"Atomkraft darf in Europa keine Zukunft haben. Deshalb braucht es die Allianz als starke Lobby für erneuerbare und gegen Atom-Energie. Die breite Zustimmung im Landtag ist – gerade angesichts des heutigen Gedenktages – ein starkes Zeichen", betont der Grüne Energiesprecher LAbg. Rupert Fuchs.
Zeitliche Obergrenze für Betrieb von AKWs in Europa
Die Anti-Atom-Allianz hat am Mittwoch in Brüssel zeitliche Obergrenzen für den Betrieb bestehender Kernkraftwerke in Europa gefordert. Der grüne Umweltlandesrat in Oberösterreich, Rudi Anschober, will, dass danach diese Atomkraftwerke (AKW) stillgelegt werden müssen. Der Grünen-Umweltminister von Baden-Württemberg, Franz Untersteller, kann sich als Obergrenze 32 Jahre vorstellen.
Atomenergie-Ausstieg in Deutschland
Dies sei auch in Deutschland der Fall. "Bei mir wird die letzte Anlage in Baden-Württemberg 2022 abgeschaltet", so Untersteller. Er verwies darauf, dass 2011 in seinem Bundesland der AKW-Anteil noch 50 Prozent der Stromerzeugung betragen habe, nun sei er praktisch gegen Null gesunken, obwohl derzeit noch zwei Kernkraftwerke arbeiteten, "aber letzte Woche war keines von beiden am Netz".
Die Produktionskosten für erneuerbare Energie aus Wind würden derzeit in Norddeutschland "onshore" zwischen vier und sieben Cent je nach Standort pro Kilowattstunde ausmachen, in Süddeutschland etwas mehr. Bei Photovoltaik liege die Größenordnung bei Kleinanlagen bei rund zehn Cent, bei größeren bei sieben Cent. "Und das neue britische AKW Hinkley Point rechnet mit 19 Cent."
Anschober: Entwicklung bei Alternativen Energien "sensationell"
Anschober erklärte dazu, die Entwicklung der Stromkosten bei Alternativen Energien sei "sensationell". Der "Siegeszug der Energiewende kann nur durch politische Eingriffe gestoppt werden". Bei Hinkley Point rechnet er mit einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs noch im heurigen Jahr.
Grüne wollen Neubau von AKWs nicht subventionieren
Generell wollen die Grünen nicht zulassen, dass es Subventionen für den Neubau von AKW geben soll, und auch nicht, dass es in Europa "in Richtung Verschiebung der alten Reaktoren zu Uraltreaktoren geht, die immer gefährlicher mit dem Alter werden". Mit einer Obergrenze, die konkret noch nicht definiert werde, wolle man dem entgegentreten. "Nach 30 oder maximal 40 Jahren birgt jedes Betriebsjahr ein zunehmendes massives Risiko." Deshalb gehöre auch der Euratom-Vertrag überarbeitet, der "Privilegien mit einem Sonderstatus von Atomenergie" beinhalte.
Geld für Ausstieg fehlt
Die ehemalige Vorsitzende der Grünen im EU-Parlament, Rebecca Harms, kritisierte, dass für die Finanzierung des Ausstiegs aus der Atomkraft Geld fehle. In Frankreich sei dies eine "Katastrophe". Obwohl der scheidende Präsident Francois Hollande zu Beginn seiner Amtszeit ambitioniert gestartet sei und erklärt habe, dass der AKW-Anteil von 75 auf 50 Prozent bei der Stromerzeugung runtergehen solle, "fragen sich jetzt alle, wie das finanziell überhaupt gehen soll". Untersteller verwies darauf, dass die AKW-Betreiber, "die über Jahrzehnte gutes Geld verdient haben, nicht selbst Rückstellungen gebildet haben, sondern da soll jetzt wieder der Steuerzahler ran, um das rückzubauen".
15 Regionen unterstützen Anti-Atom-Allianz
Die vor einem Jahr von acht Regionen aus vier EU-Staaten gebildete Allianz für einen europaweiten Atomausstieg ist mittlerweile auf 15 Regionen angewachsen. Anschober sagte, damit würden mehr als 50 Millionen Menschen vertreten, "da wächst schon etwas heran", zeigte er sich zuversichtlich. Dabei ist die Initiative auf vier Staaten beschränkt - Deutschland, Österreich, Belgien und Luxemburg.
(APA/SALZBURG24)
(Quelle: salzburg24)