfe gehalten und ihm mehrfach Schläge versetzt, erklärte der Staatsanwalt. Der Serbe habe die Frau gewürgt und mit dem 70 Zentimeter langen Brecheisen und einem Messer bedroht. Der Erstangeklagte (Verteidiger Peter Harlander) schwächte den Hergang allerdings ab. Als der Geschäftsmann vor ihm gestanden sei, habe er die Pistole an den "Betroffenen" gehalten. "Er machte mit dem Kopf Bewegungen, hin und her. Ich habe nichts unternommen, ich bin kein Profi. Er merkte, dass mein Hand zitterte, und riss mir das T-Shirt vom Kopf."
Der Mann hat ihm dann das geforderte Geld, das auf einem Tisch lag, gegeben, danach seien er und sein Komplize geflüchtet, schilderte der Erstangeklagte. Die Frau habe während des Überfalls ein Messer aus der Küche geholt, deshalb habe ihr der Komplize das Messer weggenommen. Die "Kinderspielzeugpistole" und Handschuhe, die sie zuvor in einem Garten gefunden hätten, "warf ich draußen in den Müll." Polizisten fanden nach der Tat das Messer und das Brecheisen in einem benachbarten Garten.
Spielschulden als Grund
Seinem Landsmann, der in Tschechien wohnt, habe er vorgetäuscht, er sei in eine Schlägerei verwickelt gewesen und müsse deshalb dringend weg, erklärte der 33-Jährige. Er entschuldigte sich nicht nur bei ihm - "er ist in dem Fall ein Opfer gewesen" - sondern auch bei der Lebensgefährtin des Managers. "Ich habe Angst und Unannehmlichkeiten verursacht. Ich war in einer Notsituation, ich konnte nicht klar denken." Nach Salzburg sei er mit dem Serben nur deshalb gefahren, um sich die Stadt und ein Skigebiet anzusehen. Dass er 4.400 Euro verspielt und 1.200 Euro schuldig geblieben sei, sei der Grund für den geplanten Einbruch gewesen.
Eine Überwachungskamera hatte den brutalen Überfall aufgezeichnet. Als die Polizei das Foto des Serben veröffentlichte, gingen Hinweise ein. Weitere Ermittlungen führten zu den anderen Verdächtigen. Der Verteidiger des 57-Jährigen, Rechtsanwalt Franz Essl, betonte, dass sein Mandant mit der Tat nichts zu tun habe. Dieser sei nur nach Salzburg gefahren, um das Auto des 33-Jährigen auszulösen. Sein Mandant kenne weder den Manager noch dessen Wohnung, so Essl. Der überfallene Geschäftsmann sagte am Rande des Prozesses zur APA, dass die 25-jährige Frau an einer posttraumatischen Belastungsstörung als Folge des Überfalls leide und in psychotherapeutischer Behandlung stehe. "Ich wurde mit der Waffe und dem Brecheisen geschlagen." (APA)
(Quelle: salzburg24)