Heftige Regenfälle halten Salzburg derzeit in Atem. Was viele Bürger und Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft versetzt, ist für die Mitarbeiter in der Hochwasserzentrale das tägliche Geschäft. Vor allem während der Hochwasser-Saison, die in Salzburg etwa von Anfang Mai bis Ende September dauert. Hier lest ihr, wie ihre Arbeit aussieht, wie weit im Voraus sich ein Hochwasser vorhersagen lässt und wie dramatisch die derzeitige Hochwasserlage tatsächlich ist.
Hochwasserzentrale: Im Ernstfall Zeit gewinnen
„Unsere Aufgabe ist es, Zeit zu gewinnen“, erklärt Hans Wiesenegger im Gespräch mit SALZBURG24. Die Hochwasserzentrale könne ein Hochwasser nicht aufhalten, erklärt der Leiter des Hydrographischen Dienstes beim Land Salzburg. Aber seine Abteilung gibt im Falle des Falles Warnungen aus und ermöglicht es, rechtzeitig darauf zu reagieren. Und so funktioniert das.
Die Stelle, an der die Messwerte zusammenlaufen
Ist die Lage, wie derzeit, angespannt, sind die drei Hydrologen rund um die Uhr im Dienst. Mehr als 50 Messstellen aus dem ganzen Land Salzburg messen alle 15 Minuten Durchfluss sowie Pegelstand. Sie melden sich selbstständig über Telefon und Computer in der Zentrale und geben kritische Wasserstände durch. Vor Ort gibt es Beobachter, die bei Störungen an der Messeinrichtungen die Stände manuell ablesen und weitergeben. Weil die Wasserstände erst ansteigen, wenn der Regen schon gefallen ist, stehen die Hydrologen in engem Kontakt mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), um Entwicklungen im Voraus abschätzen zu können.
Konkrete Vorhersagen bis zu zwölf Stunden im Voraus
Der Hydrographische Dienst verfolgt bei seinem Warnsystem eine mehrteilige Strategie: Eine Frühwarnung (wie derzeit ausgegeben, Anm.) kann zwei Tage im Voraus abgegeben werden. Eine Warnung kann 24 Stunden vor einem erwarteten Ereignis ausgesprochen werden. Dann werden etwa Kraftwerke informiert, um die Stauketten zu legen. Auch Einsatzkräfte werden vorinformiert, um Personal rechtzeitig vor einem möglichen Hochwasserereignis reservieren zu können. Sechs bis zwölf Stunden im Voraus können die Pegel recht genau vorhergesagt werden. In diesem Zeitraum werden auch konkrete Maßnahmen eingeleitet, etwa Radwege und Unterführungen entlang der Salzach gesperrt oder das Kanalsystem vorbereitet.
Die Warnstufen: Von der Vorwarnung bis zum Katastrophenszenario
Die Warnungen sind wiederum in vier Stufen unterteilt, die mit der mehrteiligen Strategie zusammenhängen.
- Meldegrenze: Diese ist eine interne Vorwarnstufe des hydrographischen Dienstes. Das entspricht etwa einem halbjährlichen bis jährlichen Ereignis. Wasserstände, die diesen Grenzwert überschreiten, haben noch kein Schadenspotenzial. Die Stände werden aber ständig beobachtet und die Hochwasserwarnzentrale des Hydrographischen Dienstes ist ständig besetzt. Dort wird entschieden, ob und an wen Informationen weitergegeben werden. Bei stark steigender Tendenz wird die Landeswarnzentrale verständigt, von wo aus die weitere Rettungskette in Gang gesetzt wird.
- Warngrenze: Wird diese Grenze erreicht, entspricht das etwa einem ein- bis zehnjährigen Ereignis. Auch dabei gibt es noch keine Schäden. Die Landeswarnzentrale wird dann auf jeden Fall verständigt, der hydrographische Dienst verschickt in regelmäßigen Abständen eine Zusammenfassung der Ist-Situation und gibt eine Prognose für die weitere Entwicklung ab. Die Warngrenze dient zu Vorbereitungen.
- Alarmstufe 1: Bei dieser Warnstufe kommt es bereits zu ersten Ausuferungen, alle zuständigen Stellen sind zu diesem Zeitpunkt bereits informiert sein. „Da ist dann wirklich was zu tun“, sagt Wiesenegger.
- Alarmstufe 2: Das bedeutet ein Katastrophenszenario, es kommt zu großflächigen Ausuferungen. Der hydrographische Dienst versorgt die Einsatzkräfte weiter mit aktuellen Daten.
Kein extremes Hochwasser-Ereignis zu erwarten
Der Höhepunkt der Wasserstände aufgrund der gegenwärtigen Niederschläge wird in der Nacht auf Donnerstag erwartet. Hydrograph Wiesenegger geht davon aus, dass die Salzach in der Stadt Salzburg die Meldegrenze erreicht. Ein Vergleich mit dem Hochwasser im Jahr 2013 lässt sich anhand der Lammer ziehen: Dort lag der Durchfluss am Mittwoch gegen Mittag mit etwa 20 Kubikmeter pro Sekunde (also 20.000 Liter, Anm.) nur knapp über dem Durchschnitt von 18 Kubikmeter. In der Nacht auf Donnerstag werden 150 Kubikmeter erwartet. Laut Wiesenegger ist auch das noch kein tragischer Wert – 2013 schossen hier in jeder Sekunde 600 Kubikmeter durch.
Ein außergewöhnliches Hochwasser ist für die Nacht auf Donnerstag also nicht zu erwarten, es sei ein Ereignis wie alle ein bis zwei Jahre, erzählt Wiesenegger. Sollte das Wasser unerwartet doch stärker ansteigen, sorgt die Hochwasserzentrale dafür, dass die Einsatzkräfte rechtzeitig informiert werden, um Folgen für die Bürger möglichst gering zu halten.
(Quelle: salzburg24)