Aufführung am Kommunalfriedhof

Salzburger Sommerszene knöpft sich "Jedermann" vor

Das Künstlerkollektiv "ohnetitel" hat sich für die diesjährige Salzburger Sommerszene des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal angenommen und die Tischgesellschaft aus dem Stück ins Hier und Jetzt versetzt. 
Veröffentlicht: 07. Juni 2024 13:35 Uhr
Für die Salzburger Sommerszene hat sich das Künstlerkollektiv "ohnetitel" den "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal angenommen und die Tischgesellschaft aus dem Stück ins Hier und Jetzt versetzt. Aufgeführt wird das Stück am Kommunalfriedhof.

Acht Figuren aus dem Original-"Jedermann" werden bei der Salzburger Sommerszene durch Pendants des alltäglichen Lebens vertreten, die bei der Premiere von "Die Welt im Ganzen" am Donnerstag einer genau abgezählten Zahl von Besucherinnen und Besuchern für exklusive Kurzgespräche über das Leben gegenübersaßen. Der Tod spielt im "Jedermann" bekanntlich eine zentrale Rolle. Folgerichtig hat sich "ohnetitel" als Aufführungsort für den Kommunalfriedhof in der Stadt Salzburg entschieden. Das Setting: 48 kleine Tische inmitten von Gräbern, davor jeweils zwei Stühle, auf jeder Tischplatte eine Sanduhr, die genau zehn Minuten läuft.

Neue Interpretation alter Rollen

In der Vorlage treten neben Gott und Teufel auch zahlreiche Allegorien auf, die abstrakte Begriffe vermenschlicht darstellen: Tod, Glaube, Mammon, Werke - aber auch die Buhlschaft, Jedermanns Mutter, der gute Gesell oder der arme Nachbar. Alles Figuren, die Jedermann gegenübertreten und von denen er sich angesichts des drohenden Todes Hilfe und Unterstützung erhofft. "Wir haben uns gefragt, welche Funktionen haben diese acht Figuren als Gegenüber des Jedermanns und welche Berufsbilder und Tätigkeiten würden ihnen heute entsprechen", sagt Dorit Ehlers von "ohnetitel" zur APA. "Dann haben wir für die acht Allegorien jeweils sechs Leute aus Salzburg gesucht."

Herausgekommen ist eine Liste von 48 Berufen und Persönlichkeiten, vom Koch bis zum Model, von der Lehrerin bis zum Politiker. Der Tod wird etwa von einer Hospizärztin, einer Trauerrednerin, einem Krisenreferent oder einem Kammerjäger "vertreten". Für den Glauben wurden unter anderem ein Pfarrer, ein Mönch, ein Theologe, aber auch eine Wissenschafterin gewonnen, für den Mammon eine Lohnverrechnerin oder ein Vermögensberater.

Unterschiede zum Original-"Jedermann"

Die "modernen Allegorien" erzählen jeweils im Zweiergespräch mit ebenso 48 Besucherinnen und Besuchern offen aus ihrem persönlichen Leben, von ihren Berufen, die Umstände, die dazu geführt haben, diese zu wählen und beginnen dann einen Dialog mit dem jeweiligen Gegenüber. "Die zentrale Frage dahinter ist, wie ich mein Leben auch angesichts des Todes eigentlich leben soll." Dabei treten nicht nur verschiedene Lebensentwürfe zu Tage, sondern auch die Abzweigungen in der eigenen Biografie, die man genommen oder manchmal auch nicht genommen hat.

Anders als im Original, das die Frage nach dem richtigen, tugendhaften Leben stellt, hat sich "ohnetitel" allerdings für die Formulierung des "angemessen Lebens" als roten Faden entschieden. Man habe damit die Moral, mit der der "Jedermann" aufgeladen ist, ein wenig herausnehmen wollen. Die Einführung in das Stück erfolgt mit zwei kurzen Gedankenspaziergängen zu den Konzepten der Endlichkeit und der Ewigkeit. Jeder Teilnehmer kann dann im Anschluss mit vier Allegorien sprechen.

Es sei übrigens gar nicht so leicht gewesen, 48 Salzburgerinnen und Salzburger zu finden, die sich - zumal im Beruf stehend - für die Generalprobe und die insgesamt drei Aufführungen Zeit nehmen können, hieß es von "ohnetitel". Ursprünglich hätte das Kollektiv auch gerne am barocken Sebastians-Friedhof inszeniert. "Leider gab es eine Nachbar- und Nutzerschaft, die glaubte, dass Gespräche über Leben und Tod nicht auf einen Friedhof gehören", hieß es dazu knapp.

Bildergalerien

Das Künstlerkollektiv "ohnetitel" hat sich für die diesjährige Salzburger Sommerszene des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal angenommen und die Tischgesellschaft aus dem Stück ins Hier und Jetzt versetzt. 
Das Künstlerkollektiv "ohnetitel" hat sich für die diesjährige Salzburger Sommerszene des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal angenommen und die Tischgesellschaft aus dem Stück ins Hier und Jetzt versetzt. 
Das Künstlerkollektiv "ohnetitel" hat sich für die diesjährige Salzburger Sommerszene des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal angenommen und die Tischgesellschaft aus dem Stück ins Hier und Jetzt versetzt. 
Das Künstlerkollektiv "ohnetitel" hat sich für die diesjährige Salzburger Sommerszene des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal angenommen und die Tischgesellschaft aus dem Stück ins Hier und Jetzt versetzt. 
Das Künstlerkollektiv "ohnetitel" hat sich für die diesjährige Salzburger Sommerszene des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal angenommen und die Tischgesellschaft aus dem Stück ins Hier und Jetzt versetzt. 

(Quelle: apa)

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